Interview mit Gottfried Grasser: „Will einen GT-Masters-Pokal im Regal haben“

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Vom Formel-Fahrer zum Ultima-Ingenieur: Gottfried Grasser betätigte sich im Laufe der letzten Dekade in verschiedenen Bereichen des Motorsports. Ob als Pilot oder als Konstrukteur – der Österreicher reüssierte. Im Interview mit SportsCar-Info spricht er über sein GT-Masters-Engagement.

Sein Debüt im GT-Sport feierte der Österreicher zur Jahrtausendwende. Gottfried Grasser wurde kurzfristig in den Porsche-Werkskader in der FIA-GT-Meisterschaft berufen und machte auf Anhieb eine gute Figur. Bereits im Folgejahr startete Grasser eine erfolgreiche Karriere in der Formel-3-Serie – trotz Juniorprogramm bei Minardi scheiterte ein Engagement in der Formel 1 an den finanziellen Mitteln. 

Fortan widmete sich Grasser nach der Übernahme des elterlichen KFZ-Handel dem Umbau eines Ultima-Sportwagens, welcher in diversen Gran-Turismo-Wettbewerben ins Rennen geschickt wurde. Infolgedessen wurde Grasser gar mit dem Bau eines GT1-Renners beauftragt, der im Jahr 2006 fertiggestellt wurde. Mittlerweile kümmert sich der Rennstall Grasser Racing um die Konstruktion und Modifikation von Rennsportteilen und setzt im ADAC GT Masters einen Lamborghini Gallardo ein. Im Gespräch mit SportsCar-Info wertet der Ingenieur die bisherige Saison aus und berichtet über andere Projekte. 

SportsCar-Info: Gottfried, vorletztes Wochenende wurde in Zeltweg die zweite Hälfte der GT-Masters-Saison eingeläutet. Im wenige Kilometer entfernten Knittelfeld ansässig, hatte Eure Mannschaft quasi Heimvorteil. Am Samstag ist Euer Fahrzeug jedoch der Startkollision anheimgefallen. Dank einer zusätzlichen Nachtschicht war der Lamborghini sonntags wieder einsatzfähig, und Euer Engagement wurde mit einem Eurer besten Saisonergebnisse belohnt. Ziehst Du also dennoch eine positive Bilanz nach dem österreichischen Gastspiel? 

Grasser: Unser zweitbestes Resultat. Waren ja 18. in Zandvoort. Insgesamt war es ein tolles Wochenende. Eine Traumleistung haben die Mechaniker von GRT und den Rich Racers geleistet. Zudem war das kleine GRT Team, das Team mit den schnellsten Lamborghini-Rundenzeiten. Sogar schneller als die Werks-Lambos! Mehr ist, mit dieser vorgeschriebenen Einstufung für Lamborghinis, momentan leider nicht möglich. 

SportsCar-Info: Bis dato fahrt Ihr mit dem Lamborghini solide im Mittelfeld. Bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden oder hadert Ihr ebenfalls mit der Balance of Performance? Schließlich äußerten einige Piloten aus dem Reiter-Lager nach dem Saisonauftakt in Oschersleben Kritik an den Anpassungen. Mit Andrea Piccini habt Ihr zudem einen Vollprofi an Bord geholt. 

Grasser: Mit den Lambos geht momentan nicht viel. Erstens ist der Restriktor sicherlich noch zu klein. Wir verlieren auf der Gerade zirka 15 km/h auf die anderen. Der zweite Punkt ist der Reifen, welcher nicht auf den Gallardo passt. Wir hoffen, dass das zweite Problem bald behoben ist, da es ja einen passenderen Reifen von Yokohama für uns gibt, der aber derzeit nicht lieferbar ist. Wir waren nun zweimal in Folge der schnellste Lambo. Darauf sind wir stolz! 

SportsCar-Info: Das Restprogramm setzt sich aus den Wertungsläufen auf dem Lausitzring, auf dem Nürburgring und in Hockenheim zusammen. Kommen die Strecken Eurem Fahrzeug entgegen? Was sind die Ambitionen für die verbleibenden Rennen? Ist eine Platzierung unter den besten Zehn möglich?

