Die FIA-GT1-Weltmeisterschaft hat es nicht leicht. Nach der starken Auftaktsaison 2010 geht man bereits in der zweiten Saison durch ein Krisenjahr. Das soll sich 2012 ändern, die Sportwagen-Fans sind entzückt. Verschwinden die dunklen Wolken über der GT1-WM 2012 endgültig?
Letztlich hat sich Stéphane Ratel doch gegen die FIA-Bürokratie durchgesetzt. Sein Traum war es bereits im Jahr 2007, alle GT-Klassen zu einer Weltmeisterschaft zu vereinigen. Ein für Außenstehende undurchsichtiger bürokratischer Prozess verwässerte den Vorschlag nach und nach, sodass am Ende doch wieder eine sündhaft teure GT1-Kategorie übrig blieb, von der man eigentlich 2010 Abstand nehmen wollte. Die raue Fahrweise der gutbezahlten Profi-Piloten tat ihr Übriges, die knappen Kassen der GT1-Teams weiter zu leeren, sodass die GT1-Weltmeisterschaft nach ihrer von Aufbruchsstimmung gekennzeichneten furiosen ersten Saison nun im Tal der Tränen angekommen ist. Gerade einmal 16 Fahrzeuge standen in Silverstone im Grid, im Qualifikationsrennen kamen deren zehn ins Ziel. Beides markiert Negativrekorde.
Damit soll 2012 nun Schluss sein. Die neue „GT World Class“ vereint die Fahrzeuge der GT1- und GT3-Kategorie. Zusätzlich sollen alle bis 2009 nach FIA-GT2-Reglement homologierten Fahrzeuge ebenfalls startberechtigt sein. Hier zeigt sich bereits, dass der Kooperation mit dem ACO bei der FIA Endurance Championship noch Uneinigkeit bezüglich der GT-Kategorien gegenüber steht, denn die Fahrzeuge nach dem ACO-GTE-Reglement sind derzeit aus der GT World Class explizit ausgeschlossen. Auch dürfen sich Corvette und BMW keinerlei Hoffnungen machen, über die GT2-Regelung in die GT World Class einzurücken, denn die GT2-Corvetten und der M3 GT2 wurden nie nach FIA-Richtlinien, sondern nach ACO-Sondereinstufungen homologiert. Die beiden Hersteller werden es verschmerzen können, da sie ihrerseits über potente GT1 und GT3-Boliden verfügen.
Für die so unterschiedlichen Fahrzeugtypen soll eine neue Leistungsgewichtsklasse eingeführt werden: So dürfen die künftigen FIA-GT-World-Fahrzeuge zwischen 530 und 630 PS leisten, bei einem Gewicht zwischen 1.175 und 1.300 Kilogramm. Zusätzlich wird mittels Balance of Performance die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Fahrzeuge sichergestellt werden. Das Fahren dürfte ab 2012 leichter werden: Laut der Speedweek wird die Traktionskontrolle zurückkehren, auch machen Gerüchte über Karbonbremsen für die ehemaligen GT2- und GT3-Fahrzeuge die Runde. ABS wird verboten bleiben, bezüglich der Wippenschaltung am Lenkrad gibt es noch keine endgültigen Informationen.
Sicher ist, dass die GT World Class zunächst bis 2015 abgesegnet wird, also für vier Saisons Planungssicherheit bestehen sollte. Als die größten Interessenten an der neuen GT World Class gelten bislang Ferrari (über Vitaphone) und Audi. Dies öffnet wiederum die Tür für Spekulationen bezüglich einer Abwanderung Audis aus der LMP-Kategorie in die GT-Szene und einer Rückkehr von Porsche in den Prototypensport, der viele Fans entgegen fiebern. Damit wäre jedoch frühestens 2014 zu rechnen, wenn neue LMP-Regeln in Kraft treten. Für die GT1-Weltmeisterschaft bedeutet die neue Regelung vermutlich die Rettung vor dem schleichenden Tod; die Saison 2011 muss aber noch wenigstens halbwegs ordentlich zu Ende gebracht werden. Und sicher ist auch, dass, bevor die dunklen Wolken über der GT1-WM endgültig weggezogen sind, noch viele bürokratische Hürden auf ihre Überwindung warten.
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