Audi-Erfolg in Silverstone: Rennsieg auf Sparflamme

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Audi feierte in Silverstone einen Triumph der Effizienz. Im regelrechten Spritsparmodus beförderten André Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer ihren Elektrorenner zum Sieg im vierten Wertungslauf der Langstrecken-WM. Den Konkurrenten von Toyota ging dagegen die Puste aus.

Letzten Endes hatten die Audianer abermals den längeren Atem. Obwohl Toyota in der Grafschaft Northampton wahrlich ein Feuerwerk abbrannte, verausgabten sich die Japaner auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Silverstone. Denn die stramme Gangart des pazifischen Hybrid-Renners forderte ihren Preis: Der TS030-Prototyp lechzte fortwährend nach Benzin, der sparsame Elektrorenner von Audi schlenderte dagegen zum vierten Saisonsieg en suite für die Bayern. André Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer jubelten am Sonntagabend in der Podiumsmitte.

Nichtsdestotrotz brachten die Toyota-Schützlinge Alexander Wurz, Nicolas Lapierre und Kazuki Nakajima die sieggewohnte Audi-Mannschaft im Laufe des Sechs-Stunden-Rennens gehörig ins Schwitzen. Das Trio sammelte reichlich Führungskilometer, wofür die Ingolstädter Mechaniker ihren fernöstlichen Kollegen bei der Siegerehrung angemessen Respekt zollten. Selbst Audis Technischer Direkter Ralf Jüttner gestand: „Das war ein sehr interessantes Rennen. Toyota war noch etwas schneller, als ich es erwartet hatte. Es war ein intensiver Kampf, der uns alles abverlangt hat.“ 

Doch warum glückte Toyota solch ein Riesenschritt nach vorne? Das Geheimnis: Ein neuer Heckflügel verhilft dem zwittrigen Rennvehikel, den Anpressdruck eminent zu erhöhen. Besagte Modifikation spiegelte sich umgehend in den Rundenzeiten wider, weshalb der pazifische Konstrukteur bereits im Training die arrivierten Konkurrenten unter Druck setzten konnte. Im sonntägigen Warm-up fiel schließlich der Warnschuss: Wurz erzielte die Bestzeit – wenngleich das Tempo deutlich langsamer als in den vorherigen Sitzungen war.

Damit waren die Weichen für ein Kopf-an-Kopf-Rennen gestellt. Und beim Start war es neuerlich Wurz, welcher für Wirbel sorgte. Der Österreicher spielte seinen aerodynamischen Vorteil gnadenlos und blies zum Angriff. Wurz quetschte sich schließlich bei der Rennfreigabe an Tom Kristensen im konventionellen Audi-Selbstzünder vorbei. Anschließend jagte der Toyota-Pilot Hybrid-Spitzenreiter André Lotterer, der schlussendlich im Eins-gegen-Eins-Duell das Nachsehen hatte.

Doch alsbald zeigte sich die Kehrseite der Flucht nach vorne. Zwar zog die federführende Toyota-Equipe einsam ihre Kreise um die englische Piste, doch der japanische Prototyp verbrauchte weitaus mehr Sprit als die Audi-Flitzer. Ergo wurde das Rennen letztendlich über die Anzahl der Boxenstopps entschieden. Während Toyota in Summe achtmal stoppte, steuerten die Herren der Ringe die Box lediglich siebenmal an.

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Audi zeigt keine fehlerfreie Vorstellung

Zumal sich die Ringträger den ein oder anderen Lapsus leisteten. Dem Trio Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer wurde indes nämlich eine Stop-and-Go-Strafe auferlegt, da Letzterer eine Kollision mit dem grünen Krohn-Ferrari verschuldete. Die Stallgefährten Tom Kristensen und Allan McNish fielen gar einem schleichenden Plattfuß anheim, weshalb die Piloten der Dieselvariante des R18-Fahrzeuges lediglich Dritte wurden. 

„Wir haben das Rennen in erster Linie durch die Effizienz unserer Technologie gewonnen“, konstatiert Dieter Grass, Leiter des Audi-Engagements in der Sportwagen-WM. „So konnten wir mit Hilfe der Strategie den Rennsieg erringen. Unglücklich war die Stop-and-Go-Strafe für das Auto mit der Nummer 1, denn man hätte den Kontakt zwischen dem GT-Fahrzeug, das nach rechts gezogen hat, und unserem R18 e-tron quattro, der leicht nach links fuhr, auch als normalen Rennunfall sehen können.“ 

Demzufolge verzeichnete das Audi-Ensemble trotz außerplanmäßigen Stopps weniger Boxenaufenthalte als die Toyota-Rivalen. „Es war ein intensiver Kampf, der uns alles abverlangt hat“, resümiert Jüttner. „Unser Auto Nummer eins hatte auch das nötige Glück, das im Rennsport dazugehört, während die Nummer 2 viel Pech hatte. Alle Fahrer sind super gefahren und haben die Autos unversehrt gelassen. Sechs Stunden lang haben wir einen tollen Kampf gesehen. Auch für uns war es nervenaufreibend. Danke an die Fahrer und an unser Team, dass wir die Siegesserie fortsetzen konnten.“ 

Schlussendlich bleibt noch die Frage offen, ob sich der Auftritt im Norden Londons für Toyota als Initialzündung erweist. Wenngleich Audi den Herstellertitel in der Langstrecken-WM bereits eingetütet hat, demonstrierten die Asiaten in Silverstone ihr Potenzial. Ein Sieg in den verbleibenden vier Rennen in São Paulo, Bahrain, Oyama und Shanghai ist nicht auszuschließen.