Grasser: Ich denke, die Topzehn sind auf allen drei Strecken derzeit eine totale Glückssache. Wenn sich an den Reifen und der Balance of Performance nichts ändert, werden wir die Saison auf P15 bis P25 beenden müssen. 

SportsCar-Info: Die Meisterschaftsrunde in Spielberg bei Knittelfeld hat mittlerweile einen festen Platz im GT-Masters-Kalender. Mit dem Salzburgring wäre ein weiterer Auftritt in Österreich möglich. Würdest Du Dir ein Rennen dort wünschen?

Grasser: Auf keinen fall. Der Salzburgring ist nicht mehr up to date. Ich denke, das wäre sogar fahrlässig dort 45 Autos starten zu lassen. Ich denke, das Masters und der Red-Bull-Ring passen perfekt. Ich freue mich jetzt schon auf 2013.

SportsCar-Info: Obwohl im deutschsprachigem Raum eine vitale Breitensportszene für Sportwagen existiert – in diesem Zusammenhang wären STT, SCC, DMV-Tourenwagen-Challenge oder auch die AvD 100 Meilen zu nennen – hat es etliche Anläufe gebraucht, um eine nationale GT-Meisterschaft in Deutschland zu etablieren. Was ist das Erfolgsrezept des ADAC GT Masters? Ist dies allein dem GT3-Konzept zu verdanken?

Grasser: Auch das ist eine schwierige Frage. Ich denke, es liegt sicherlich am GT3-Reglement. Man kann auch als kleine Mannschaft was erreichen. Man kann mit wenig Budget ein Auto einsetzten, und es gewinnt nicht der mit am meisten Geld. Die „kabel eins“-Kooperation rundet alles sicherlich nochmals ab. Weiters ist alles mehr wie professionell. Man kann Sponsoren sehr gut präsentieren. Ich hoffe für die Zukunft das Beste, und ich denke, dass das erst der Anfang ist!

SportsCar-Info: Ein weiteres Fahrzeug in Eurem Fuhrpark ist der Ultima GT1. In der Vergangenheit habt Ihr mit dem Ultima GTR unter anderem in der Rhino’s GT Series und dem Divinol-Cup sporadisch Gaststarts absolviert. Wird das Projekt in Zukunft nochmals intensiviert? Wäre die International GT Open beispielsweise ein mögliches Betätigungsfeld?

Grasser: Wir haben als Drei-Mann-Truppe nicht die Zeit und die Möglichkeit, mehr in diese Richtung zu machen. Sicher, wäre das interessant, aber dies ist, denke ich, auch derzeit nicht finanziell machbar. Seinen Reiz hätte es aber dennoch!

SportsCar-Info: Bestände gar die Möglichkeit, den Ultima in ein GT3-Fahrzeug umzufunktionieren?

Grasser: Mit viel Geld, ja!

SportsCar-Info: Hast Du bereits Pläne für die nächste Saison in Auge gefasst? Ist der Verbleib im GT-Masters-Championat gesichert? Ursprünglich stand auch ein Einsatz in der BES-Meisterschaft auf der Agenda. Wird nächstes Jahr ein zweiter Anlauf gestartet? Welche langfristigen Pläne hegst Du ansonsten?

Grasser: Wir fahren sicherlich die Saison zu Ende. Dann stehen noch zwei Rennen CZ-Langstrecke auf dem Plan. Wenn alles passt, dann eventuell noch Baku? Mal sehen. Eines ist fix: 2013 greifen wir sicher beim GTM wieder an. Dieses Mal hoffe ich aber, auf einen fixen Fahrer für die ganze Saison. Heuer waren die Leute mit einem Saisonbudget schon alle weg, somit müssen wir von Rennen zu Rennen mit anderen Fahrern fahren. Wenn die BoP mal mitspielt, ist das Ziel ganz klar: Ich will einen GT-Masters-Pokal im Regal haben!