Porsche-Dominanz: Zuffenhausens Gipfelstürmer erklimmen die Alpen

64

Das Rennpferd aus Stuttgart war in den Alpen das Maß der Dinge. Die Porsche-Mannschaften desavouierten förmlich ihre GT-Masters-Rivalen. Einem Schaulaufen am Sonnabend folgte ein Doppelsieg im zweiten Durchgang. Jedoch gehörte ein klein wenig Glück dazu, denn die Gipfelstürmer patzten.

Im Galopp jagte das Stuttgarter Rennpferd durch die Alpen. Und einem fliehenden Pferd kann man sich bekanntlich nicht in den Weg stellen. Die Porsche-Armada zeigte der GT-Masters-Konkurrenz beim österreichischen Gastspiel in Zeltweg ihre Grenzen auf – und zwar in aller Deutlichkeit. Die Bilanz des Wochenendes: Eine Trainingsbestzeit, eine Poleposition und zwei Rennsiege.

Dennoch wurde am Sonntag letzten Endes ein Quäntchen Glück benötigt, damit der dominante Auftritt der Zuffenhausener adäquat beendet werden konnte. Die Corvette-Piloten aus dem Hause Callaway Competition zeigten sich nämlich gewillt, den Gipfelstürmern aus dem Porsche-Lager die Stirn zu bieten. Die Tabellenführer Diego Alessi und Daniel Keilwitz manövrierten sich frühzeitig auf die Siegerstraße und hatten die Hände bereits am Pokal.

Doch die langen Geraden und zahlreichen Vollgaspassagen der Berg- und Talbahn in der Steiermark wurde dem leistungsstarken Corvette-Motor zum Verhängnis. Unmittelbar vor dem Fallen der Zielflagge erlitt das Callaway-Duo mit leerem Tank Schiffbruch. „Schade für Keilwitz und Alessi, aber so geht das manchmal im Motorsport“, urteilte Laufsieger Mario Farnbacher nach dem einstündigen Gefecht.

Vorteil des Neunelfers: Gute Traktion und hohe Geschwindigkeiten

Doch besagte Charakteristiken des Traditionskurses in Spielberg bei Knittelfeld kamen dem Neunelfer zupass. Die alpine Strecke ist förmlich auf die Bedürfnisse des schwäbischen Rennfahrzeuges zugeschnitten: Dank hervorragender Traktion und enormer Höchstgeschwindigkeit hatten die Porsche-Rennställe alle Trümpfe in der Hand. Und das ließen die Weissacher Delegationen die Rivalen bereits im Training wissen.

Obwohl MRS GT-Racing während der ersten Trainingseinheit noch für hochgezogene Augenbrauen sorgte und mit seinem McLaren-Renner die Bestzeit erzielte, setzten die Porsche-Akteure schon erste Akzente. Im zweiten Durchgang signalisierte der württembergische Konstrukteur schließlich seinen Mitstreitern, wer das Zepter in der Hand hält. Farnbacher zementierte in der anschließenden Qualfikation die Favoritenrolle mit der Poleposition für den ersten Wertungslauf, während McLaren-Schützling Philipp Eng im zweiten Durchgang nochmals ein sensationelles Resultat für die MRS-Mannschaft erzielte.

Das Rennen am Sonnabend wurde schlussendlich zur Demonstration. Die Porsche-Flotte veranstalte ein veritables Schaulaufen und zelebrierte einen triumphalen Vierfachsieg. Schütz Motorsport gewann vor Herberth Motorsport, Farnbacher Racing und Fach Auto Tech. Die Konkurrenz? Paralysiert. Insbesondere im Audi-Sektor klagten die Fahrer über ihr Zusatzgewicht. „Die Porsche sind hier ja unnormal“, feixte Christopher Mies am Samstagabend.

Flüchtigkeitsfehler im zweiten Durchgang

Letztendlich brauchte es einen Porsche, um einen Porsche zu schlagen. Deshalb blieb im internen Duell auch keine Zeit zum Aufatmen. „Es war ein sehr harter Stint über 30 Minuten“, ächzte Schütz-Pilot Nick Tandy nach dem ersten Rennen. „Ich hatte während der gesamten zweiten Rennhälfte Nicolas Armindo hinter mir und wusste, dass ich schnell sein musste und mir gleichzeitig nicht den geringsten Fehler erlauben durfte.“ 

Einige Schnitzer unterliefen den Porsche-Chauffeuren allerdings im zweiten Wertungslauf. So war Porsches größter Gegner Porsche selbst. Zu kurze Boxenstandzeiten und forsche Überholversuche der Markenkollegen kostete die Stuttgarter Akteure kostbare Zeit. Zudem taten technische Ungereimtheiten ihr Übriges dazu. Niclas Kentenich war just in Fahrt gekommen, als sich die tobende Meute sukzessive hinter ihm staute. „Den zweiten Platz konnte ich halten, habe dann aber einige Plätze verloren, nachdem der Luftdruck auf der Hinterachse nicht mehr passte“, kommentierte der Neusser in Diensten der Familie Farnbacher.

Schlussendlich reichte es dennoch für einen Porsche-Doppelsieg. Farnbacher triumphierte vor Herberth Motorsport, wobei Nicolas Armindo und Robert Renauer in der finalen Phase leichtes Spiel hatten. „Es war für mich ein eher langweiliges Rennen, denn ich hatte nach vorn und hinten viel Luft“, rapportiert Renauer. Damit wurde das Wochenende aus Sicht von Porsche erfolgreich beendet, nachdem die Zuffenhausener Gipfelstürmer im Eiltempo die Alpen erklommen.