Mosport: „It separates the Men from the Boys“

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Lauf fünf der American-Le-Mans-Series-Saison 2012 steht an und damit der einzige Auslandsaufenthalt des Jahres: Der Canadian Tire Motorsport Park, vormals Mosport International Raceway, lädt ein zu einem Abstecher nach Kanada.

Schon der vergangene Wertungslauf vor fast zwei Wochen im Lime Rock Park war von hohen Geschwindigkeiten geprägt. Doch nun kommt ein Kurs, der dies noch einmal toppen kann. Er befindet sich im Norden des Kontinents, noch hinter der nördlichen Grenze der Vereinigten Staaten: der Canadian Tire Motorsport Park. Auf dem zehn Kurven zählenden, 3,9 Kilometer langen Rundkurs erreichen die Autos eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 220 km/h. Seit 1999 ist die ALMS ununterbrochen auf dem 1961 eröffneten Kurs unterwegs.

Das Besondere an der Rennstrecke sind die langgezogenen Kurven, die mit viel Mut und Vertrauen ins eigene Fahrzeug durchfahren werden. Die langsamste Stelle bildet die Moss Corner, in der die Wagen vom Ersten, durch lange Bögen gekennzeichneten, Streckenabschnitt in den Zweiten, der vor allem aus dem Marco Andretti Straightaway besteht, wechseln. Von dieser langgezogenen Rechtskurve geht es in die Esses und dann zurück zur Start-Ziel-Geraden.

Als einer von wenigen Fahrern ist der Däne Jan Magnussen, der auch dieses Jahr wieder in einer Corvette antritt, schon mit GT und LMP in Mosport gefahren. Er sagt: „Der Speed ist die ganze Zeit hoch. Selbst in einem GT fühlt es sich megaschnell an. In einem Prototyp ist das noch eine ganz andere Geschichte. Und, es ist nicht einfach zu überholen.“

Der Meisterschaftskampf wird heißer

Im Gegensatz zum Corvette-Team treten die Vorjahressieger in der LMP1 noch geschlossen auf. Die Tabellenführer Lucas Luhr und Klaus Graf haben lediglich ein anderes Auto im Gepäck. Mit ihrem HPD ARX-03a wollen die beiden Deutschen ihre Siegesserie fortsetzen. Dem wird wie immer die Dyson-Truppe versuchen entgegenzuwirken. Den neueren der beiden Lola-Prototypen teilen sich nach wie vor Chris Dyson und Guy Smith, für den letztjährigen Meisterschaftsgewinner-Wagen wurde Tony Burgess verpflichtet, der in diesem Rennen Michael Marsal ersetzen wird. Ein weiterer Renneinsatz des Kanadiers in diesem Auto ist beim Petit Le Mans geplant, dann gemeinsam mit Eric Lux und Marsal.

Corvette Racing hatte zum Beginn des Jahres hingegen die Fahrer neu sortiert. Daher werden Jan Magnussen und Oliver Gavin nicht gemeinsam ihren Sieg aus der vergangenen Saison verteidigen können. Dafür bilden die Duos in den US-Brummern die Doppelspitze an der Punktetabelle, die beide versuchen werden zu verteidigen.

Nachdem zu Beginn der Saison noch BMW als Hauptkonkurrent ausgemacht schien, ist nun, nach der Le-Mans-Pause, wieder alles offen, wie das Rennen in Lime Rock bewies. Dort holte Porsche den ersten Saisonsieg und auch die Extreme-Speed-Ferrari waren in bestechender Form. Das heißt es kommt – wie so oft im GT-Sport – auf das Quäntchen Glück an.

Dagegen versuchen sowohl CORE Autosports bei den LMPC als auch Level-5-Motorsport in der LMP2 ihre Siegesserien fortzusetzen. Beide Teams haben in den vergangenen vier Rennen eine Siegesquote von 100 Prozent erreicht.

Die Achterbahn wartet

Da kann genau solch eine Strecke – wie der Canadian Tire Motorsport Park – einiges in den Punkteständen durcheinander würfeln, auch wenn die Saisonhalbzeit noch nicht ganz erreicht ist. Wer allerdings in Mosport durch einen Ausfall Punkte verliert, der muss in den nächsten Rennen umso mehr kämpfen. Auf Sicherheit fahren ist jedoch genauso wirkungslos, da man so Punkte an die Konkurrenz verschenkt, die in der Endabrechnung fehlen. Es bleibt also nur seinen Schatten zu überwinden und auf das Beste zu hoffen.

So würden wohl alle Fahrer die Aussagen von BMW-Pilot Bill Auberlen unterschreiben, der sagte: „Es ist wie die beste Achterbahn, auf der du je in deinem Leben gewesen bist. Die ersten drei Kurven sind so schnell. Mindestgeschwindigkeit bei Prototypen sind 240 km/h und mehr. In einem GT ist das nicht viel langsamer.“

Auch der LMP1-Tabellenführer Lucas Luhr fasste die Strecke pragmatisch zusammen: „Das ist sehr, sehr schnell, fast beängstigend schnell, vor allem in einem LMP1. Viele Höhenunterschiede, blinde Kurven und dann hast du dort überall diese GT- und GTC-Autos. Das macht immer Spaß. Ich komme aus Europa – dort haben wir fast 350 Meter befestigte Auslaufzonen. Das gibt es hier nicht. Du musst immer pushen, aber auch ein wenig vorsichtig sein. Wenn du rausfliegst, landest du in den Bäumen.“

Abschließend kann man noch einmal Bill Auberlen zitieren, der es wohl nicht treffender hätte formulieren können: „Mosport – it separates the Men from the Boys.“