VLN: Auf des Messers Schneide

Alexander Rohloff und Jan Seyffarth holten im vierten VLN-Lauf dieses Jahres den ersten Sieg auf der Nordschleife für Mercedes und ihr Team Rowe Racing. Vor allem Rohloff legte einen furiosen Schlussturn hin und machte es am Ende richtig spannend.

Alexander Rohloff und Jan Seyffarth holten im vierten VLN-Lauf dieses Jahres den ersten Sieg auf der Nordschleife für Mercedes und ihr Team Rowe Racing. Vor allem Rohloff legte einen furiosen Schlussturn hin und machte es am Ende richtig spannend.

Der Berliner SLS-Kutscher Alexander Rohloff spürte in den beiden finalen Umläufen des 52. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennens dauerhaft den heißen Atem von Porsche-Profi Marc Lieb in seinem Nacken. Nachdem Lieb zwischenzeitig die Führung inne hatte, musste er diese nach seinem letzten Boxenstopp wieder hergeben. Rohloff konnte im Flügeltürer länger auf der Strecke bleiben und musste lediglich Sprit für die beiden Schlussrunden auffassen.

Rohloffs SLS kam nach dem Splash-and-Dash kurz vor Liebs Porsche auf die Strecke zurück und musste sich von da an der ständigen Attacken des Porsche-Werksfahrers erwehren. Insbesondere auf der Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke machte Lieb Druck und scheute auch nicht davor zurück eine extravagante Linie durch den Grünstreifen zu wählen. Rohloff hielt tapfer dagegen und nach zwei Runden Tür an Tür und Frontsplitter an Heckflügel durch die Eifler Wälder kreuzte der 32-Jähriger nach vier Stunden die Ziellinie mit 0,332 Sekunden Vorsprung auf den Porsche-Profi.

Für Lieb war es der letzte Einsatz in der VLN für dieses Jahr. Bei allen in Frage kommenden Läufen gibt es Terminüberschneidungen mit der WEC, wo Lieb im Felbermayer-Porsche um den Titel kämpft. Die Balance-of-Performance-Anpassung bezüglich des Tankrestriktors, die den Neunelfer beim 24-Stunden-Rennen zur stumpfen Waffe werden ließ, wurde für die VLN wieder zurückgenommen und schon war der Zuffenhausener wieder konkurrenzfähig.

Gegen das schnelle Mercedes-Duo Rohloff-Seyffarth – der ehemalige Porsche-Junior hatte mit einem Doppelstint in der ersten Rennhälfte mit einer furiosen Fahrt den Grundstein für den Erfolg gelegt – fehlte aber diesmal das letzte Quäntchen Glück. So kam es am Ende zu einem der knappsten, wenn nicht dem knappsten, Zieleinläufen der VLN-Historie.

Audi mit Höhen und Tiefen

Auch der drittplatzierte Raeder-Audi war mit 1:17 Minuten Rückstand im Ziel in Schlagdistanz und stand Gewehr bei Fuß, um im Fall eines Fehlers der Streithähne an der Spitze dankend abzuklatschen. Frank Biela, Christian Hohenadel und Thomas Mutsch hielten mit dem Podest-Platz die Audi-Fahnen an einem ansonsten rabenschwarzen Tag für die Ingolstädter hoch. Für die beiden Phönix-Audi war am Samstag das Rennen früh zu Ende.

Christopher Mies konnte im Siegerwagen des letzten Laufs sechs Runden lang um die Spitzenposition kämpfen. Dann diagnostizierte die Phönix-Mechaniker-Truppe in der Box einen Radlager-Schaden an der Hinterachse und der Bilstein-R8 wurde aus dem Rennen genommen.

Besonders hart traf es den Schwester-Wagen mit Christer Jöns und Luca Ludwig. Als der Audi R8 LMS ultra in der zweiten Runde im Bereich Fuchsröhre die Geradeausfahrt schlagartig verweigerte und im Zick-Zack von einer Leitplanke in die andere schlidderte, riss er den Wochenspiegel-Porsche mit Oliver Kainz und Uwe Alzens Cup-Porsche mit ins Verderben. Die beiden Porsche-Fahrer waren gut ins Rennen gekommen und hasteten der Spitze mit geringem Abstand hinterher. Während die drei Renngeräte durch den Unfall übel zugerichtet wurden, konnten die Fahrer unverletzt aus ihren Wracks aussteigen.

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Gute Action in den Klassen

Nachdem Uwe Alzen, der im Qualifying die elftbeste Zeit in den Eifel-Asphalt gebrannt hatte, seiner Chance beraubt wurde, war der Weg frei für einen Überraschungssieg in der Porsche-Cup-Klasse. Die beiden Führenden der Blancpain Endurance Series, Markus Palttala und Maxime Martin, schenkten Teichmann Racing des ersten Klassensieg bei den Cup-Elfern und belegten einen respektablen achten Gesamtrang.

Die beiden Berliner Jannik Olivo und Elmar Jurek unterstrichen ihre Meisterschaftsambitionen mit einem klaren Sieg in der mit 18 Startern stark besetzten Klasse Cup 3 für Renault-Clio-Rennwagen. In der ebenfalls wieder gut besetzten großen Serienwagen-Klasse V6 holten Heiko Hedemann und Kevin Warum ihren ersten VLN-Klassensieg. Für die Titelträger im Black-Falcon-BMW-M3 reichte es diesmal nach Problemen nur für eine achten Platz in der Klasse. Die Titelverteidigung dürfte somit außer Reichweite liegen.

Kleinstes Starterfeld der jüngeren Geschichte

Im Vorfeld zum fünften Lauf der Saison gab es einige Unkenrufe ob des mit 150 Startern für VLN-Verhältnisse kleinen Starterfeldes. In Foren und Facebook-Gruppen wurde fleißig orakelt, wo denn die Gründe für das Fernbleiben einiger Teams zu suchen seien. Die mal wieder gestiegenen Startgelder wurden ebenso genannt, wie die unsichere Vertragslage zwischen ADAC und den Betreibern des Nürburgrings bezüglich des 24-Stunden-Rennens 2013. Die politischen Fehlentscheidungen rund um das Projekt Nürburgring 2009 waren Schuld und auch die Balance of Performance wurde gerne genannt.

All diese Vermutungen sind jedoch rein spekulativ. Fakt ist, dass es bei den Läufen im Sommer kurz nach dem 24-Stunden-Rennen selten so voll an der Strecke war, wie bei den Rennen vor dem Saisonhighlight der Nordschleifen-Teams oder zum Ende der Saison. Richtig ist aber auch, dass das 52. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen das am schlechtesten besetzte Rennen in der jüngeren Geschichte der Serie war. Die Verantwortlichen sind gut beraten, ein Auge auf die Situation und eine offenes Ohr für die Belange der Teams zu haben.


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