Elkhart Lake: Dyson Racing gewinnt Zielsprint

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Nach vier Stunden Rennen auf der Road America gewannen Chris Dyson und Guy Smith mit ganzen 0,083 Sekunden Vorsprung vor dem Muscle-Milk-Duo. Damit ist der Rekord der engsten Zieldurchfahrt – aufgestellt am selben Ort mit denselben Beteiligten vor einem Jahr – gebrochen.

Es war der Tag der Rehabilitationen auf der Road America nahe Elkhart Lake im US-Bundesstaat Wisconsin. Das Team Dyson Racing konnte in einem, als episch zu bezeichnenden, Zielsprint Lucas Luhr bezwingen und so die Siegesserie von Muscle Milk beenden. BMW zeigte bei den GT, dass der M3 noch immer siegfähig ist.

Dabei hatte der Tag für Dyson und Smith alles andere als gut begonnen. Da das Getriebe ihres Lola-Mazda in der Qualifikation streikte, musste das amerikanisch-britische Gespann das Rennen vom 34. Platz angehen. Es dauerte ganze neun Runden, bis sich Dyson, der die ersten drei Stunden fuhr, auf Platz zwei gekämpft hatte – Graf im Muscle-Milk-HPD konnte in dieser Zeit eine Soloflucht antreten.

Doch auch bei dem dominanten Team der Saison lief nicht alles rund. Mit einer gebrochenen Schlauchklemme wurde der Wagen in Runde 22 an die Box beordert. Insgesamt verlor der von Nick Wirth entwickelte ARX-03a dort vier Runden. Das Dyson-Team ging also erst einmal in Führung.

Daraufhin folgte dasselbe Schauspiel, wie schon im Lime Rock Park gesehen. Graf und sein Partner Lucas Luhr verkleinerten Stück für Stück den Vorsprung von Dyson und Smith. Am Ende half ihnen eine Safety-Car-Phase rund 30 Minuten vor Rennende bis auf acht Sekunden heran zu kommen.

„Wir wussten, dass Muscle Milk an diesem Wochenende einen Vorteil im Speed hatte“, so Dyson. „Unser Ziel war es, in Front zu kommen und keinen Fehler zu machen. Wir haben versucht unter Gelb schlau zu taktieren und so immer am Drücker zu sein. Ich hatte einen wirklich guten ersten Stint. Die Reifen waren fantastisch. Wir mussten an die Spitze, also habe ich nie zurück gesehen.“

Was dann folgte, kannte man bereits aus dem vergangenen Jahr, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Luhr biss sich am Heck von Smith in den letzten drei Runden fest, schaffte es aber nicht den Briten zu überholen, da dieser bei Überrundungen einen kleinen Vorsprung aufbaute.

In der letzten Kurve hatte es Luhr dann geschafft, er presste sich innen an Smith vorbei – doch dieser gab sich nicht so leicht geschlagen. Er schaffte es den Muscle-Milk-HPD dank seines Turbomotors aus zu beschleunigen und rettete sich mit 0,083 Sekunden Vorsprung durch das Ziel.

„In der Einfahrt in die letzte Kurve hat mich Lucas (Luhr) überrascht“, sagte Smith nach dem Schlussthriller. „Um ehrlich zu sein, er hat ein tolles Manöver gemacht. Aber ich wusste, so wie er mich überholt hat, kann ich auf die Innenseite und zurückschlagen. Wir haben auf ein Setup mit wenig Abtrieb gesetzt, um Muscle Milk Racing ausbeschleunigen zu können. Die Strategie hat funktioniert.“

BMW ist zurück

Zum dritten Mal in vier Jahren konnte das BMW Team RLL auf der Road America gewinnen. Dieser Triumph stellt somit einen Befreiungsschlag für das Team um Bobby Rahal dar, da der M3 in den vergangenen Rennen zunehmend in das Hintertreffen geriet. Mit dem Sieg konnte das Team aus Hilliard, Ohio sich zudem etwas Luft in der Meisterschaft verschaffen.

Mit einer guten Strategie und ein wenig Glück schafften es Bill Auberlen und Jörg Müller ihren in die Jahre gekommenen Münchener Renner als Ersten ins Ziel zu bringen – lediglich 2,631 Sekunden vor dem Flying-Lizard-Porsche von Jörg Bergmeister und Patrick Long, die weite Teile des Klassikers führten.

