Bahrain: Weiß Audi die passende Antwort?

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Sandstürme und hohe Temperaturen: Inmitten der Sakhir-Wüste mäandriert sich der Bahrain International Circuit durch die arabische Dünenlandschaft – Schauplatz des drittletzten Wertungslaufes der Langstrecken-WM. Kann Audi beim Nachtrennen auf dem Archipel den Toyota-Triumph kontern?

Die Langstrecken-WM bricht auf, um im Nahen Osten neues Terrain zu erkunden. Dabei verirrt sich die Sportwagenelite im Niemandsland der arabischen Wüste. Im Königreich Bahrain findet der Wettlauf der Hybridtechnologien seine Fortsetzung. Dabei spielt auf dem Rundkurs in der Sakhir-Einöde ein Faktor eine essentielle Rolle: der Sand, welcher durch Windböen auf die Piste gewirbelt wird und die Fahrbahnbeschaffenheit fortwährend verändert.

Überdies strapazieren die eminent hohen Temperaturen und etliche Vollgaspassagen den Motor. Denn die Wüstenstrecke zählt drei Hochgeschwindigkeitskurven und vier Geraden, wobei der Start-Ziel-Abschnitt sich über einen Kilometer erstreckt. Eine Charakteristik, welche normalerweise den Audi-Prototypen zupass kommen müsste, um sich für die Schmach beim Sechs-Stunden-Rennen in Interlagos zu rehabilitieren.

Schließlich gelang Toyota in São Paulo ein Glanzstück im Duell mit Le-Mans-Seriensieger Audi. Die Herausforderer aus Fernost zeigten den Ingolstädtern in Brasilien deutlich ihre Grenzen auf, während die Herren der Ringen kein Kapital aus dem Dieselsparbonus schlagen konnten. Stattdessen zelebrierten Nicolas Lapierre und Alexander Wurz mit dem japanischen Hybrid-Benzinmotor einen historischen Triumph für den asiatischen Hersteller. 

Audi-Kader hat keinerlei Streckenkenntnisse 

Ergo sinnt Audi nun auf Revanche. Deshalb haben die Bayern ihre Strategie geändert und ihr zweigleisiges Engagement kurzfristig aufgegeben. Fortan werden auch Tom Kristensen und Allan McNish eine Hybridvariante des R18-Renners ausgestattet. Augenscheinlich genießt das zwittrige Vehikel nämlich einen Vorteil im Überrundungsverkehr. Folglich kämpft das dänisch-schottische Duo fürderhin mit denselben Waffen um den Fahrertitel gegen seine Stallgefährten André Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer. 

Nichtsdestotrotz betritt der vollständige Audi-Kader – wie ein Gros des Fahrerlagers – im Königreich Bahrain Neuland. Im Gegensatz zur Konkurrenz: Wurz sammelte bereits als Formel-1-Testfahrer in Diensten von McLaren-Mercedes Erfahrungen auf dem Bahrain International Circuit, erzielte gar eine Trainingsbestzeit. Kann Toyota seinen Rivalen von Audi also beim einzigen Abendrennen der Saison tausend und eine schlaflose Nacht bereiten? 

„Wir haben in Brasilien viel gelernt, um die richtigen Entscheidungen für das nächste Rennen zu treffen“, entgegnet Audi-Fahrer Tréluyer jedoch. „Das stimmt mich sehr zuversichtlich für die Sechs Stunden von Bahrain. Für uns Fahrer geht es einmal mehr darum, einen anderen Kurs kennenzulernen. Ich werde mich wie immer im Simulator darauf vorbereiten. Bei diesem Rennen erwarten uns sehr anspruchsvolle Randbedingungen.“ 

Honda bereitet sich im Simulator vor

Unter den Privatiers ringt wiederum die Honda-Fraktion um den Anschluss. Aber insbesondere Strakka Racing hat gute Erinnerungen an bisherige Langstreckenrennen zu nächtlicher Stunde. Denn Jonny Kane, Danny Watts und Nick Leventis gewannen vor zwei Jahren beim Zwergenaufstand in Budapest, als sich bei der ungarischen LMS-Runde sechs LMP2-Mannschaften an die Spitze des Gesamtklassements. 

Einziges Defizit des britischen Ensembles: Bis dato machte sich das Honda-Gespann ausschließlich im Simulator mit der Rennbahn in Bahrain vertraut. Lediglich Watts sammelte als Porsche-Supercup-Pilot bereits Erfahrungen auf dem orientalischen Kurs. „Mir gefällt Bahrain wirklich gut, weil es eine spaßige und schön flüssige Strecke aus einer Kombination von schnellen und langsamen Kurven ist“, erinnert sich der Strakka-Schützling. „Es ist ein anspruchsvoller Kurs, da der Sand das Gripniveau beeinflusst und stets gering hält. Zudem verändert sich die Strecke im Laufe des Wochenendes.“ 

Indes genießen die Markenkollegen von JRM Racing einen Vorteil. Obwohl die Mannschaft aus Rye ihr Arbeitsgerät gleichermaßen im Simulator präpariert hat, können David Brabham und Karun Chandhok hingegen auf reale Streckenerfahrung zurückgreifen. „Es wird sicherlich interessant, mit dem LMP1-Boliden zu fahren – insbesondere im Verkehr, wenn man auf die staubige Außenlinie ausweichen muss“, prognostiziert Chandhok. „Die Bremsen werden immens belastet; mit fünf Bremszonen nach hohen Geschwindigkeiten.“ 

Nur Peter Dumbreck begibt sich im arabischen Wüstenstaat in unbekannte Gefilde. Dennoch reist die JRM-Equipe mit Rückenwind gen Osten, da die Truppe während der Trainingseinheiten in Brasilien mehrfach Akzente setzen konnte. Im Rennen machten dem Team allerdings technische Gebrechen einen Strich durch die Rechnung. Schlussendlich belegten Brabham, Chandhok und Dumbreck den letzten Rang in der LMP1-Wertung. 

Vom Pech der Honda-Sektion profitierte dagegen Rebellion-Toyota. Die Eidgenossen führen gegenwärtig die Tabelle mit 137 Punkten an. Strakka Racing verbucht wiederum bloß 93 Zähler auf dem Konto, während JRM mit 87 Pünktchen die rote Laterne aufgebrummt wurde. Bei noch drei verbleibenden Läufen à sechs Stunden ist das Rennen um den Titel nichtsdestoweniger noch gänzlich offen.