24-Stunden-Rennen: Amerikanisches Motorsportjahr beginnt

40

Nach dem 24-Stunden-Rennen in Dubai und dem Zwölf-Stunden-Rennen in Abu Dhabi steht das nächste Langstreckenevent und damit der erste Klassiker des Jahres 2012 in den Startlöchern: Das 24-Stunden-Rennen in Daytona geht in seine 50. Auflage.

Nur noch dreimal schlafen und auch die nordamerikanische Motorsportsaison geht gut erholt in das Jahr 2012. Am 28. Januar um 21.30 Uhr europäischer Zeit schalten die Ampeln auf dem Daytona International Speedway auf Grün und der Rennleiter schwenkt in typisch amerikanischer Manier das grüne Tuch.

Jenes grüne Tuch gibt den Start für das 50. 24-Stunden-Rennen frei. In den darauffolgenden Sekunden werden sich 60 Sportwagen über die Start- und Ziellinie bewegen und die Hatz zweimal rund um die Uhr aufnehmen. Dabei werden sich die zwei Klassen der Daytona-Prototypen (DP) und der weltweit bekannten Gran Tourismo (GT) den 5,7 Kilometer langen Straßenkurs des Ovals in Florida zu teilen haben.

Erstaustragung vor 50 Jahren

Vor genau 50 Jahren sprinteten die Fahrer, in dieser Form heute als Le-Mans-Start bekannt, erstmals in Daytona zu ihren Wagen, um ein Rennen aufzunehmen, das einen ganzen Tag dauern sollte. Dies war die Geburtsstunde eines der heute wichtigsten Langstreckenrennen der Welt. Mit am Start war auch A.J. Foyt, der viermal den Klassiker Indy 500 gewinnen konnte. Er war der erste Führende eines 24-Stunden-Rennens in Florida.

Seitdem hat sich Vieles verändert. Aus den legendären Sportwagen, wie dem Ford GT40 Mk. II, dem Ferrari 330P4 oder dem Porsche 917K sind Hochleistungsmaschinen der Hersteller Riley, Dallara oder Lola geworden. Nur noch in den Motorenbezeichungen sind noch die klangvollen Namen von früher zu finden.

Eine weitere Neuerung ist, dass über die Jahre eine weitere Klasse hinzugekommen ist. Dies sind die DP, die heute schnellere Klasse. Zu finden sind dort Prototypen, die wegen ihres unkonventionellen Erscheinungsbildes viel Kritik wegstecken mussten. Geblieben sind hingegen die GT. In dieser seriennahen Klasse sind heute wie damals Fabrikate von Porsche, BMW oder Ford am Start, sowie Neulinge aus dem Haus Mazda, Chevrolet und seit diesem Jahr Audi. Doch obwohl diese Wagen weitaus langsamer sind, konnte die TRG-Truppe 2003 zeigen, dass man auch in einem GT den Gesamtsieg holen kann.

DP in neuem Gewand

Ob dies auch in diesem Jahr möglich ist, darf jedoch bezweifelt werden. Dennoch ist dies nicht unmöglich und ein viel zitierter Satz im Langstreckensport drückt genau dies aus: „To finish first, first you have to finish.“ Dieser Mission stellen sich anno 2012 14 Wagen der neu gestalteten DP-Klasse.

Als große Favoriten dürfen die Wagen aus dem Hause Corvette betrachtet werden, von denen gleich fünf Wagen aus unterschiedlichen Teams am Start sind. Diese Flundern zeigten der versammelten Konkurrenz bei den Vortests, wo in diesem Jahr der Hammer hängt. Alle fünf Wagen der Teams Action Express (zwei), SunTrust Racing, Spirit of Daytona und GAINSCO/Bob Stallings Racing hielten sich permanent am oberen Ende der Zeitenskala auf.

Damit zeigten sie den Titelverteidigern von Chip Ganassi Racing deutlich die Grenzen auf. Das Riley-BMW-Gespann setzt auf zwei Wagen. Aber auch die restlichen Wagen dürfen als Favoriten betrachtet werden, auch wenn sie sich bei den Vortests nicht direkt in diese Position rückten. Ihnen dürfte der „American-Way-of-Racing“ in die Karten spielen.

