Nürburgring: Callaway im Handstreich an die Tabellenspitze

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Stoßstange an Stoßstange auf die Zielgerade: Im GT-Masters-Halbfinale auf dem Nürburgring wendete das Callaway-Ensemble Daniel Keilwitz und Diego Alessi die Partie um den Titel. Porsche-Gipfelstürmer Christian Engelhart und die Rivalen von MS Racing wurden auf die Plätze zwei und drei verwiesen.

Der Kampf um die Meisterschaft hat sich am Fuße der Nürburg verschärft. Obwohl sämtliche Anwärter ihre Chancen auf den diesjährigen GT-Masters-Titel wahrten, ergaben sich in der Eifel einige Positionsverschiebungen innerhalb des Spitzenquartetts. Infolge eins mehr oder minder verkorksten Rennwochenendes verlor Schütz-Porsche-Pilot Christian Engelhart die Tabellenführung an das Callaway-Duo Daniel Keilwitz und Diego Alessi.

Denn das Corvette-Gespann bot auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgring eine bravouröse Vorstellung. Erlebte das deutsch-italienische Ensemble beim ersten Auftritt in der Vulkaneifel noch eine mittelschwere Katastrophe, rehabilitierten sich die neuen Tabellenführer am vergangenen Wochenende und eroberten Rang eins in der Punktewertung. Der Grundstein wurde bereits Freitagabend in der Qualifikation gelegt: Poleposition und Startposition zwei. 

Doch ehe die Corvette-Equipe auf die Siegerstraße fand, drohte Alessi bereits das nächste Debakel. Im Pulverdampf des Startschusses zum ersten Wertungslaufes steuerte der Pole-Mann Seite an Seite mit Alpina-Schützling Dino Lunardi auf die Mercedes-Arena zu, wobei es zwischen den Kontrahenten zum Feindkontakt kam. „Am Start hat mich ein BMW-Alpina leider aggressiv abgedrängt, und ich musste einen weiten Bogen fahren“, monierte Alessi nach dem Intermezzo. 

Fortan blies der Callaway-Akteur zur Offensive und erkämpfte mit seinen Siebenmeilenstiefeln Position um Position zurück. Letzen Endes retteten Alessi und Keilwitz den Silberrang. Der zweite Durchgang am Sonntag wurde schließlich zur Solodarbietung der Corvette-Mannschaft. Denn Keilwitz revanchierte sich beim Start für das forsche Manöver am Vortag und zirkelte sich behänd an Pole-Sitter Dino Lunardi (Alpina) vorbei. 

Anschließend war der Corvette-Vormarsch nicht mehr aufzuhalten. Alessi und Keilwitz triumphierten im Sonntagsrennen auf dem Nürburgring und erklommen die Tabellenführung. Dennoch verzeichnen die Gipfelstürmer mit einem Punktestand von 151 Zählern nur ein geringfügiges Polster auf Verfolger Engelhart. Ein durchwachsenes Wochenende in der Eifel kostete den Ingolstädter nämlich den Platz an der Sonne – nun verbucht der Dominator der letzten Rennen einen Rückstand von sieben Punkten.

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Schwarzer Freitag für Engelhart und Tandy 

Nachdem der Porsche-Gipfelstürmer und seine Entourage in Zeltweg sowie auf dem Lausitzring zuvor vier Meisterschaftsläufe in Folge gewinnen konnten, lasteten die Regelmacher im Zuge der Balance of Performance dem Zuffenhausener Rennpferd 25 Kilogramm Zusatzgewicht auf. Ein Handikap, das sich schon im Laufe des Trainingsfreitags bemerkbar machte. Denn die sieggewohnten Neunelfer hatten Schwierigkeiten, sich unter den schnellsten Zehn zu platzieren. 

Damit war eine mühsame Qualifikation bereits determiniert. Erfocht Engelhart im ersten Segment noch die elfte Startposition, wurde die Zeitenjagd seinen Gefolgsmann Nick Tandy ein Fiasko. Der Brite rutschte auf der Kühlflüssigkeit eines Mistreiters aus, womit der Porsche-Routinier nicht über den 27. Gesamtrang hinauskam. Ergo durfte sich das Porsche-Gespann auf eine schwierige Aufholjagd einstellen. Aber die Weissacher Delegation zeigte Kampfgeist. 

