Rückkehr, Sieg und Titel: Julien Jousse, Emmanuel Collard und Christophe Tinseau behielten beim Finale im Westen Lissabons die Oberhand. In einem sechsstündigen Kopf-an-Kopf-Rennen triumphierte Henri Pescarolos Ensemble über Rebellion-Toyota und feierte seinen dritten LMS-Titel.
Die Franzosen wissen noch um ihre Tugenden. „Jamais deux sans trois“, heißt ein französisches Sprichwort – „aller guten Dinge sind drei“. Mit anderen Worten: Das Pescarolo-Dreigestirn Julien Jousse, Emmanuel Collard und Christophe Tinseau beendeten die Rückkehrsaison der Traditionsmannschaft auf dieselbe Weise, wie sie angefangen hat. Die Kutscher des Pescarolo-Judd-Boliden gewannen das Finale in Estoril und feierten den dritten LMS-Titel ihres Chefs Henri Pescarolo.
Dies war gleichbedeutend mit dem Gewinn der letzten LMP1-Meisterschaftstrophäe der Geschichte. Und obwohl die Konkurrenz aus dem Rebellion-Toyota-Lager bis zum Schluss immensen Widerstand leistete, agierten die Franzosen bis zum Kreuzen der Ziellinie souverän. Jean-Christophe Boullion und Andrea Belicchi (Rebellion-Toyota) hatten schlussendlich das Nachsehen und verpassten den Sieg um Anderthalbminuten. Die Stallgefährten Neel Jani und Nicolas Prost belegten nach einem unplanmäßigen Boxenaufenthalt den Bronzerang.
Dabei begannen die Rebellen vielversprechend. Jani verwandelte seine Poleposition im Handumdrehen in die Führung, während Kollege Belicchi mit einem Turbostart am Ende der Start-Ziel-Geraden an Pescarolo-Schützling Jousse vorbei huschte. Doch der Schweizer Siegeszug geriet vorzeitig ins Stocken, als Jani nach 22 absolvierten Runden die Box ansteuerte. Sein Arbeitsgerät wurde in die Garage geschoben. Die Techniker diagnostizieren ein Getriebeproblem – mit 40 Umläufen Rückstand griff das Duo wieder ins Renngeschehen ein.
Am Gipfel des Klassements lieferten sich Jousse und Belicchi ein Stoßstangenduell. Mit den Fahrern wechselten abermals die Positionen: Collard sprang ins Pescarolo-Interieur und nahm das Kommando an der Front, während Boullion im Lola-Coupé auf Platz zwei degradiert wurde. Das nächste Intermezzo bahnte sich jedoch bereits an, als die Streckenposten die gelben Fahnen wegen einem gestrandeten Aston-Martin-Brummers schwenkten. Die Kontrahenten im Führungsduell nahmen dies nicht zur Kenntnis und wurden mit einer 60-sekündigen Stop-and-Go-Strafe belegt.
Allerdings wendete sich das Blatt zum vierten Tankstopp neuerlich. Die Pescarolo-Equipe kletterte wieder zurück ans obere Ende des Tableaus, Rebellion-Toyota fiel auf Platz zwei zurück. Obendrein peilte Schlussfahrer Boullion zwei Minuten vor Torschluss ein letztes Mal die Box an, womit die Würfel endgültig gefallen waren. Henri Pescarolo und Konsorten errangen nach 2005 und 2006 zum drittel Mal die LMS-Meisterschaft.
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Drama um Kraihamer
Für Dominik Kraihamer (Boutsen-Oreca-Nissan) lösten sich die Hoffnung auf den LMP2-Vizetitel in Staub und Rauch auf. Der Jungspund und sein Kollege Thor-Christian Ebbesvik dominierten das LMP2-Rennen über weite Strecken, doch auf den letzten Metern fing der Oreca-Renner Flammen. Demnach erreichte das Boutsen-Duo nicht das Ziel, Mathias Beche, Jody Firth und Pierre Thiriet (TDS-Oreca-Nissan) erbten den Sieg.
Stattdessen räumten Michel Frey und Ralph Meichtry (Race-Performance-Oreca-Judd) die Silbertrophäe in der Fahrerwertung ab. Die eidgenössische Pilotenpaarung beendete das Rennen an sechster Stelle, wobei sie von Jonathan Hirschi als dritten Mann Schützenhilfe erhielten. Zweite wurden die vorzeitigen Meister Karim Ojjeh und Tom Kimber-Smith (Greaves-Nissan-Zytek), welche die fliehenden Oreca-Flitzer ziehen ließen.
Ein sensationellen dritten Platz erzielten Fabien Rosier sowie Manuel und Pedro Mello-Breyner (Extrême-Norma). Fünfte wurden Barry Gates, Warren Hughes und Rob Garofall (RLR-MG-Lola). Dahinter sortieren sich Jonny Kane, Danny Watts und Nick Leventis (Strakka-HPD) ein, die ihre Hoffnungen auf den Vizetitel frühzeitig begraben mussten, da eine defekte Ölpumpe einen Reparaturpause erforderte. Dem Pecom-Lola-Judd wurde schon zur Rennhalbzeit ein überhitzter Motor zum Verhängnis.
Wimpernschlag-Entscheidung in der GTE
In der GTE-Profiliga entschieden Sekundenbruchteile über Sieg und Niederlage. Während der letzten Minuten spitzte sich ein Kopf-an-Kopf-Duell zwischen Richard Lietz (Felbermayr-Porsche) und Robert Bell (JMW-Ferrari) zu. Letztendlich setzte sich das Pferd aus Maranello gegen den Artgenossen aus Weissach durch. Bell hievte seinen Dienstwagen 183 Tausendstelsekunden vor seinem Rivalen über den Zielstrich.
Dritter wurden Patrick Pilet und Wolf Henzler (IMSA-Porsche), deren Teamkollegen Nicolas Armindo und Raymond Narac bei den Amateuren alles klarmachte. In der Formula Le Mans dominierten einmal mehr Mirco Schultis, Julien Schnell und Patrick Siemon.
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