GTE-Am in Le Mans: Wer hält bei den Amateuren durch?

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Mehr als ein Dutzend Fahrzeuge sind in der Amateurfahrerklasse GTE-Am gemeldet. Porsche und Ferrari sind in der Überzahl, aber Corvette und Aston Martin können mit guten Testzeiten aufwarten. Für die Teams aus der Sportwagen-Weltmeisterschaft geht es neben dem Sieg auch um Meisterschaftspunkte.

Die GTE-Am-Kategorie ist die Klasse der Amateurfahrer. Einerseits dürfen nur GTE-Fahrzeuge nach Vorjahresspezifikation verwendet werden, andererseits darf sich unter der dreiköpfigen Fahrzeugbesatzung nur ein Profifahrer der Stufe „Gold“ oder „Platin“ befinden. Mit 13 Fahrzeugen ist die GTE-Am stärker besetzt als die GTE-Pro: Je fünf Porsche 911 GT3 RSR und Ferrari 458 Italia GTC, zwei Corvette C6.R und ein Aston Martin Vantage V8 werden das Rennen aufnehmen – elf Fahrzeuge auf Michelin, zwei auf Dunlop.

Vor einem Jahr konnte Robertson Racing den ebenso langsamen wie zähen Ford GT-R Mk. VIII nach 24 Stunden Renndauer auf dem dritten Klassenrang platzieren. In keiner der anderen Klassen dürfte also die Rennsportweisheit „To finish first, first you have to finish“ mehr Gültigkeit haben als in der GTE-Am.

Professionalität (auch) bei den Amateuren

Nicht nur bei den Fabrikaten, sondern auch bei den Teams gibt es nicht unwesentliche Überschneidungen mit der GTE Pro: AF Corse (Nr. 61 und Nr. 81) und Luxury Racing (Nr. 58) mit Ferrari sowie die Teams von Felbermayr-Proton (Nr. 88) und Flying Lizard Motorsports (Nr. 79) mit Porsche und Aston Martin Racing (Nr. 99) treten in beiden Kategorien an. Labre Compétition mit Corvette (Nr. 50 und Nr. 70), JMB mit Ferrari (Nr. 83) und IMSA Performance mit Porsche (Nr. 67) zählen zu den erfahrenen und regelmäßigen Teilnehmern des 24-Stunden-Rennens in den letzten Jahren.

Bei den bisherigen Läufen der Sportwagen-Weltmeisterschaft triumphierte Porsche. Die Zwölf Stunden von Sebring gewann die Felbermayr-Proton-Mannschaft vor den beiden Labre-Compétition-Corvette. Beim Sechs-Stunden-Rennen von Spa-Francochamps wurde es gar ein Porsche-Doppelsieg durch IMSA Performance und Felbermayr-Proton vor dem Ferrari von AF Corse. Die überlegene Leistung der Ferrari 458 Italia GTC, die sich in der GTE-Pro deutlich abzeichnet, scheint in der GTE-Am weniger präsent. Hier sind die Fahrertrios weniger homogen, sodass die Fahrzeuge nicht immer an der Leistungsgrenze bewegt werden (können).

Corvette und Aston Martin mit schnellen Testzeiten

Da nach dem Reglement bewährte Vorjahresfahrzeuge verwendet werden, liegt es primär an den Rennteams und den Piloten, die Fahrzeuge über die Distanz zu bringen. Labre Compétition gelang dies 2011 mit einem Doppelsieg mit Bravour. Das Team, das bereits auf vier Klassensiege in Le Mans zurückblicken kann, hat die letztjährigen Sieger Patrick Bornhauser und Julien Canal mit Pedro Lamy verstärkt. Die Corvette C6.R mit der Nummer 50 konnte beim Le-Mans-Vortest den zweiten Rang in der GTE-Am erreichen und unterstrich damit ihre Favoritenrolle. Das Schwesterfahrzeug mit der Nummer 70 tritt mit einer im Vergleich zum letzten Jahr unveränderte Fahrerpaarung an. Auch wenn das französische Trio Pascal Gibon/Christophe Bourret/Jean-Philippe Belloc nicht über die gleiche Geschwindigkeit zu verfügen scheint, darf es aber dennoch in den weiteren Kreis der Sieganwärter eingerechnet werden.

Über ein verheißungsvolles Gesamtpaket verfügt auch Aston Martin. Der Vantage V8 mit der Nummer 99 konnte beim Le-Mans-Vortest in den Händen des ehemaligen GT-Weltmeisterschaftspiloten Christoffer Nygaard die Klassenbestzeit erzielen. Die Geschwindigkeit scheint zu stimmen – mit dem GT-Allrounder Allan Simonsen ist zudem ein weiterer Toppilot gemeldet. Fraglich ist allerdings, ob der Aston Martin technisch problemfrei über die Distanz kommen kann. Falls ja, so wäre alles andere als ein Podium für Nygaard/Poulsen/Simonsen enttäuschend.

Porsche und Ferrari mit quantitativer Übermacht

Porsche und Ferrari tragen den schon fast historisch zu nennenden deutsch-italienischen Sportwagenwettkampf in diesem Jahr mit der gleichen Anzahl von fünf Fahrzeugen aus. Allerdings sind die qualitativen Streuungen innerhalb der beiden Lager deutlich sichtbar, da das Verhältnis von Erfahrung, Geschwindigkeit und finanziellem Engagement nicht bei allen Fahrzeugbesatzungen ausgewogen ist.

Bei Porsche gehören drei Teams zu den Sieganwärtern. Felbermayr-Proton (Nr. 88) mit Teammanager Christian Ried, Gianluca Roda und Paolo Ruberti, IMSA Performance (Nr. 67) mit Teambesitzer Raymond Narac, Porsche-Spezialist Nicolas Armindo und Anthony Pons und Flying Lizard Motorsports (Nr. 79) mit Teambesitzer Seth Neiman, Werksfahrer Patrick Pilet und dem Amerikaner Spencer Pumpelly.

Bei Ferrari ist die Leistungseinschätzung schwieriger. AF Corse (Nr. 81) dürfte mit den Ferrari-Experten Maurizio Cadei und Matt Griffin sowie dem erfahrenen Italiener Piergiuseppe Perazzini ein siegfähiges Fahrertrio stellen. Die Partnermannschaft von Michael Waltrip Racing (Nr. 61) hat mit NASCAR-Fahrer Bryan Vickers und dem soliden Portugiesen Rui Aguas auch gute Piloten. Luxury Racing (Nr. 58) und Krohn Racing (Nr. 57) werden wohl eher über Konstanz als über Schnelligkeit das Klassenpodium anvisieren müssen.