Sebring-Analyse: Audi ohne Gegner, Spannung bei den GT-Akteuren

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Das Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring am vergangenen Wochenende endete ohne große Überraschungen an der Spitze des Feldes. Spannung gab es allerdings bei den GT-Rennern, und auf dem Gesamtpodium stand am Ende ein LMP2.

Obwohl die Strecke in Sebring immer wieder für eine Überraschung gut ist – immerhin gewannen hier schon RS Spyder gegen die übermächtigen Audi R10, oder letztes Jahr zwei Privatteams gegen die Werke –, so war dieses Jahr alles, wie erwartet. Die Audi-Boliden konnten das Tempo jederzeit bestimmen und waren nie gezwungen, auch nur in die Nähe ihrer Qualifying-Pace zu gehen. Anders die (am Ende glücklosen) HPD ARX-03a. Diese mussten sich sogar ihren LMP2-Brüdern geschlagen geben.

LMP1: Siegreiche Audi-Flitzer und erfolgreiche Oldies

War der Audi-Sieg noch erwartet worden, so gab es bei den (privaten) Benzinerteams doch einige Überraschungen. Weder die nagelneuen HPD-Fahrzeuge noch die Rebellen, sondern der vermutlich älteste LMP im Feld, der Pescarolo 01 vom Pescarolo-Team war am Ende der am besten platzierte Benziner in der LMP1-Klasse. Das lag allerdings weniger am Speed der Franzosen, als eher daran, dass sie sich aus allem heraushielten und sich auf die Zuverlässigkeit des erprobten Fahrzeugs verließen. Eine Taktik, die ihnen im Vergangenen Jahr immerhin einige Rennsiege und den LMS-Titel bescherte.

Pech hatte hingegen das Muscle Milk-Team, das am Ende mit defekter Tankvorrichtung kostbare Zeit verlor, den Rest des Rennens aber eine überzeugende Pace und einen guten Kampf mit den Rebellion-Toyota-Prototypen lieferte. Diese waren aber auch nicht von Defekten und Pech verschont und beendeten das Rennen unerwartet weit hinten. Auch der Dyson-Lola, immerhin der einzige Turbobenziner im LMP1-Feld, zeigte einen guten Rennspeed, der nach dem Qualifying nicht unbedingt erwartet worden war.

Dass aber auch bei einem Werksteam nicht immer alles nach Plan läuft, zeigte das Auto mit der Nummer eins, das durch einen Elektronikdefekt im Getriebe insgesamt 17 Runden verlor. Und auch das am Ende zweitplatzierte Auto verlor durch eine Reparatur nach einer Kollision vier Runden. Erstaunlicherweise war es aber gerade das Auto von Allan McNish, der im vergangenen Jahr in mehrere Unfälle verwickelt war, das am Ende ohne Feindkontakt durchkam. Ein guter Start in die neue Saison also für das älteste Audi-Trio.

LMP2: Die Überraschung auf dem Podium

Dass ein LMP2 in Sebring immer für ein gutes Ergebnis gut ist, weiß man seit dem Gesamtsieg eines RS Spyder. Trotzdem darf man die Leistung der Starworks-Truppe nicht unterschätzen. Nach einem zweiten Platz mit Ford in Daytona haben sie nun auch beim zweiten US-Langstreckenklassiker einen Podestplatz errungen. Im Gegensatz zum Audi-Sieg war dieser jedoch hart erkämpft und der Vorsprung auf die Level-5-Mannschaft betrug im Ziel gerade mal 32 Sekunden. Nicht unbedingt die Welt nach zwölf Stunden. Auch die Oak-Morgan LMP2 gaben mit Platz fünf, noch vor dem besten LMP1-Benziner, einen gelungenen Einstand auf der Rennbühne.

LMPC: Problematische Feldauffüller

Wie schon bei den ILMC-Läufen im vergangenen Jahr waren es auch diesmal die LMPC-Fahrzeuge, die durch unnötige Fehler immer wieder Gelbphasen auslösten. In einem Feld von über 60 Fahrzeugen, ist aber auch die Notwendigkeit dieser als Lückenfüller und Nachwuchsschmiede gedachten Fahrzeuge anzuzweifeln. Trotzdem schlugen sich einige von ihnen beachtlich. Mit am Ende Platz zwölf für das schnellste LMPC-Team, schneller als der LMP2-Lola, brauchten sie sich nicht zu verstecken.

Die GT-Profis: Spannung bis zum Schluss

Bei den GT-Akteuren landeten am Ende fünf Fahrzeuge von drei verschiedenen Marken innerhalb von 27 Sekunden. Den Sieg nahmen die eigentlich durch Zusatzgewichte gehandicapten BMW mit. Allerdings hätte der Sieg genauso an eine Corvette oder einen Ferrari gehen können. Auch der Umgang miteinander war nicht gerade zimperlich, so wurde der Sieger Joey Hand noch vom später Zweitplatzierten in der letzten Runde von der Strecke gedrängt.

Überraschend stark präsentierte sich hier der neue Aston Martin Vantage GT. Für das Debüt eines neuen Fahrzeugs in einer derart umkämpften Klasse gleich auf Anhieb auf das Podium der SWM-Wertung zu fahren, ist mit Sicherheit eine starke Leistung, besonders, wenn man an das Debakel um den LMP1 im letzten Jahr denkt. Schnellster Fahrer des Autos war übrigens der deutsche Aston Martin-Werksfahrer Stefan Mücke.

In den Rundenzeiten um etwa eine Sekunde langsamer als die anderen zeigten sich die Porsche-Vehikel, deren schnellster allerdings trotzdem nur eine Runde Rückstand auf den Klassensieger aufwies.

Bei den Amateuren ging jedoch der Sieg an Porsche, mit rund einer Runde Vorsprung auf die zweitplatzierte Corvette. Munter ins Feld der Amateure fuhren aber auch die Fahrzeuge der GTC Klasse, einer weiteren Nachwuchs- und Lückenfüllerklasse, in der mit identischen Porsche 911 GT3 Cup gefahren wird.

Viel Zeit unter Gelb

Standen am Anfang und Ende des Rennens lange Grünphasen, so wurde ein großer Teil des Rennens von Gelbphasen zerhackt, die teilweise nur wenige Minuten auseinander lagen. Auch dadurch wurde natürlich das Feld eng beisammen gehalten. Mit 44 von 325 gefahrenen Runden unter Gelb, davon der größte Teil zwischen Runde 170 und 256, dürfte das Ergebnis ohne diese vielen Gelbphasen wohl anders aussehen.

Anders als zum Beispiel in der Formel 1, wo an jeder Ecke Kräne stehen, dauert das Bergen eines Autos in Sebring ungleich länger. Die Zeitspanne der meisten Gelbphasen fällt auch in die Zeit der tiefstehenden Sonne und einbrechenden Dämmerung, was das Fahren sicher nicht einfacher macht.

Fazit: Hoffen auf Toyota, Spannung bei den GT

Um mehr Spannung in die LMP1 zu bringen, darf man auf das Toyota-Debüt gespannt sein. Allerdings bringt auch Audi zum nächsten Rennen den neuen Hybrid an den Start. Bei den GT scheint allerdings die Balance zu stimmen, sodass wir hier wohl auch in der Zukunft auf spannende Rennen hoffen können.