DTM in der Lausitz: Alle jagen Mercedes-Benz

Durchatmen? Fehlanzeige! Bereits wenige Tage nach dem spektakulären Saisonstart in Hockenheim zieht der DTM-Tross eine Runde weiter – und zwar in die Niederlausitz. Zwischen dumpfem Braunkohle-Muff und heißer Speedway-Atmosphäre wird sie steigen, die Hatz auf Mercedes-Benz.

Durchatmen? Fehlanzeige! Bereits wenige Tage nach dem spektakulären Saisonstart in Hockenheim zieht der DTM-Tross eine Runde weiter – und zwar in die Niederlausitz. Zwischen dumpfem Braunkohle-Muff und heißer Speedway-Atmosphäre wird sie steigen, die Hatz auf Mercedes-Benz.

Europas größte Tourenwagen-Rennserie erstrahlt in frischem Glanz. Neue, beeindruckende Boliden, BMW zurück an Bord und nicht zuletzt: aufregende Tür-an-Tür-Manöver – der DTM-Saisonauftakt 2012 am zurückliegenden Wochenende bat vieles, was gutes Racing auszeichnet. Nur im Kampf um Platz eins kam keine rechte Spannung auf. Bereits nach wenigen Runden war klar, dass der Sieg nur über eines der dominant schnellen C-Klasse-DTM-Coupés von Mercedes-Benz gehen würde.

Gleich fünf ihrer Schlachtrösser platzierten die Stuttgarter zur Freude ihres Obersten Norbert Haug in den Topzehn, zwei gar an vorderster Front. Auch noch sahnten sie in persona Jamie Green (HWA) die schnellste Rundenzeit des Rennens ab – ein nahezu optimaler Aufgalopp für die Marke mit dem Stern, die in Hockenheim, ihrem sprichwörtlichen Wohnzimmer, den 100. DTM-Doppelerfolg ihrer Geschichte zelebrieren durfte.

Gewinner Gary Paffett (ebenfalls HWA), der sich letzten Endes rund 20 Sekunden Vorsprung auf den Audianer Mattias Ekström, seinen ersten Markenkonkurrenten, notieren lies, war von seinem Wagen mehr als überzeugt: „Heute war das Auto einfach perfekt“, resümierte der 31-jährige Engländer nach dem Rennen. „Ich habe es pushen können, so sehr ich wollte.“ Paffett gilt für den unmittelbar anstehenden zweiten Meisterschaftslauf des Jahres somit als heißester Anwärter auf den begehrten Platz an der Sonne.

PS-Park mit Wiedererkennungswert

Stattfinden wird dieser auf dem Lausitzring im oberspreewäldischen Klettwitz, den die DTM schon seit seiner Eröffnung im Sommer 2000 besucht. Die moderne Motorsportanlage, gebaut inmitten des ehemaligen Brandenburger Braunkohletagebaus, ist aufgrund ihres Hochgeschwindigkeitsovals einmalig in Kontinentaleuropa. Bekannt ist sie allerdings vielmehr ob einiger tragischer Unglücksfälle, die sich auf ihr ereigneten, wie beispielsweise jenem des italienischen Ex-Formel-1-Reckens Alessandro „Alex“ Zanardi.

Die von den DTM-Flitzern befahrene Variante der Strecke beträgt zirka dreieinhalb Kilometer, die am kommenden Sonntag genau 52 Mal zurückgelegt werden müssen. Der Sieger des Vorjahres heißt Martin Tomczyk – zu dieser Zeit griff der heutige BMW Team RMG-Pilot noch für Audi ins Lenkrad. Timo Scheider krönte dazumal mit seinem A4 auf Platz zwei das Wochenende für die Ingolstädter, nachdem selbige dort sechs Jahre lang nicht mehr gewonnen hatten. Doch werden die Mannen mit den vier Ringen tatsächlich dazu in der Lage sein, Mercedes-Benz in Brandenburg auch 2012 ein Bein zu stellen?

„Der Lausitzring hat eine komplett andere Charakteristik als der Hockenheimring, daher werden die Karten neu gemischt“, stellt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich klar. Man müsse herausfinden, warum man die starke Leistung aus dem Zeittraining in Hockenheim nicht auch im Rennen abrufen konnte. Während Abt Sportsline-Speerspitze Ekström gar die Poleposition holte, geigte Mercedes-Benz erst sonntags so richtig auf. Mit randvollen Tanks waren die Benz-Vehikel de facto die schnellsten im Feld.

„Kein Ponyhof“

Auch die Agenda der Bayern von BMW fiel nach „Hoggene“ lang aus – und das nicht allein in Sachen Fahrzeugperformance. Primär sehen die Blauweißen Optimierungsbedarf in strukturellen Mechanismen wie etwa dem rechtzeitigen Setzen und fehlerfreien Durchführen der Boxenstopps. Generell sind zahlreiche Abläufe bei BMW noch nicht solchermaßen eingespielt, wie bei den routinierten Mannschaften von Audi und Mercedes-Benz.

„Schließlich haben unsere Mitbewerber einen jahrelangen Erfahrungsvorsprung“, erinnert Jens Marquardt, Direktor von BMW Motorsport. Der vormalige Manager der Toyota Motorsport GmbH weiß: „Die DTM ist eben kein Ponyhof“, und so werden die BMW-Equipen auch an diesem Wochenende hart arbeiten müssen, um den gegnerischen Lagern so gut als möglich Paroli bieten zu können.

Bereits im September des letzten Jahres waren alle drei in der DTM vertretenen Hersteller aus Süddeutschland zu gemeinsamen Testfahrten auf dem Lausitzring versammelt. Ehedem rasten die Fahrer noch vor gänzlich leeren Tribünen über das äußerst wellige Asphaltband der Bahn, die einst als Nachfolgerin der famosen Berliner AVUS errichtet wurde. Für das bevorstehende Wochenende wird jedoch – ähnlich dem Auftakt in Baden-Württemberg – mit rekordverdächtig hohen Besucherzahlen gerechnet.

Der Start des heuer zweiten Saisondurchgangs wird am frühen Sonntagnachmittag um 14:00 Uhr über die Bühne gehen. Zu erwarten sind entsprechend aktuellen Wetterprognosen mäßige Temperaturen; des Weiteren ist Regen zumindest für das Qualifikationstraining am Samstag nicht ausgeschlossen. Doch ob nun nass oder trocken: Vieles deutet auf spannende PS-Unterhaltung hin. – Hatz auf Mercedes-Benz, Teil zwei.


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