Drittes Training: Lange Gesichter bei Audi

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Die Herren der Ringe haben ihren einzigen großen Gegner gefunden: sich selbst. Zwei der drei R18 kollidierten, wodurch eine der beiden Hochleistungsmaschinen über Nacht zur großen Reparatur musste. BMW übernimmt GT-Spitze von Ferrari.

Die wohl größte Erkenntnis des gestrigen Abendtrainings in Sebring war, dass auch Audi nicht unfehlbar ist. Dies muss zum Leidwesen der Ingolstädter jedoch auf ihren großen Gegner – sich selbst – bezogen werden, denn das Team um Wolfgang Ullrich zeigte, dass es, sollte es kein anderer tun, sich selbst eliminieren kann.

Gemeint ist damit der Vorfall zwischen Loïc Duval und Marcel Fässler. Dem voraus ging ein Dreher des TRG-Porsches aus der GTC. Dadurch wurde Nick Heidfeld im Rebellion-Lola in eine Notbremsung gezwungen. Audi-Neuzugang Duval konnte dem Mönchengladbacher nicht mehr ausweichen und traf ihn am Heck. An dieser Stelle beginnt jedoch erst das eigentliche Drama bei Audi. Der Franzose konnte seinen Diesel-Sportwagen nicht mehr starten und stand auf der Strecke, als Marcel Fässler im Schwesterwagen um die Ecke kam und ebenfalls keine Chance hatte auszuweichen. Er traf seinen Teamkollegen im Heckbereich. Der Schweizer konnte jedoch mit lädierter Front an die Box zurückkehren. Duvals Wagen hingegen musste über Nacht teilweise neu aufgebaut werden.

Einziger Wehrmutstropfen dürfte die dennoch gehaltene Spitze durch das Team von Audi Sport und Joest Racing sein. Routinier Tom Kristensen im dritten Audi fuhr 1:47,049 Minute und war damit bislang am schnellsten. Den zweiten Rang erreichte André Lotterer, der Teamkollege von Marcel Fässler, vor Loïc Duval im gestrandeten R18. Beste Benziner waren die beiden HPD (Honda Performance Development) von Muscle Milk – somit auch beste ALMS-Vertreter – und JRM mit Ex-Formel-1-Fahrer Karun Chandhok.

Der ehemalige Peugeot-Pilot Stéphane Sarrazin hat indes über den Winter eine neue Heimat im LMP2-HPD von den Daytona-Zweiten Starworks Motorsport gefunden. In diesem Gerät holte der Franzose die Bestzeit des dritten Trainings in seiner Klasse. Er verwies Olivier Pla für OAK Racing und Ryan Hunter-Reay im Level 5-HPD auf die Plätze.

Im Prototypen-Markenpokal, der LMPC, fuhr Raphael Matos die schnellste Zeit, vor Pablo Sanchez und Dane Cameron, der in Diensten von Patrick Dempsey steht. Alle Starter dieser Klasse sind aus den USA.

Überaus starkes GT-Feld

In seinem BMW M3 kam der ab dieser Saison in der DTM startende Joey Hand der Schallmauer von zwei Minuten gefährlich nahe. Im nächtlichen Sebring brannte der US-Amerikaner eine Zeit von 2:00,258 Minuten in den welligen Asphalt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er das restliche Feld deutlich distanziert hätte. Gimmi Bruni aus dem starken AF Corse-Aufgebot (Ferrari) blieb lediglich 0,065 Sekunden hinter dem bayrischen Fabrikat zurück. Dem gleich tat es Jan Magnussen in seiner Corvette. Er hatte einen Rückstand von rund 0,1 Sekunden. Unter dem Strich befanden sich die Top-Vier innerhalb von 0,17 Sekunden – Vierter wurde Oliver Gavin in der zweiten Corvette.

Neben den Profis boten auch die Amateure ein ansehnliches Spektakel. Ferrari-Ass Dominik Farnbacher legte im Luxury Racing-Ferrari eine Zeit von 2:01,864 Minuten vor. Nic Jonsson in einem weiteren Ferrari hatte am Ende einen Rückstand von 0,5 Sekunden.

Die „Racer’s Group“ (TRG) fuhr bei den GTC die schnellste Runde, vor dem baugleichen Porsche 911 von Green Hornet’s Racing. Der Vorsprung betrug marginale 0,054 Sekunden.