Fahrbahnbegrenzungen in der DTM: Who cares?

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Eigentlich ist’s ja ganz einfach: Zwei weiße Linien begrenzen die Farbahn, und auf dieser wird gefahren – nicht links daneben, nicht rechts. In der DTM steht man der Sache mit dem Strich jedoch etwas ungenierter gegenüber – und dies nicht nur, wenn keiner hinguckt. Ein Kommentar von Yannick Bitzer.

„Stille Polizisten“, „Rattersteine“, „Ludwig-Teller“ – es gibt die amüsantesten Bezeichnung für die amüsantesten Formen von Randsteinsrandsteinen. – „Randsteinsrandsteine“? Sie sind verwirrt? Zu Recht. Randsteine sind dazu vorgesehen – im Straßenverkehr wie auf der Rennstrecke –, die Fahrbahn vom Grünstreifen oder den Auslaufzonen abzutrennen. Sie unterstützen damit die Funktion der so genannten Fahrbahnbegrenzungsstreifen, deren Sinn wohl keinerlei Erläuterung bedarf. Es stellt sich also die seltsame Frage, warum es im Motorsport eigentlich Randsteine braucht, die Randsteine vom Grünstreifen oder den Auslaufzonen abtrennen.

Das Paradebeispiel für diese Kuriosität ist: die DTM. Linien, rot-weiße Flächen und andere Begrenzungen bedeuten hier herzlich wenig. Wer eine schnelle Runde abliefern will, der muss mitnehmen, was sich irgendwie überfahren lässt. Die Rennleitung stört es dabei nicht, dass die Piloten vor Strichen keinerlei Hemmungen mehr aufzeigen – ganz im Gegenteil: Mit der Einführung besagter Zusatzrandsteine vor einigen Jahren forcierten die DTM-Verantwortlichen das ständige Abkürzen der Fahrer sogar; man legalisierte es mehr oder minder. Doch ist das wirklich gut?

Unsinnig und gefährlich

Abgesehen davon, dass die Anschaffung sowie die Montage dieser unsäglichen Abweiser keine Gratis-Angelegenheit ist, wird durch sie vor allem – zumindest dann und wann – der Sport verzerrt: Wer nun wirklich zu weit gegangen ist, und wer sich noch im Rahmen des Erlaubten befand, wird allem Anschein nach Pi mal Daumen entschieden – Fahrer X bekommt eine Strafe, Fahrer Y eben nicht. Gefährlich sind Ludwig-Teller und Co obendrein, wie das Abheben der Boliden beim vergangenen DTM-Rennen auf der „Aufi-und-abi-Bahn“ von Spielberg in spektakulärer Art und Weise demonstrierte.

Man sollte sich endlich wieder auf die ursprünglichen Begrenzungen der Fahrbahn zurückbesinnen – in der DTM wie auch anderswo. Niemand fordert die Rückkehr zu mittelalterlich-meterhohen Kerbs, wie sie in den Siebzigern und Achtzigern existierten, doch der anhaltende Trend, die Strecken mit Teppich auszulegen, bloß um das Fahren dort zu ermöglichen, wo es eigentlich verboten sein sollte, ist nicht nur unsinnig, ja, er ist sogar lächerlich. – Randsteinsrandsteine? Nein, Danke!