ALMS-Check: Der Stand nach drei Rennen

35

Mit drei Saisonrennen hat die ALMS rund ein Drittel der Saison 2012 absolviert. Während im Juni der Langstrecken-Klassiker in Le Mans stattfindet, macht die ALMS eine rund einmonatige Pause. Lassen wir also Revue passieren, was bislang geschah.

Der Saisonhöhepunkt der Rennserien nach ACO-Reglement steht an: Die 24 Stunden von Le Mans. Auch, wenn die ALMS der IMSA untersteht und damit ein etwas abgewandeltes Regelwerk hat, sind doch die vom ACO ausgeschriebenen Klassen vertreten. Somit machen auch die US-Amerikaner eine Pause, während es an der Sarthe um das Sportwagen-Prestige geht.

Dieser Verlockung sind vier Teams aus den USA gefolgt: Level 5 Motorsports in der LMP2, die auch in der Langstrecken-WM starten, sowie Corvette mit beiden Wagen in der GTE-Pro und Flying Lizard Motorsports mit je einem Porsche in den Klassen GTE-Pro und GTE-Am. Währenddessen haben die restlichen Mannschaften eine Pause, die sie, wie zuletzt das Team Falken Tire, zu Testzwecken nutzen.

In der begonnenen Saison wurden drei Rennen absolviert: Der Zwölf-Stunden-Klassiker in Sebring, Long Beach und Laguna Seca. Dabei ließen sich bereits einige Tendenzen erkennen …

Die Enttäuschungen

Als enttäuschend kann man vor allem die Starterzahlen in der LMP1-Klasse ansehen. Diese sind zwar in der ALMS generell gering, allerdings fanden im vergangenen Jahr immerhin vier Boliden den Weg an die Rennstrecke, in dieser Saison sind es bis auf eine Ausnahme in Long Beach lediglich zwei. Daraus resultiert, dass die Rennen nicht besonders spannend sind, vor allem wenn, wie in Laguna Seca der Dyson-Wagen durch eine Strafe, einer der Starter früh zurückgeworfen wird.

Eher enttäuschend verläuft bislang auch das Debüt des Radical SR10 mit neuem Ford-Motor in der LMP2 und des Lotus Evora bei den GT-Rennern. Im Gegensatz zum Lotus erreichte der Radical zwar das Ziel, aber die Platzierung lässt bisher zu wünschen übrig.

Die Verlierer

Ein ganz klarer Verlierer ist das bereits genannte Dyson-Team. Nach dem letztjährigen Titelgewinn hofften die Mannen um Teamchef Rob Dyson auf eine Wiederholung der starken Saison. Bis auf die bessere Platzierung in Sebring war die Mannschaft stets hinter dem Muscle Milk-Team platziert. Allerdings konnte auch in Florida der Lola-Mazda mit den Benziner-LMP1 aus Europa nicht mithalten und holte den Klassensieg nur, da für die LMP1-Starter aus der ALMS eine eigene Klasse ausgeschrieben war und das Team Muscle Milk mit Rennpech zu kämpfen hatte.

Ebenfalls enttäuschend verläuft die Saison für das Flying-Lizard-Team. Noch konnte sich die Mannschaft um Seth Neiman nicht mit den Porsche 997 GT3 RSR der neuesten Generation zurechtfinden. Es steht noch keine einzige Podiumsankunft zu Buche. In der Teamwertung steht man trotz der Stammbesatzung mit den GT-Assen Patrick Long und Jörg Bergmeister lediglich auf Rang vier – dennoch bester Porsche-Vertreter.

Die Überraschungen

Überraschend stark tritt seit Saisonbeginn das Team Extreme Speed Motorsport, das einzige Ferrari-Team, auf. Bislang standen sie einmal auf dem Podest – in Long Beach – aber vom Speed sind sie ganz vorn mit dabei und konnten in jedem Rennen in den Kampf um das Podium eingreifen. Damit setzen sie den Trend der Vorsaison fort, in der sie einmal gegen Ende der Saison auf das Podest kamen, nach dem das Jahr schleppend anlief. Es scheint als habe die von Tequila Patrón gesponserte Mannschaft ihren Ferrari 458 verstanden. Daher belegen sie zurzeit Tabellenplatz drei.

