Spa-Francorchamps: Audi belebt Tradition des Siegens wieder

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Nach den Vierfachführungen in allen vergangenen Sitzungen des Wochenendes musste es auch im Rennen so kommen: Audi gewann nach sechs Stunden. Die zwei Antriebskonzepte waren dabei in der Reihenfolge ultra, e-tron quattro, ultra und e-tron quattro bunt gemischt.

Bei der Protoypen-Abteilung von Audi Sport gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: jeder Wagen gewinnt sein Debütrennen. Dieser Tradition machte Peugeot im vergangenen Jahr einen Strich durch die Rechnung, als die Löwenbändiger in Spa-Francorchamps einen Doppelsieg schafften. Erst dahinter kam der erste Audi R18 TDI ins Ziel – die Herren der Ringe starteten im ersten ILMC-Lauf in Sebring noch mit dem R15 TDI.

In der diesjährigen Ausgabe des Ardennen-Klassikers debütierten gleich zwei neue Wagen. Einmal der „normale“ Audi R18 TDI ultra und der erste Renn-Hybrid aus Ingolstadt: der Audi R18 e-tron quattro.

In der Qualifikation legten die Altmeister Tom Kristensen, Dindo Capello und Allan McNish die Grundlage für den Sieg und holten die Pole, vor ihren drei Schwesterwagen. Pünktlich zum Warm-up fing auch noch das Wetter an verrückt zu spielen. Dies spielte den e-tron in die Karten, die die Vorderachse elektrisch antreiben können, was im Regen einen Vorteil beim Beschleunigen bedeutet.

Safety-Car entscheidet Rennen

Auch der Start erfolgte im Trockenen. Doch nicht lang nach dem Start hörte der Regen auf und die Strecke trocknete ab. Für die e-tron wurde der Allrad von der Tugend zur Not, da die Wagen zunehmend untersteuerten. Damit hatte die Stunde für die R18 ultra geschlagen. Der Wagen mit der Nummer drei von Romain Dumas, Loïc Duval und Marc Gené sicherte sich schon vor Rennhalbzeit die Führung und gab diese bis zum Ende nicht mehr her.

Hinter ihnen positionierten sich Marcel Fässler, André Lotterer und Benoit Tréluyer im besseren der e-tron mit der Nummer eins. Am Ende betrug ihr Rückstand aber 46 Sekunden. Dieser kam durch eine Safety-Car-Phase zustande. Wie gewohnt waren zwei Audi RS5 als Sicherheitsfahrzeuge im Einsatz, die das Feld ausbremsten. Wenn man während der Phase an die Box kommt, muss man am Boxenausgang warten, bis einer der beiden Wagen mit einer Schlange an Rennwagen vorbei kommt. In der ersten der beiden SC-Phasen ließ der RS5 mit dem Nummer-eins-Audi das Feld beim Restart aber schon auf halber Strecke los und Duval konnte aus der Box heraus fahren – 46 Sekunden vor dem Nummer-eins-Audi.

Dahinter spielte das Audi Sport Team Joest am Ende des Rennens ein wenig „Bäumchen wechsel dich“. Bis eine halbe Stunde vor Fallen der Zielflagge lag der zweite R18 ultra vor dem zweiten R18 e-tron mit den Altmeistern. Doch dann holte das Team zuerst den R18 ultra von Marco Bonanomi herein, weshalb er auf Rang vier zurückfiel. Wenig später orderten sie auch Dindo Capello an die Box, wodurch die alte Reihenfolge wieder hergestellt war, welche sich nicht mehr bis zum Ziel veränderte. Die Mannen von Reinhold Joest schienen an beiden Wagen ein Problem am hinteren rechten Rad erkannt zu haben.

Rebellion sind beste Benziner

In der inoffiziellen Benziner-Wertung zeigte sich das anglo-schweizerische Team Rebellion am besten aufgestellt. Sie kamen auf den Positionen fünf und sechs ins Ziel. Fünfter wurde der Wagen mit Nick Heidfeld, Nicolas Prost und Neel Jani trotz einer Durchfahrtsstrafe. Der ehemalige Formel-1-Pilot Heidfeld drehte eine Larbre-Corvette beim Überrunden um und musste dafür einmal in die Boxengasse abbiegen. Auch der Schwesterwagen hatte nicht immer das Rennglück auf seiner Seite. Die Mannschaft hatte zwischenzeitlich mit technischen Gebrechen zu kämpfen. Doch Andrea Belicchi und Harold Primat kämpften sich zurück auf Rang sechs. Am Ende hatten die beiden Lola-Toyota vier, respektive fünf Runden Rückstand auf die Audi.

