Das Muscle-Milk-Team setzt auch im Rennen in Mid-Ohio seine Rekordserie mit nun fünf Rennsiegen nach sechs Events fort und steuert schier unaufhaltsam auf den Titel zu. In der GT-Klasse sicherte sich Oliver Gavin für Corvette Racing im Schlussprint gegen Jörg Bergmeister den Erfolg.
Seit dem zweiten Saisonrennen der ALMS 2012 sieht man nur drei Farben ganz oben auf dem Siegerpodest: weiß, rot und schwarz. Es sind die Farben von Muscle Milk Pickett Racing, die seit besagtem Rennen in Long Beach ungeschlagen sind.
Dafür, dass dies auch auf dem Mid-Ohio Sports Car Course so bleibt, sorgte Lucas Luhr schon am Freitag, als er in der Qualifikation den ersten Startplatz für seinen HPD ARX-03a sicherte. Auch am Start ließ der ehemalige Audi-Werksfahrer nichts anbrennen, wenngleich er nach dem Rennen erklärte, dass es im ersten Stint nicht einfach gewesen sei.
Damit spielt er auf die verschiedenen Grip-Verhältnisse auf dem Kurs nahe Lexington an, die sich während jeder Sitzung stark verändern. Grund hierfür ist, dass sich die ALMS die Strecke an diesem Wochenende mit den IndyCars geteilt hat, die mit grundverschiedenen Reifen unterwegs sind.
Später jedoch wurde das Rennen wieder zur gewohnten Muscle-Milk-Show, auch wenn Luhr sich kurzzeitig dem Dyson-Lola erwehren musste: „Nach dem Restart war ich ein bisschen besorgt, weil Guy (Smith) unmittelbar hinter mir war. Aber ich hab dann gesehen, dass ich wegziehen konnte. Ich konnte den Abstand konstant halten.“
„Von außen sieht es immer so einfach aus, aber wir hatten ein wenig zu kämpfen“, fügte Teamkollege Klaus Graf an, der nach dem Fahrerwechsel das Auto nicht sofort starten konnte. „Das zeigt, dass wir noch besser werden müssen. Es ist nicht einfach hier zu fahren. Wenn das Auto nicht einfach zu fahren ist, macht du leicht einen Fehler und verlierst die Meisterschaft.“
GT-Entscheidung auf den letzten Metern
In der GT-Klasse der ALMS im Jahre 2012 lassen sich inzwischen zwei Konstanten erkennen. Die Entscheidung über den Rennsieg fällt meist in den letzten Runden – manchmal auch erst auf der Zielgeraden. Wenn es jedoch zum Schlusssprint kommt, ist Jörg Bergmeister in seinem Flying-Lizard-Porsche immer vertreten.
So auch in Mid-Ohio. Sein Gegner diesmal: Oliver Gavin in der Corvette. Mit 0,238 Sekunden Abstand überquerten beide Sportwagenikonen die Ziellinie – Bergmeister hatte dabei das Nachsehen. Mit diesem Zweikampf um den Rennsieg wurde das Rennen der GT beendet, wie es über die gesamte Distanz geführt wurde – Stoßstange an Stoßstange.
Nach dem Start war es jedoch erst einmal Jörg Müller, der von der Poleposition gestartet war, und sich in den ersten Runden einen großen Vorsprung erarbeitete, da das Feld der Konkurrenten hinter einem eigentlich schnelleren LMPC festhing. Pat Long, der den Start im Flying-Lizard-Porsche fuhr, wie auch der Rest der GT-Meute, kämpfte sich mühsam am langsamen Prototypen vorbei und schloss auf den führenden BMW auf, welchen er kurz darauf überholte.
An der Spitze hatte sich damit eine Kampfgruppe von sechs Wagen der Hersteller Porsche, Corvette BMW und Ferrari zusammengefunden. „Wir sind absolut konkurrenzfähig, es ist alles so eng. Ich habe Pat so viel Druck wie möglich gemacht, aber es ist schwer zu überholen, wenn alle so konkurrenzfähig sind. Du versuchst nur so nah wie möglich zu bleiben und wartest auf einen Fehler von ihm“, schilderte Tommy Milner (#4 Corvette) seine Eindrücke aus der Kampfgruppe, die nach etwa 25 Minuten mit den ersten Boxenstopps zerfiel.
Das Rennentscheidende Überholmanöver passierte dann rund eine Stunde vor Rennende, als Bergmeister gerade aus der Box kam und Gavin ihn dank der wärmeren Reifen überholen konnte. Der Deutsche ließ sich jedoch nicht abschütteln und setzte den Briten bis zum Rennende unter Dauerfeuer.
„Ich habe gesehen, dass ich auf Jörg in seiner Auslaufrunde aufgeschlossen habe“, sagte Gavin. „Ich wusste, wenn ich ihn bekomme, dann muss ich da den Deckel drauf machen und ich hatte eine ganz gute Geschwindigkeit auf der Geraden. Unsere Reifen sind gut auf Temperatur gekommen. Das hat uns geholfen das Rennen zu gewinnen.“
Den dritten Platz errangen Jörg Müller und Bill Auberlen im RLL-BMW. Das Debüt der Viper verlief hingegen eher unauffällig am Ende des Feldes. Beide Giftschlangen konnten auf Anhieb den Speed des Lotus mitgehen, konzentrierten sich dennoch auf die Testarbeit. Am Ende stand für Dominik Farnbacher und Kuno Wittmer auf Platz zehn sogar ein Punkt zu Buche.
LMP2: Level 5 versus Conquest
Nachdem zu Beginn der Saison Level 5 Motorsport noch wie die dominierende Mannschaft der LMP2-Klasse wirkte, hatte sich Conquest Endurance in den folgenden Rennen immer weiter nach vorn gearbeitet. Am vergangenen Rennwochenende in Mosport gelang dann Martin Plowman und David Heinemeier Hansson der erste Sieg.
Dass dies kein Zufall war, bewiesen beide in ihrem Morgan-Nissan auch in Mid-Ohio. Allerdings musste Plowman 32 Minuten vor dem Fallen der Zielflagge Position eins an Christophe Bouchut abgeben, der damit den Spieß vom Kanada-Ausflug umdrehte.
Einziger Schreckmoment für Level 5 war kurz vor Ende Bouchuts Kontakt mit Gavins Corvette, wodurch sich ein Teil der Verkleidung löste. Dennoch gewann der Franzose gemeinsam mit Teamchef Scott Tucker vor dem Conquest-Wagen und dem zweiten Level-5-Gespann.
In der LMPC waren am Ende zwei Schotten tonangebend. Ryan Dalziel konnte schon die Siegesluft schnuppern, als er vom Team in den letzten Minuten zum Nachtanken hereingeholt wurde, da der Oreca FLM09 sonst nicht ins Ziel gekommen wäre. Der LMP2-Le-Mans-Sieger erwiderte über Funk zwar, dass im Platz zwei nicht reicht, kam dennoch zu seiner Mannschaft in die Box. Den Sieg erbte damit Landsmann Marino Franchitti, gemeinsam mit Rudy Junco Junior. Dritte wurden Kyle Marcelli und Matt Downs.
Die zweite Cup-Klasse gewannen Tim Pappas und Jeroen Bleekemolen, die nach dem gescheiterten LMP2-Projekt mit Black Swan Racing kurzfristig in den Cup-Porsche von JDX Racing umstiegen. Das Podium komplettierten Spencer Pumpelly und Al Carter sowie Bob Faieta und Patrick Huisman.
Nächste Saisonstation ist das Roadrace Showcase auf der Road America in zwei Wochen.