Diesel- versus Hybridvorteil: Politik in Le Mans

32

Von vielen weitgehend unbemerkt wurde in der vergangenen Woche wieder wild beim ACO reklamiert über angebliche Ungleichheiten im Reglement. Zuerst behauptete Toyota, die Diesel seien zu stark, dann Audi, dass sie durch ihr Fronthybridsystem benachteiligt seien. Ein Kommentar von Felix Bayer.

Auch nach dem Ausstieg von Peugeot aus der Le-Mans-Szene versuchen die Hersteller mit Politik scheinbare Vorteile der Konkurrenz zu bekämpfen. So beschwerte sich Toyota zunächst bei den Regelmachern über einen angeblichen Leistungsvorteil der Audi-Selbstzünder. Laut den Zahlen, die im Netz kursieren, hat Audi einen Leistungsvorteil von zirka fünf bis zehn Prozent gegenüber Toyota.

Im Gegenzug lancierte Audi dann eine Beschwerde dagegen, dass sie ihr Fronthybridsystem nur oberhalb 120 km/h einsetzen dürfen und sie durch die entstehenden Schleppmomente auch noch einen weiteren Nachteil erleiden würden.

Politik billiger als Entwicklung

Angesichts der Tatsache, dass der Toyota an diesem Wochenende sein Renndebüt erlebte, war die Geschwindigkeit erstaunlich, auch wenn es dem Motor scheinbar noch an Standfestigkeit mangelt. Kaum jemand würde daran zweifeln, dass Toyota in der Lage ist den Leistungsnachteil und die Standfestigkeit bis zum nächsten Jahr in den Griff zu bekommen. Allerdings ist es wesentlich billiger, mit einigen Anwälten zu den Regelmachern zu marschieren und die Gegner Bremsen zu lassen. Denn auch Audi wird bis zum nächsten Jahr vermutlich noch einmal aufrüsten.

Audi ließ sich dann natürlich nicht lange bitten und beschwerte sich seinerseits bei den Regelmachern. Hier ging es darum, dass sich Audi wegen seines auf die Vorderräder wirkenden Hybridsystems im Nachteil sah. Konkret darum, dass sie die zusätzliche Leistung erst ab 120 km/h nutzen dürfen und es ihre Höchstgeschwindigkeit aufgrund von Schleppmomenten und zusätzlichem Luftwiderstand einschränkt. Wieder ein Thema, das man eigentlich in den Griff kriegen kann. Aber wie bereits geschrieben.

Beide Hersteller sind ihren Weg freiwillig gegangen

Um es ganz klar zu sagen, beide Hersteller sind an ihrem vermeintlichen Nachteil selbst Schuld. Sie hätten auch andere Wege gehen können. Beispielsweise verfügt Toyota ebenfalls über einen breiten Erfahrungsschatz mit Turbomotoren und Dieseln in Straßenfahrzeugen. Beides wäre ein anderer potenzieller Weg gewesen, aber man entschied sich für den Sauger.

Nach den Aussagen, die nach der Präsentation des Audi R18 gegeben wurden, war der Audianer schon in seiner ursprünglichen Form für eine Hybridisierung vorgesehen. Damals galt die 120-km/h-Regel noch nicht. Dermaßen stark wie Audi das Fahrzeug aber über den Winter verändert hat, wäre die Umrüstung auf ein Heckhybridsystem vermutlich auch noch denkbar gewesen.

Es ist darüber hinaus fraglich, ob der Audi außer über den geringerem Luftwiderstand von einem auf die Hinterachse wirkenden Hybridsystem profitieren könnte, da Dieselmotoren viel Drehmoment bei niedriger Drehzahl haben und das Hybridsystem hier unter Umständen zu einer Überlastung der Hinterräder führen könnte, weshalb die Leistungsabgabe dann doch wieder bei höherer Geschwindigkeit erfolgen müsste. Der Luftwiderstand kann mit Sicherheit noch reduziert werden, genau wie die Schleppmomente. Und auch Toyota müsste dem Wagen noch ein paar PS entlocken können. Man braucht dazu eben ein paar Ingenieure und Zeit auf dem Prüfstand.

All dies ist teurer als ein Anwalt.