Ebenfalls stark präsentiert sich in der laufenden Saison Aston Martin Racing. Wie im vergangenen Jahr bereichern die Briten das ALMS-Feld mit einigen Gaststarts, damit sind sie jedoch nicht punktberechtigt. Dass mit ihrem neu entwickelten Vantage GTE gerechnet werden muss, bewiesen die Fahrer Adrián Fernández, Darren Turner und Stefan Mücke in Laguna Seca, als sie im enorm starken GT-Feld die Poleposition holten.

Die Gewinner

Klarer Gewinner der begonnenen Saison 2012 ist Muscle Milk Racing. Greg Pickett und seine Truppe profitieren dabei von der Schwäche der Erzrivalen Dyson Racing. Die Rennen in Long Beach und Laguna Seca konnten sie mit dem neuen HPD gewinnen, nachdem der Aston Martin des vergangenen Jahres ins Museum wanderte.

Bei den GT-Mannschaften sind das BMW Team RLL und Corvette Racing die dominierenden Teams. Überraschend stark fällt der Unterschied zum restlichen Feld aus. In Sebring kam ein BMW vor beiden Corvette und dem zweiten BMW ins Ziel. Bei den anderen beiden Rennen änderte sich die Reihenfolge auf den ersten beiden Plätzen zu Gunsten von Corvette, in Laguna Seca wurde es gar ein Doppelsieg. Einzig Extreme Speed Motorsports konnte den Platzhirschen etwas dazwischenfunken.

Größter Gewinner ist allerdings der Zuschauer. Wie in den vergangenen Jahren zeigt vor allem die GT-Klasse besten Motorsport. So kann man es als Fan verschmerzen, wenn die LMP1 mehr von Langeweile geprägt ist, dafür – wie in Laguna Seca – sieben GT innerhalb von zwei Sekunden dem Rennende entgegen sprinten und den Sieg fast auf der Ziellinie ausmachen.

Die Wertungsstände

In der LMP1 führt Muscle Milk Racing nach zwei Siegen mit vier Punkten vor Dyson Racing. Dass nur zwei Wagen am Start sind, ist also ein wenig Glück für Dyson Racing, denn so fällt die Punktausbeute trotz der schlechten Leistung stark aus. Sollte sich das Team um die Fahrer Guy Smith und Chris Dyson nach der Le-Mans-Pause aufrappeln, ist die Titelverteidigung noch möglich.

Klarer sieht es da schon in der LMP2-Klasse aus. Le-Mans-Starter Level 5 Motorsports hat bereits 15 Punkte Vorsprung auf das Team Conquest Endurance. Der dritte Teilnehmer Black Swan Racing kann mit erst 20 Punkten wohl nur noch schwer eingreifen.

Noch eindeutiger sieht das Klassement der LMPC aus. CORE Autosport führt mit 23 Punkten vor Muscle Milk Racing und 26 vor Merchant Services Racing. Um die Plätze zwei und drei kann es also noch spannend werden, und auf den Rängen dahinter lauern zudem PR1 Mathiasen Motorsports und RSR Racing mit kleinen Punktabständen.

Enger sieht es wiederum in der GT-Division aus. Corvette Racing führt nach zwei Saisonsiegen mit sechs Punkten vor dem BMW Team RLL. Da die Mannschaft von Bobby Rahal allerdings auch in bestechender Form ist, kann sich dies schnell wieder ändern. Auf Rang drei liegt mit einem Respektabstand von 24 Punkten das Überraschungsteam Extreme Speed Motorsports.

Last but not least die GTC: Alex Job Racing führt mit lediglich zwei Punkten vor Green Hornet Racing. Weitere drei Punkte dahinter liegt das Team TRG.

Die nächsten Rennen

Noch sieben Rennen stehen auf der Agenda der ALMS. Das nächste wird am 7. Juli im Lime Rock Park stattfinden und die Standard-ALMS-Rennlänge von zwei Stunden und 45 Minuten betragen. Ebenfalls von dieser Länge sind die zwei darauffolgenden Events in Mosport und Mid-Ohio. Anschließend folgt das vierstündige Rennen auf der Road America vor der zweiten Auflage des Baltimore Grand Prix – Dauer: zwei Stunden. Am 15. September erfolgt das Debüt des Virginia International Raceway mit einer Distanz von vier Stunden. Saisonabschluss bildet das Petit Le Mans mit der traditionellen Distanz von 1.000 Meilen oder zehn Stunden. Ob das Starterfeld von internationalen Bewerbern aufgefüllt wird, ist fraglich, da das Rennen zwischen den beiden WEC-Events in Fuji und Shanghai stattfindet.