Nachdem Engelhart und Tandy am Sonnabend Rang sieben ertrotzten, folgte im zweiten Rennen eine mustergültige Vorführung. Tandy preschte im Eiltempo durch das Getümmel der Anfangsphase und übergab das Staffelholz zur Halbzeit letztlich auf Position zwölf. „Insbesondere die ersten Runden haben großen Spaß gemacht“, jauchzte Tandy nach der Gala während der ersten Rennhälfte. „Danke an die gesamte Crew, das Teamwork war an diesem Wochenende wie immer perfekt.“ 

Engelhart baute schließlich auf der Vorarbeit seines Stallgefährten auf und machte nochmals zwei Plätze gut. Schlussendlich klassierte sich der Titelaspirant auf dem zehnten Rang. „Wegen der Zusatzgewichte, die uns durch das Reglement zugesprochen wurden, war es ein schwieriges Wochenende“, bilanzierte Engelhart das Rennwochenende. „Aber wir haben das bestmögliche Ergebnis rausgeholt und unsere Aufholjagd war eine tolle Show.“ 

Konstante Vorstellung von Asch und Götz 

Indes zeigten Sebastian Asch und Maximilian Götz (MS-Racing-Mercedes-Benz) eine konstante Leistung. Den Sternenkriegern glückte zweimal der Sprung auf die unterste Podiumsstufe, womit das Silberpfeilduo zwar auf den dritten Platz in der Tabelle degradiert wurden, jedoch den Abstand zu Engelhart auf zwei Pünktchen verkürzten. Einem planmäßigen Wertungslauf am Samstag folgte schließlich ein ereignisreicher zweiter Durchgang. 

„Ich hatte einen schlechten Start und lag in der Startrunde nur auf Rang sieben oder acht – bis zur Dunlop-Kehre konnte ich mich aber wieder auf Platz fünf fahren“, resümiert Götz. „Anschliessend konnte ich Frentzen (Anm. d. Red.: Callaway-Corvette) ausbremsen und lag auf Platz drei, nachdem Johannes Stuck (Anm. d. Red.: Young-Driver-Aston-Martin) in einem fairen Zweikampf Platz gemacht hat. Platz drei musste heute sein, denn ansonsten hätten wir im Titelkampf keine Chance gehabt.“ 

Zudem ergänzte Asch: „Wir haben gehofft, beim Boxenstopp einen Platz gewinnen zu können, doch die Stoppuhr, die unsere Zeit in der Boxengasse misst, hat nicht funktioniert, und daher sind wir beim Stopp auf Sicherheit gegangen. Ich lag hinter dem Alpina und war immer wieder dran, hatte aber gleichzeitig Druck von hinten durch Stuck. Unsere Rundenzeiten waren identisch, daher haben sich die Abstände kaum verändert.“ 

Martin und Lunardi ringen um den Anschluss 

Obwohl sich das Unternehmen „Titelverteidigung“ für Lunardi peu à peu zu einem schwierigen Unterfangen entwickelt, haben der Franzose und sein belgischer Kumpane Martin noch längst nicht resigniert. Die Alpina-Abordnung sammelte auf dem Nürburgring wichtige Punkte im Rennen um den Titel, weshalb der französisch-belgischen Fahrerpaarung gegenwärtig nur noch 18 Zähler auf die Tabellenspitze fehlen. Bei noch 50 zu vergebenden Punkten keine unmögliche Aufgaben, welche den Fahrern des giftgrünen Gran-Turismo-Boliden gestellt wird. 

Zudem überzeugte Alpina am Ring in jedweder Hinsicht. Nachdem Lunardi im ersten Lauf mit einem aggressiven Manöver beim Start die Führung errang, war das Aufgebot aus Buchloe nicht mehr zu stoppen. Tags darauf reichte es zwar lediglich für den Silberrang, aber Alpina hält damit den Anschluss zur Spitzengruppe. „Am Start zum zweiten Rennen hat mich die Corvette mit ihrem höheren Drehmoment ausbeschleunigt, ich konnte dann aber in Schlagdistanz bleiben“, konstatierte Martin. „Wir haben beim Finale intakte Titelchancen, erwarten in Hockenheim allerdings ein schwieriges Wochenende.“ 

Das Finale des ADAC GT Masters steigt am letzten Septemberwochenende auf dem Hockenheimring. Die Grande-Touring-Gemeinde erwartet einen Vierkampf um den sechsten Fahrertitel des deutschen GT-Championats.