Baltimore: Doppelsieg für Level 5 Motorsport

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Christophe Bouchut und Scott Tucker gewannen die Baltimore Sports Car Challenge nach einem wilden und unübersichtlichen Rennen vor ihren Teamkollegen Luis Díaz und Ricardo Gonzalez. In der GT-Klasse verteidigte das Team Falken Tire seinen Triumph aus dem Vorjahr.

 Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr gewinnt das Team Level 5 – ein LMP2-Teilnehmer – ein Rennen im Gesamtklassement, diesmal war es zudem ein Doppelsieg. Doch das ist nur der Anfang einer ganzen Reihe von Unvorhersehbarkeiten nach dem zweistündigen Rennen im Stadthafen der größten Stadt Marylands.

Hinter den beiden HPD-Boliden beendeten weitere elf Autos das Rennen auf der Führungsrunde. Der Elfte und Letzte dieser Reihe war der Zweitwagen des Teams Dyson Racing – an diesem Tag aber zugleich LMP1-Klassensieger. Dritter wurde – erst zum vierten Mal in der ALMS-Geschichte – ein LMPC. Wer auf dieses Rennergebnis gewettet hätte, wäre jetzt wohl Millionär.

„Ich glaube nicht, dass wir den Gesamtsieg wollten. Wir wollten einfach nur ins Ziel kommen“, sagte ein überwältigter Christophe Bouchut. „Aber jetzt mit dem Gesamtsieg, das ist fantastisch. Es ist der erste Doppelsieg für Level 5 im Gesamtklassement. Was sollen wir noch sagen? Es ist ein wunderbarer Tag.“

Dabei sah es nach dem Start noch nicht einmal nach einem LMP2-Klassensieg aus, als David Heinemeier-Hansson im Conquest-Morgan nach dem ersten Neustart das Zepter in der Hand hatte. Er überholte beide Level-5-Renner und übergab dann an Martin Plowman. Den jungen Briten ereilte aber das Pech, als die Aufhängung am Nissan-befeuerten Prototypen brach.

Schwarzer Tag für die LMP1

Dass es dann aber endgültig zum LMP2-Sieg kam, begünstigten alle drei LMP1-Starter – eher unfreiwillig. Nach dem Start sah es für den Muscle-Milk-HPD noch recht gut aus, während Konkurrent Chris Dyson in seinem Lola-Mazda schon mit dem nicht vorhandenen Grip kämpfte. In einem recht harten Manöver musste er sich dann sogar Heinemeier-Hansson im LMP2 geschlagen geben. Später kapitulierte Guy Smith auch noch vor den GT, die es schafften den LMP1-Prototypen unter Druck zu setzen.

Doch dann ereilte auch die Führenden das Pech. Nachdem sie sich in den letzten Rennen mit Elektronikproblemen herumplagten, waren diese nun aussortiert, doch der ARX-03a hielt eine Überraschung bereit. Diesmal quittierte der Getriebemotor den Dienst und Klaus Graf und Lucas Luhr verloren wieder viele Runden. Wegen der Dauer von lediglich zwei Stunden war es unmöglich, den Rückstand aufzuholen. Am Ende strandete Klaus Graf zu allem Übel am Streckenrand.

Damit war der Weg für den #20-Dyson-Wagen frei, der schon im vergangenen Jahr – jedoch mit anderen Fahrern – in Baltimore gewann. Allerdings machte sich Michael Marsal schon beim Start das Leben unnötig schwer. Er sei mit dem Kopf noch nicht richtig beim Rennen gewesen und setzte daher sein Auto schon in der ersten Runde vor die Wand, konnte aber weiter fahren. Resultat: Weitere Wagen konnten im engen Startgetümmel nicht mehr ausweichen und strandeten ebenfalls, das Safety-Car musste zum ersten von insgesamt drei Einsätzen ausrücken.

„Der Zwischenfall machte das Auto perfekt, es war der finale Schliff“, so LMP1-Sieger Marsal. „Das Dyson-Team hat uns ein tolles Auto gegeben und wir hatten ein tolles Setup. Ich musste dann um einiges aggressiver fahren. Ich musste aufholen und zeigen, dass es mein Fehler war und es für die Jungs vom Team wieder gerade biegen.“

Am Ende schaffte er dann gemeinsam mit Teamkollege Eric Lux den Klassensieg – als 13. und Letzte auf der Führungsrunde in der Gesamtabrechnung. Zweite wurden die Teamkollegen Dyson und Smith, die damit wichtige Punkte sammelten. Wegen der zurückgelegten Distanz wurden auch Graf und Luhr gewertet, sie wurden Dritte.

Wiederholungstäter Team Falken Tire

Schon am Start war klar, dass der Falken-Porsche in Baltimore eine Rolle spielen wird, als Wolf Henzler es schaffte sich am Chaos der ersten Kurve innen vorbei zu mogeln und so zwei Plätze gut zu machen. Nach dem Neustart befand er sich genau hinter den beiden Führenden Tommy Milner (Corvette) und Jörg Müller (BMW). In der 21. Minute übernahm der grün-blaue Porsche dann erstmals die Führung, Milner musste zuvor zwei Prototypen ausweichen und Müller bekam eine Strafe wegen vermeidbaren Kontaktes mit einem GTC.

Schon vor der Hälfte des Rennens kamen die „Falken“ an die Box und von da an war es – wie im vergangenen Jahr – die Show von Bryan Sellers. Wegen zwei weiterer Safety-Car-Phasen schafften es alle GT mit nur einem Boxenstopp durch die zweistündige Distanz. Somit musste sich Sellers ganze 70 Minuten Oliver Gavin in seiner Corvette und Johannes van Overbeek im Ferrari dahinter erwehren.

„Eines der schlechtesten Zeichen im Motorsport ist, wenn du Ollie Gavin hinter dir hast“, verriet Sellers im Siegerinterview. „Es war schwer, ihn dort zu halten, wo er war. Unsere Stärke war es einen Vorsprung bei den Restarts herauszufahren. Ich weiß nicht, ob die Corvette Pick-up hatte, aber wir konnten ihre Pace problemlos über den gesamten Stint fahren. Wir waren nicht das schnellste Auto, aber es ging um Haltbarkeit. Am wichtigsten auf einem Straßenkurs ist das Team. Die Strategie muss gut sein und die Pace auch. Alle haben so gut zusammengearbeitet.“

In dieser Reihenfolge ging es dann auch ins Ziel. Es gewinnen also Henzler und Sellers im Falken-Porsche vor Milner und Gavin in der Meisterschaftsführenden Corvette und van Overbeek und Scott Sharp im Extreme-Speed-Ferrari, die damit ihren dritten Tabellenplatz gefestigt haben.

Die beiden LMPC-Starter Alex Popow und Ryan Dalziel durften am gestrigen Samstag sogar auf zwei Podien. Sie wurden in der Gesamtwertung Dritte und gewannen zugleich die eigene Klasse. Es war der zweite Sieg in Folge für Tabellenführer Popow. Zweite wurden Bruno Junqueira und Tomy Drissi für RSR Racing, die von der Poleposition starteten. Duncan Ende und Henri Richard von Dempsey Racing sicherten sich den dritten Rang.

In einem spannenden Schlusssprint setzte sich Patrick Pilet gemeinsam mit Al Carter (TRG) vor Leh Keen und Cooper MacNeil (Alex Job Racing) durch. Keen schaffte es auf den letzten zwei Runden noch einmal an das Heck von Pilet, doch konnte die Attacke nicht mehr setzen. Dritte wurden Damien Faulkner und Peter LeSaffre für Green Hornets Racing.