„Wir hatten zu wenig Geschwindigkeit auf den Geraden, also wussten wir, dass wir eine gute Strategie brauchten, oder auf andere Optionen zurückgreifen mussten“, verriet Müller nach dem Rennen. „In den Trainings war unsere Pace nicht gut – rund zwei Sekunden zu langsam – aber die Sonne kam heraus und das Auto wurde schnell. Wir hatten die richtige Strategie und hatten unter Gelb viel Glück.“

Ausschlaggebend war dabei die vorletzte der vier Safety-Car-Phasen. Mit rund 57 Minuten verbleibender Distanz auf der Uhr, kam Auberlen in die Box und bekam sowohl einen vollen Tank als auch frische Reifen. Kurz darauf rückte das Safety Car gleich zweimal aus. Beim zweiten Mal kam die Führungsgruppe der GT-Klasse geschlossen in die Box und Auberlen bekam die Führung. Durch die langsameren Geschwindigkeiten reichte sein Sprit bis zum Ende und er gab den ersten Platz nicht mehr ab.

Den dritten Rang sicherten sich Scott Sharp und Johannes van Overbeek im Extreme-Speed-Ferrari, die auf derselben Strategie, wie der BMW von Auberlen und Müller, unterwegs waren.

CORE gewinnt den LMPC-Titel

Eine weitere große Geschichte des Rennens schrieb die LMPC-Klasse. Mit einem Doppelsieg der von CORE Autosports gewann das Team aus Charlotte, North Carolina den Titel in der Teamwertung bei noch drei ausstehenden Rennen. Beide Oreca FLM09 der Equipe um Teammanager Morgan Brady lieferten sich in der zweiten Rennhälfte ein enges Duell, mit dem besseren Ende für Tom Kimber-Smith und Alex Popow, die auch in der Fahrerwertung führen. Der Rückstand der Teamkollegen Jon Bennett und Colin Braun betrug am Ende 0,423 Sekunden.

Für den späteren Sieger Alex Popow hatte der Tag zwei Gesichter. Er kam erst während des Rennens in Elkhart Lake an, nachdem er vorher noch bei der Grand-Am in Montréal war, wo sein Wagen allerdings einen Unfall hatte. Vom Flugzeug führte ihn sein Weg direkt in das Cockpit seines Renners, den er anschließend konstant auf Platz zwei hielt – hinter dem RSR-Wagen.

Dieser verlor in der Box allerdings zu viel Zeit, wodurch beide CORE-Autos an die Spitze kamen. Insgesamt fuhren die beiden Teamkollegen Kimber-Smith und Braun eine Stunde und 53 Minuten hintereinander her, tauschten aber nie die Positionen. In der dritten Rennstunde legten die beiden professionellen Fahrer der Besatzungen mehrere schnellste Rundenzeiten auf den Asphalt.

„Ich dachte nicht, dass es möglich ist, zwei Meisterschaften in solch kurzer Zeit zu gewinnen“, so Teamgründer Bennett. „Es verängstigt mich fast zu sehen, dass mein kleines Team schon so tolle Fahrer mit großer Verantwortung hat. Das ist wie ein Märchen.“

Den letzten Platz auf dem Podium holten Kyle Marcelli, Chapman Ducote und James French für das Team Merchant Services Racing.

Die LMP2-Klasse sah einmal mehr das Duell zwischen Level 5 Motorsports und Conquest Endurance. Zwischenzeitlich führten der Morgan-Nissan und der HPD ARX-03a gar das Gesamtklassement an. Am Ende hatten David Heinemeier-Hansson und Martin Plowman für Conquest die Nase vorn. Zweite wurden Joe Foster und Patrick Dempsey aus dessen Team Dempsey Racing, da Level 5 am Ende taktierte, um den Wagen von Christophe Bouchut auf Rang drei zu holen, da Teamchef Scott Tucker in diesem Auto Punkte bekommt, obwohl er in beiden HPD seines Teams startet.

Mit einer guten Strategie am Ende erreichte Alex Job Racing den dritten Sieg der Saison in der GTC. Den zweiten Platz holten Chris Cummings und Martin Ragginger aus dem Team JDX Racing, vor Damien Faulkner und Peter LeSaffre für Green Hornet Racing.