Porsche-Fiasko: Ende der Zuffenhausener Dominanz

64

Porsche-Pleite beim Eifel-Klassiker: Das 24-Stunden-Rennen wurde für die Zuffenhausener Entourage zu einem Desaster. Die Manthey-Delegation musste infolge eines denkwürdigen Zieleinlaufes eine bittere Niederlage einstecken. Einzig Frikadelli und Timbulli hielten die Stuttgarter Fahnen hoch.

Es spielten sich wahrhaftig dramatische Szenen am Fuße der Nürburg ab. Mit einem tragischen Abgang mussten Manthey und Porsche ihre Vormachtstellung in der Eifel aufgeben. Nachdem die Meuspather Equipe seit dem Jahr 2006 fünf von sechs 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewinnen konnte, dankten die Nordschleifen-Könige vergangenen Sonntag mit einer Nullnummer bei der diesjährigen Auflage ab.

Obgleich Porsche-Werksfahrer Romain Dumas während der letzten Umrundungen der Grünen Hölle den dritten Platz mit Leibeskräften verteidigte, war das Debakel nicht mehr aufzuhalten. Denn der Neunelfer im Wochenspiegel-Gewand hatte unmittelbar vor dem Ablauf der Zeit nicht mehr genügend Sprit an Bord, um eine weitere Runde zu drehen. Deshalb stieg der französische Manthey-Schützling auf der Zielgeraden in die Eisen, um die letzten Sekunden auf der Uhr verstreichen lassen, bevor der Weissacher Kutscher die Ziellinie überquert hätte.

Doch diese Finesse missglückte. Der Porsche-Brummer kam nicht mehr rechtzeitig zum Stillstand und huschte mit Widerwillen über den weißen Strich. Zu allem Übel ließ sich der Motor nicht auf Anhieb wieder anschalten, sodass der GT3-Renner zur Zielscheibe eines heran eilenden Clio-Fahrzeuges wurde. Dessen Pilot war ebenfalls auf die Uhr fixiert und kollidierte folglich mit dem gestrandeten Porsche-Boliden. 

Ergo gingen Dumas, Marc Lieb, Richard Lietz und Lucas Luhr mit leeren Händen nach Hause. Bereits die vorherige Nacht verlief für das Manthey-Quartett nicht reibungslos. In der Dunkelheit wurde Luhr Opfer des einsetzenden Regens und beschädigte sich bei einem Scharmützel den Frontbereich seines Arbeitsgerätes. Obendrein haderte die Mannschaft mit dem Sensor des Autos, weshalb der Motor beim Boxenstopp oftmals nicht beim ersten Versuch ansprang. Zudem wurde die Bremsleitung bei einem Reifenplatz abgeschlagen. 

Frikadelli auf Gesamtposition sechs

Ein Trostpflaster war der sechste Gesamtrang der Publikumslieblinge vom Frikadelli-Gespann. „Wir haben im Prinzip nur getankt, Öl und Wasser nachgefüllt und Reifen gewechselt“, resümierte Klaus Abbelen. „Leider haben wir uns in der Nacht verpokert. Wir setzten beim Boxenstopp auf Intermediate-Reifen, aber dann wurde der Regen stärker, und wir mussten einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen. Das hat uns eine Runde zurückgeworfen. Wir hatten aber insgesamt viel Spaß und freuen uns tierisch über Platz sechs.“ 

Dahinter sortierte sich die Timbuli-Truppe mit dem 911 GT3 R als zweitbestes Teams aus den Reihen der Weissacher ein. Marc Hennerici, Marco Seefried, Dennis Busch und Norbert Siedler kamen ohne Querelen über die Distanz. Das 911-GT3-Schwesterfahrzeug erreichte in den Händen von Marc Busch, Egon Allgäuer, Karim Al-Azhari und Seefried den 16. Rang im Gesamtklassement. Dazwischen quetschte sich noch das Kremer-Quartett Wolfgang Kaufmann, Altfrid Heger, Dieter Schornstein und Michael Küke mit dem 911 GT3 KR. 

Vom Pech verfolgt wurde auch das zweite Manthey-Einsatzfahrzeug. Marco Holzer, Jörg Bergmeister, Patrick Long und Nick Tandy arbeiteten sich im Laufe der Zeit sukzessive nach vorne, als Letzterer, an fünfter Stelle liegend, auf der Start-und-Ziel-Geraden von einem Konkurrenten abgeräumt wurden. „Ich war bereits daneben, als der Fahrer plötzlich rüberzog und mich dadurch in die Mauer gedrückt hat“, kommentiert Nick Tandy das Intermezzo.

„Das ist ein Jammer“, fügt Marco Holzer. „Mir hat das Rennen riesigen Spaß gemacht. Die Doppel-Stints in der Nacht waren brutal anstrengend, aber unser Auto war super. Aber rund um die Rennstrecke gab es wegen der vielen Unfälle mehr ‚Baustellen’, an denen Zäune oder Leitplanken repariert wurden, als auf einer normalen Autobahn.“

Der Falken-Rennstall erlebte ebenfalls ein Desaster. Als der Himmel in der Nacht seine Schleusen öffnete, verlor Sebastian Asch im Abschnitt Fluglplatz die Kontrolle über seinen grün-blauen Neunelfer. Infolgedessen mussten der Routinier und seine Kollegen Peter Dumbreck, Martin Ragginger und Wolf Henzler vorzeitig das Handtuch werfen. Letztgenannter äußerte sich zu dem Resultat wie folgt: „Natürlich sind wir enttäuscht. Wir waren nur als 40. ins Rennen gegangen, hatten aber keinerlei Probleme und lagen schon in Reichweite eines Top-Ten-Platzes, als der Unfall passierte.“

„Renngeschichten mit einer derartigen Spannung kann wohl nur die Grüne Hölle schreiben“, fasst Porsche-Sportchef Hartmut Kristen die Ereignisse am Ring zusammen. „Dennoch bin ich beeindruckt von der tollen Arbeit unserer Kundenteams, die nie aufgegeben haben. Glückwunsch an die Mannschaft von Frikadelli Racing, die ein problemloses Rennen fuhr und in diesem Jahr das bestplatzierte Porsche-Team ist.“