24 Stunden von Spa: Kantersieg für WRT-Audi

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Trotz stürmischer Anfangsphase flaute das Rennen in Spa-Francorchamps in den nächtlichen Stunden ab. Zur Rennhalbzeit war die Entscheidung schließlich gefallen: Der führende Phoenix-Audi verunfallte, die WRT-Markenkollegen Mattias Ekström, Timo Schneider und Greg Franchi schaukelten den Sieg souverän ins Ziel.

Obwohl die Dramaturgie der eines GT3-Aktes im gewöhnlichen Sprintformat ähnelte, offenbarten sich selbst beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps Konstanz und Beständigkeit als Schlüssel zum Erfolg. Nach anfänglichem Sturm und Drang am Samstagnachmittag und Führungswechsel en masse verebbte der Trubel auf der Ardennen-Achterbahn sukzessive. Damit gewann die Audi-Flotte Oberwasser, okkupierte zeitweilig die Ränge eins bis drei. In den Morgenstunden fielen letztendlich die Würfel im internen Duell.

Das Nummer-99-Trio Marc Basseng, Frank Stippler und Christopher Haase (Phoenix-Audi) hatte bis dato den Platz am Kopf des Klassements mit allen Kräften verteidigt, als Letztgenannter sein Arbeitsgerät im Bereich Malmedy in der Reifenbarriere versenkte. Die Schäden an der R8-Flunder konnten in der Kürze der Zeit nicht behoben werden, deshalb war der Rückzug unumgänglich. Ergo schlugen die ärgsten Verfolger Mattias Ekström, Timo Schneider und Greg Franchi (WRT-Audi) Kapital aus dem Drama der Rivalen und übernahmen das Kommando in der Beletage.

Gleichzeitig wurde den Audianern der Weg zum Triumph geebnet. Die WRT-Schützlinge ließen fortan nichts mehr anbrennen und holten den Pokal bei der 63. Auflage des Ardennen-Klassikers „Mann, war das ein Rennen!“, jubelte Ekström nach der Zielankunft. „Am Anfang dachte ich, ich sei bei der DTM, weil alle so wild gefahren sind. Dann gab es einige Zwischenfälle bei Konkurrenten und Schwesterautos, aber wir haben uns aus allem herausgehalten und uns nur auf das schnelle, saubere und fehlerfreie Fahren konzentriert. Technisch hat alles perfekt gepasst, ebenso wie der Einsatz des ganzen Teams – und so ist es am Ende dann ganz flott gegangen.“

Rabenschwarze Nacht für Phoenix

Zweite wurden Dirk Werner, Edward Sandström und Claudia Hürtgen (NSTS-BMW), welche der Spitzengruppe stets auf den Fersen waren. De facto spülte allerdings das Phoenix-Debakel das Z4-Gespann auf Podiumskurs. Noch bevor Frontmann Hasse, sich aus dem Rennen verabschiedete, erwischte nämlich schon das Schwesterfahrzeug in den Händen von Marcel Fässler, Andrea Piccini und Mike Rockenfeller die Defekthexe.

Zwar wurde bei Phoenix‘ zweiter Besatzung lediglich ein Getriebeschaden diagnostiziert, doch sie verlor haufenweise Plätze und verendete im Niemandsland des gigantischen Starterfeldes. Nichtsdestoweniger kämpften sich die Pechvögel bis zur Zieleinfahrt wieder auf Rang 14. „Wir haben aber das ganze Rennen über gezeigt, wie schnell wir sind. Doch wir hatten ein paar Probleme. Trotzdem haben wir alles gegeben – und Audi hat gewonnen. Das ist am wichtigsten“, kommentierte Piccini das Resultat seiner Mannschaft.

Die Bronzemedaille staubten Kenneth Heyer, Thomas Jäger und Stéphane Lemeret (Black-Falcon-Mercedes) ab, die sich Schritt für Schritt gen Gipfel des Klassements arbeiten. Dennoch mussten die Sternkrieger in der finalen Phase um ihren Platz auf dem Treppchen zittern. Die WRT-Equipe Filipe Albuquerqe, Bert Longin und Stephane Ortelli pirschten ihren Audi im Endspurt noch einmal in Stoßstangennähe. Allerdings mussten die Herren der Ringe kurz vor Tor Schluss einen letzten Stopp einlegen. Folglich reichte es lediglich für Rang vier.

Katerstimmung bei Vita4One

Matteo Bobbi, Frank Kechele und Giacamo Petrobelli (Vita4One-Ferrari) beendeten die Hatz zweimal rund um die Uhr an fünfter Stelle. Damit betrieb die Pro-Am-Besatzung des deutschen Ensembles aus Herborn ansatzweise Schadensbegrenzung. Denn ein nichtiger Patzer beim Boxenstopp brachte die Amateurbesatzung, welche gar um das Gesamtpodium kämpfte, um den Klassensieg.

Louis Machiel schaltete den Motor bereits an, als sich sein Ferrari-Bolide noch auf der Wagenheberanlage befand. Deshalb verhängte die Rennleitung dem Kutscher des italienischen Pferdes eine Durchfahrtsstrafe, welche nicht binnen des Limits von drei Runden angetreten wurde. Denn Machiel übersah die schwarze Flagge, und der Boxenfunk funktionierte nicht. Doch die Kommissare zeigten sich in keiner Weise kulant und disqualifizierten Machiel und seine Kumpanen Michael Bartels, Andrea Bertolini und Nick Hommerson.

Somit zog besagtes Brimborium die Vita4One-Speerspitze aus dem Verkehr. Den Sieg in der Pro-Am-Wertung erbten dementsprechend Ludovic Badey, Franck Morel, Guliaume Moreau und Jean-Luc Beaubelique (Sofrev-Ferrari), die auf Platz sechs im Gesamtklassement landeten. Bei der Vita4One-Profi-Delegation Eric van de Poele, Nico Verdonck und Jean-Karl Vernay haderten es ebenfalls an allen Ecken und Enden, bis das Auto mit zerstörter Frontpartie aufgeben musste.

ProSpeed schießt ein Eigentor

Ein Wochenende zum Vergessen erlebte Porsche. Hoffnungsträger ProSpeed Competition nahm zwar in der Startphase das Zepter in die Hand, doch die beiden Weissacher Delegationen kegelten sich im Führungsduell gegenseitig aus dem Rennen. Ähnlich glanzlos endete das McLaren-Debüt. Beste Platzierung: Platz 25.

Die Gentlemen-Trophäe ergatterten Brody, Christoff Corten, Mathijs Herkema und Kurt Dujardin (Level-Porsche). Unterdessen holte die etablierte RJN-Nissan-Mannschaft mit dem 370Z den GT4-Sieg. An Bord hantierten Alex Buncombe, Jordan Tresson und Christopher Ward. Die Cup-Klasse gewannen das RMS-Quartett Marc Faggionato, Thierry Stepec, Thierry Prignaud und Franck Racinet.