Pescarolo zermürbt: Pleiten, Pech und Pannen beim Klassiker

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24 Stunden zum Vergessen: Henri Pescarolo und seine Mannen erlebten heuer ein Fiasko in Le Mans. Die beiden Boliden der grün-blauen Fanglieblinge verweilten zumeist in der Box; obendrein verletzte sich Jean-Christophe Boullion bei einem heftigen Unfall – dennoch: Das Handtuch warf man nicht.

Katastrophaler hätte es wohl kaum laufen können: Erst ein Besuch der französischen Justiz, dann ein schwerer Crash und zu alledem technische Gebrechen en masse – das Pescarolo-Team bekam bei den 24 Stunden von Le Mans 2012 mitnichten ein Bein auf die Erde. Genau genommen schaffte man es mit keinem der zwei eingesetzten LMP1-Flitzer in die Wertung des Rennens. Zwar boxten die Mechaniker zumindest das weiße Dome-Coupé mit Hängen und Würgen über den Zielstrich, doch lediglich 203 absolvierte Runden der Startnummer 17 reichten nicht einmal für eine offizielle Platzierung aus.

Das Desaster um die Sarthe’schen Lokalmatadoren kündigte sich schon vor rund einer Woche mehr oder minder leise an, als die beiden Fahrzeuge Pescarolos kurz vor der technische Abnahme von Behörden der lokalen Polizei beschlagnahmt wurden. Der Grund für diese Kuriosität war ein vertraglicher Streit zwischen Luxury Racing, Henri Pescarolo höchstselbst sowie dessen Stammfahrer Julien Jousse. Dieser Zwist endete noch am selben Abend vor Gericht; sowohl der Dome S102.5 als auch der Pescarolo 03 wurden für den großen Alle-Jahre-wieder-Klassiker schlussendlich freigegeben.

Boullion: Glück im Unglück

Der Vortest zu den 24 Stunden offenbarte dann erstmals die technischen Probleme selbiger Wagen. Während der betagte Japaner aus dem Hause Dome zahlreiche Elektronikfehler beklagte, nervte der neue Pescarolo 03 – eine hauseigene Weiterentwicklung des Aston Martin AMR-One – mit starken Vibrationen seines V8-Judd-Motors. In der ersten Trainingssitzung am Mittwoch kam es allerdings besonders dicke: Jean-Christophe Boullion jagte den neuen Renner mit 268 Sachen in die Leitplanken. Dabei zog sich der 42-jährige Ex-Grand-Prix-Starter starke Rippenprellungen zu, brach sich dankenswerterweise jedoch nichts.

Tags darauf verunfallte auch der Dome – Seiji Ara, Le-Mans-Gesamtsieger von 2004, war in diesem Fall der Schuldige. Trotz allen Carbonschrotts und zum Erstaunen Vieler gelang es der Crew, beide Wagen rechtzeitig wieder auf die Räder zu stellen – gleichwohl nur, um am Samstagmorgen, kurz nach dem Warm-up, bereits wieder schrauben zu dürfen: Ein Motorschaden am Pescarolo 03 machte neuerliche Reparaturen unabdingbar. Diese zogen sich überflüssigerweise derart lange hin, dass der Wagen es nicht bis zur vorgegebenen Uhrzeit in die Startaufstellung schaffte; die Startnummer 16 musste folglich aus der Boxengasse dem Feld nachstarten.

Motoren verhinderten besseres Abschneiden

Selbst im Rennen wurde nichts besser für die Pescarolo-Equipe. Kaum eine ganze Stunde nach dem Startschuss der Le-Mans-Jubiläumsausgabe befanden sich gleich beide Autos wieder in ihren Garagen. Emmanuel Collard, der sich nach dem Ausfall von Kollege Boullion nur noch mit dem Briten Stuart Hall im 03-Cockpit abwechselte, kränkelte zuvor mit einem beschädigten Antrieb um die Piste. Mit deutlichem Rückstand griff die AMR-One-Modifikation zwar nochmals für einige Kilometer in den Wettbewerb ein, doch um Punkt 19:50 war’s um selbige endgültig geschehen: Offiziell besiegelte ein irreparabler Defekt an der Lenksäule das Aus für die 16 nach bloß 20 Umläufen.

In der Tat machte aber neuerlich das Triebwerk des Wagens Probleme: Der Ersatz-Judd entwickelte kaum Leistung, sodass sogar einige LMP2-Autos den Pescarolo 03 auf den langen Geraden der Strecke aufschnupften. Indes klickte man sich bei dem verbliebenen Gefährt des Teams immer und immer wieder durch die Fehlermeldungen der Bordelektronik. Auch hier war der Judd die Wurzel allen Übels: Dessen 10.000 Umdrehungen schüttelten den Japaner solchermaßen, dass zahlreiche Peripherie-Elemente die Motorsteuerung mehrmals über den Haufen warfen.

Nichtsdestotrotz gab man nicht auf. Bis kurz vor Ablauf der Uhr tüftelten und werkelten die Pescarolo-Schrauber am Dome, und schafften es immerhin, den Wagen über die Ziellinie zu bugsieren. Viel besser machte dies das Wochenende für Henri und Anhang freilich nicht – die Mannschaft scheint nach den schwerwiegenden, aber halbwegs überwundenen Finanzproblemen nun vor allem sportlich durch ein Tal gehen zu müssen.