Wie ernst es einige Teams meinen, haben sie bei ihrer Fahrerwahl deutlich untermauert. Viele kauften sich ein internationales Starensemble zusammen. So finden sich mit Joey Hand, Scott Pruett, Graham Rahal, Memo Rojas, Scott Dixon, Dario Franchitti, Jamie McMurray und Juan Pablo Montoya gleich acht Topfahrer im Aufgebot der Ganassi-Truppe.

Aber auch andere sparten nicht. So kaufte Starworks Motorsport für seinen Wagen mit der Startnummer acht mit Lucas Luhr und Allan McNish zwei internationale Sportwagen-Asse ein. Gerade McNish wird sich mit seinen waghalsigen Überholmanövern sehr verdient machen, da der Verkehr in Daytona grundsätzlich sehr dicht ist.

Auch Spirit of Daytona Racing sparte nicht und bekam von Corvette mit Antonio Garcia, Oliver Gavin, Jan Magnussen und Richard Westbrook gleich vier der sechs Werksfahrer zur Verfügung gestellt.

46 GT-Fahrzeuge stellen die stärkste Fraktion

Zumindest zahlenmäßig sind die GT den DP klar überlegen. 46 seriennahe Sportler stellen sich den DP entgegen, oder wie diese sagen würden: in den Weg. Das heißt auch in der Grand-Am ist der internationale GT-Boom angekommen, auch wenn diese Wagen nicht auf dem weltweit gültigen Reglement von FIA oder ACO aufbauen.

Acht verschiedene Fabrikate werden sich in den Kampf um die GT-Krone begeben. Dies sind im Einzelnen die neu auf Kiel gelegten Ferrari 458, unzählige Porsche GT3, ein Ford Mustang, einige Mazda RX-8, eine Corvette, zwei der neuen Audi R8, mehrere Camaro GT.R, eine Dodge Viper und zwei BMW.

Favoriten lassen sich in diesem hochkarätigen Feld nur schwer ausmachen. Wenn es so etwas überhaupt geben sollte, dann kann man zweifelsfrei die Ferrari von Risi Competizione, den Camaro von Autohaus Motorsports, die Mazda RX-8 von TV-Star Patrick Dempsey, die Porsche von TRG, den Brumos-Porsche und die Turner-BMW dazu zählen, was schon eine sehr lange Liste ergibt. Was die weiteren Fabrikate zu leisten im Stande sind, lässt sich erst nach ein paar Rennstunden sagen, was jedoch nicht bedeutet, dass diese nicht mit ein wenig Glück auf dem Podest landen könnten.

Auch bei den GT haben die Teamchefs keine Kosten und Mühen gescheut, eine Bestbesetzung in ihre Autos zu bekommen. Da die Nennliste weitaus größer als bei den GT ist, können nur wenige der vielen bekannten Fahrer genannt werden.

Die Liste reicht von den aus der ALMS bekannten Fahrern von Extreme Speed Motorsport Ed Brown, Guy Cosmo, Scott Sharp und Johannes van Overbeek über Sebastian Asch, Martin Ragginger und Bryan Sellers in Diensten von Burtin Racing bis WTCC-Star Franz Engstler im Mitchum Motorsports-Porsche.

Ebenfalls mit am Start sein werden Emmanuel Collard und Marco Holzer bei Alex Job Racing; Sean Edwards und Nick Tandy bei NGT Motorsport, Richard Lietz und René Rast bei Magnus Racing; Jörg Bergmeister, Patrick Long und Mike Rockenfeller bei Flying Lizard Motorsport; Sascha Maassen bei Paul Miller Racing; Marc Lieb bei Brumos Racing (alle Porsche); Emanuele Pirro bei APR Motorsport (Audi) und Gianmaria Bruni, Toni Vilander, Giancarlo Fisichella, Andrea Bertolini und Olivier Beretta bei Risi Competizione (Ferrari). Man könnte diese Liste unendlich fortführen. Ein weiterer bekannter Name aus Europa ist Mühlner Motorsport. Die belgische Truppe stellt sich mit zwei Porsche dem amerikanischen Abenteuer, konnte aber eine hierzulande eher unbekannte Fahrerriege verpflichten.

Somit sind alle Zutaten für ein spannendes 24-Stunden-Rennen in Daytona bereitet. Die Trainings beginnen am morgigen Tag, an dem auch das Qualifying stattfindet. Am Freitag sind die Abschlusstrainings bevor am Samstag das Rennen beginnt.