Stéphane Ratel rudert zurück: Um sein Sorgenkind, die GT1-Weltmeisterschaft, am Laufen zu halten, wirft er mal wieder alle ursprünglichen Planungen über den Haufen. Künftig werden leicht modifizierte GT3-Wagen das WM-Feld bestimmen. Die GT1 der aktuellen Generation wird noch ein Jahr lang geduldet.
Der Hickhack um die FIA-Weltmeisterschaft für GT-Rennwagen nimmt kein Ende. In Spa hatte Ratel noch stolz verkündet, sieben Hersteller für die WM 2012 sicher am Start zu haben. Mit der Idee, GT-Boliden aus allen Klassen zuzulassen und per Aufrüst-Kit und Balance of Performance (BoP) auf ein gleichwertiges Level zu bringen, hoffte er mindestens drei weitere Hersteller überzeugen zu können.
Gut zwei Monate später ist dies nur noch Makulatur. Im Hintergrund wurde kräftig in der Politik-Trommel gerührt und einige Hersteller verloren plötzlich das Interesse und drohten vom WM-Zug abzuspringen. Da Ratel nach dem Verstreichen der Einschreibefrist immer noch keine weiteren Starter vermelden konnte, setzte die FIA ein letztes Ultimatum bis Ende Oktober.
Treffen am runden Tisch
Der GT-Zampano lud zur Krisensitzung: Letzte Woche trafen sich Vertreter der in Frage kommenden Teams, der FIA und der SRO, um über die Zukunft der WM zu beraten. Am Ende war man sich einig, dass die Meisterschaft künftig auf der GT3-Klasse basieren sollte. Es war schließlich bis jetzt noch komplett unklar, wie die Umbausätze aussehen sollten, die aus einem GT3 oder GTE (GT2) ein GT World Car machen sollte. Ganz zu schweigen von der Frage der Finanzierung dieser kostspieligen Umbauten.
Die GTE-Wagen fallen nun komplett durch das Raster. Dieser Schritt klingt logisch. Alle Hersteller, die einen GTE anbieten, haben auch ein GT3-Modell im Angebot. Die meisten der aktuellen GT3-Boliden sind außerdem schon jetzt in der Lage, bei angepasster BoP, im Feld der GT1 mitzuhalten, sodass sich die Kosten für einen Umbau in Grenzen halten werden.
Im Detail sieht die Spezifikation der GT World Cars folgendermaßen aus:
- GT3-Homologation für 2012
- Karbonbremsen ohne ABS
- Lautstärkeniveau der aktuellen GT1
- Spezielle GT World Balance of Performance
Darüber hinaus bleiben die jetzigen GT1-Boliden in der Saison 2012 noch startberechtigt, werden aber an das Level der GT World Cars angepasst.
Interesse der Hersteller geweckt
Trotz des Hin-und-Her-Kurses von Ratel scheint die Rechnung aufzugehen. Die abgesprungenen Hersteller sollen wieder an Bord sein und sogar Porsche bekunde plötzlich Interesse. Die Zuffenhausener waren im Frühjahr noch die Ersten, die Ratel einen Korb gaben.
Der Belgier ist wieder zuversichtlich, zehn Zwei-Wagen-Teams von zehn unterschiedlichen Herstellern zu bekommen. Wäre dies der Fall, hätte er zumindest mit seiner Aussage Recht, dass dieses Starterfeld seinesgleichen sucht.
In Zukunft täte er allerdings gut daran, seinem Wunschkind etwas Stabilität zu gönnen. Im dritten Jahr hintereinander muss man von einem Übergangsjahr reden. Im Premierenjahr fehlte es schlicht an neuen Fahrzeugen, sodass die alten GT1-Rennen übergangsweise zugelassen wurden. Im zweiten Jahr war die Situation nicht besser und zusätzlich kämpfte man mit schwindenden Starterfeldern.
Nun geht man wieder mit einem Übergangsreglement in eine neue Saison. Allerdings darf man dank der weiterhin boomenden GT3-Klasse und dem verlockenden WM-Status auf eine sichere Zukunft hoffen.