Spa-Francorchamps: Wettlauf der Technologien beginnt

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Auftakt einer neuen Ära: Obgleich Toyota den Wertungslauf zur Sportwagen-WM in Spa-Francorchamps versäumt, eröffnet Audi am nächsten Samstag den Wettstreit der Hybrid-Technologien. Reicht das Potenzial des konservativen Lagers, um Widerstand zu leisten? Ein Blick in die LMP1.

Die Avantgarde der Automobilindustrie schreitet im Stechschritt voran. Bei der alljährlichen Le-Mans-Generalprobe in den Ardennen tätigt die Sportwagen-Gemeinde letzte Feinschliffe für den Stichtag im Juni. Erwies Audi dem TDI-Jahreswagen mit einem Doppelsieg in Sebring noch die letzte Ehre, blasen die Ingolstädter mit ihrer Hybrid-Diesel-Armada bei der zweiten Runde der Langstrecken-Weltmeisterschaft in Spa-Francorchamps zum Großangriff.

Denn während sich Toyota am kommenden Wochenende anschickt, in Magny-Cours verlorene Testzeit wiedergutzumachen, erproben die Herren der Ringe erstmals ihr konkurrierendes Hybridkonzept unter Rennbedingungen. Die Ingolstädter Speerspitze formiert sich aus zwei Hybrid-Dieselflundern mit Allradantrieb. In diesem Zusammenhang lautet das Zauberwort „ultra-Leichtbau“. Erst solch eine Minimierung des Gewichtes hat den Weg geebnet, um eine wettbewerbsfähige Effizienz trotz des schweren zwittrigen Motors zu erzielen.

Nichtsdestoweniger hat die süddeutsche Mannschaft noch zwei Asse im Ärmel, falls der innovative Antrieb in Belgien noch nicht in die Gänge kommt. Parallel zu den zwei e-tron-Rennern rollen zwei R18-ultra-Boliden mit einem konventionellen V6-TDI-Aggregat an den Start. Pilotiert werden die reinrassigen Heizölrenner von Romain Dumas, Loïc Duval und Marc Gené. Letztgenannter ersetzt Stammpilot Timo Bernhard, der wiederum verletzungsbedingt fehlt. Das zweite Gespann formiert sich aus Marco Bonanomi und Oliver Jarvis.

In Vorbereitung auf den Schlager an der Sarthe werden die fortschrittlichen Hybridautos ebenfalls mit den Le-Mans-Besatzungen bestückt. Die Gewinner vom Auftakt in Sebring – Rinaldo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish – hantieren am Lenkrad der Startnummer zwei, Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer steuern wie gehabt das Topfahrzeug mit der Nummer eins.

Seit der Reanimation des Ardennen-Langstrecken-Klassikers im Jahr 2003 siegte Audi bisweilen zweimal in Spa-Francorchamps. Bei den letzten vier Ausgaben wanderte der Pokal dagegen nach Paris zu den Kontrahenten von Peugeot. Gelingt den Audianern in Abwesenheit von Toyota also ausgerechnet im Jagdgebiet der Löwen ein prestigeträchtiger Einstand mit der Hybridtechnologie? Und wer ist in der Lage, der Audi-Übermacht Paroli zu bieten?

Pescarolo schickt Dome-Prototyp ins Rennen

Bekanntlich schläft die Konkurrenz nicht und testete dieser Tage an verschiedenen Orten auf der iberischen Halbinsel und in Le Mans. An vorderster Front: Der französische Altmeister Henri Pescarolo, der in Kooperation mit dem japanischen Konstrukteur Dome den neuen S102.5 einsetzt. Freilich handelt es sich bei dem geschlossenen Prototyp um keinen Dieselschrecken, aber Sébastien Bourdais attestierte dem Boliden bereits eine passable Straßenlage – vergleichbar mit dem Peugeot-Selbstzünder. Lediglich die Motorleistung beanstandete der Franzose noch.

Der nagelneue Pescarolo 03 bleibt dieses Wochenende hingegen noch in der Garage, da einige Teile aus England nicht rechtzeitig geliefert werden konnten. Nachdem der 01-Vorgänger beim Zwölf-Stunden-Rennen in Florida mit einem Bronzerang in Rente geschickt wurde, debütiert sein Nachfolger demzufolge erst bei den 24 Stunden von Le Mans. Derweil muss es das Dome-Coupé richten, welches lediglich in Belgien und Frankreich zum Einsatz kommt.

Ärgste Verfolger der Audi-Überflieger war in den Vereinigten Staaten die Acura-Fraktion. Bis zu einem Aufhängungsproblem kämpfte das JRM-Ensemble noch um den dritten Rang. Die Landsmänner der Strakka-Truppe haben in den letzten Wochen ebenfalls nachgelegt. Bei einem zweitägigen Reifentest im Motorland Aragón spulten die Briten rund 1.500 Kilometer in Vorbereitung auf das nächste Meisterschaftsrennen ab.

Indes haben die Rebellen eminent nachgerüstet. Bei einem Zwei-Tage-Test in Valencia wurden zahlreiche neue Karosserieteile am Lola-Flitzer erprobt – unter anderem waren die Frontflügel, der Diffusor und die Scheinwerfer betroffen. Zudem wurden Verbesserungen im Bereich der Aerodynamik vorgenommen und das Gewicht vermindert. Außerdem wurde die Luftzufuhr optimiert, um die Motorleistung zu steigern.

Inwieweit Rebellion-Toyota auf diese Weise einen Sprung nach vorne gemacht hat, wird sich zeigen. Beim Aufgalopp in Sebring haderten die Schweizer noch mit technischen Gebrechen und beendeten das Rennen im Mittelfeld. Die Konkurrenten von Oak Racing haben sich dagegen lediglich zum Ziel gesetzt, an die Leistung vom Saisonstart anzuknüpfen. In der Topklasse lief es zwar noch nicht wirklich rund, aber in der LMP2-Wertung erzielten die Eichen Platz zwei. Vor einigen Tagen testete die Oak-Equipe auf der Bugatti-Variante in Le Mans.

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