Drama in der LMP2, Hochspannung bei den GT

Die Topzehn komplettieren der Strakka-HPD und die LMP2-Führenden. Diese Klasse entschied sich erst kurz vor Rennende in einem wahren Drama. Lange Zeit lagen Simon Dolan und Sam Hancock im Jota-Zytek in Führung. Ein Problem an ihrem Wagen ließ die Briten allerdings auf Platz zwei zurück fallen, hinter Robbie Kerr, John Martin und Tor Graves. Diese sahen wie die sicheren Sieger aus – bis sie fünf Minuten vor Rennende an die Box mussten und die Führung wieder an Jota verloren. Dahinter gesellten sich Jody Firth, Warren Hughes und Brendon Hartley auf das Podium.

Die LMP2 entschieden ihr Rennen also fünf Minuten vor Schluss – aber die GT können das besser. Der Kampf um den Sieg wurde erst auf der Ziellinie beendet. Der Führende Audi gestand den beiden GT-Kampfhähnen unbewusst eine weitere Runde zu. Er überquerte hinter ihnen den Zielstrich für die letzte Runde und überrundete beide nicht mehr. Als die Audi-Crew schon im Freudentaumel war, legte die GT-Spitze erst richtig los – doch von Beginn.

Kampf bis zur Ziellinie

Die GTE-Pro-Klasse war mit lediglich fünf Wagen sehr schwach besetzt. Mit von der Partie waren drei Ferrari, ein Porsche und ein Aston Martin. Der französische Luxury Racing-Ferrari sicherte sich die Poleposition. Er konnte seinen Platz jedoch nicht gegen den Felbermayr-Porsche von Richard Lietz und Marc Lieb sowie später gegen den AF-Corse-Ferrari von Giancarlo Fisichella und Gimi Bruni verteidigen. Trotz starken Kampfes, vor allem mit dem Markenkollegen, mussten sich Frédéric Makowiecki und Jaime Melo am Ende mit Rang drei begnügen. Der zweite AF-Corse-Ferrari lag schon früh abgeschlagen im Rennen, der Aston Martin fiel gar ganz aus.

Zu Rennhalbzeit schien der Porsche bereits enteilt, doch bei den GT ist das Rennen erst mit dem Fallen der Zielflagge vorbei. Diese Weisheit bestätigte sich einmal mehr. Aus einem Fernduell des Zuffenhauseners mit dem Kampfpferd aus Maranello wurde zuerst ein Boxenstopp-Duell und später ein beinharter Zweikampf.

Mit Hereinbruch der letzten Rennstunde wurde klar, dass beide Wagen noch einmal an die Box müssten. Es hing nun von den Teamchefs und Renningenieuren ab, wann man die Renner strategisch am günstigsten zum Splash-and-Dash hereinholt.

Nach dem Absolvieren der beiden Stopps lag der Porsche nur noch rund fünf Sekunden vor dem Ferrari und noch 15 Minuten waren auf der Uhr. Gimi Bruni am Steuer des Ferrari 458 zeigte sein ganzes Können und ließ Runde für Runde den Rückstand schmelzen, bis er am Heck des Porsche-Brummers klebte. Der Gesamtführende Audi tat ihm den Gefallen und gewährte beiden eine zusätzliche Runde nach Ablauf der Zeit. Bruni jagte Marc Lieb durch die Ardennen, doch fand keinen Weg vorbei. Zudem war in der letzten Kurve eine Gelbphase, weshalb er nicht überholen konnte. Die letzte Chance wäre auf der Zielgerade gewesen, doch der Italiener kam nicht mehr in die Position zum Angriff.

Nach sechs Stunden und zwei Minuten war also das Rennen auch bei den GT entschieden. Lieb und Lietz gewinnen mit 0,6 Sekunden Vorsprung vor Fisichella und Bruni.

In der Amateur-Wertung der GT gab es sogar einen Doppelsieg für Porsche. Das Team IMSA Performance mit den Fahrern Nicolas Armindo, Raymond Narac und Anthony Pons gewinnt vor dem Felbermayr-Wagen von Gianluca Roda, Christian Ried und Paolo Ruberti sowie dem AF-Corse-Ferrari von Matt Griffin, Marco Cioci und Piergiuseppe Perazzini.

Der nächste Lauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft ist das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Zuvor findet noch der Testtag an der Sarthe statt.