Imola: Peugeot deklassiert Erzrivale Audi

37

Peugeot-Doppelsieg in Emilia-Romagna: Die Löwen revanchierten sich in Imola für ihre Le-Mans-Pleite und demontierten Audi. Im internen Duell der Franzosen siegten Sébastien Bourdais und Anthony Davidson. Die Herren der Ringe leisteten wiederum bloß geringfügigen Widerstand, gerieten frühzeitig in Rückstand.

Die Löwen haben Emilia-Romagna zu ihrem Jagdgebiet erklärt. Audi wurde beim Sechs-Stunden-Rennen im oberitalienischen Imola sprichwörtlich zur Beute der französischen Wildkatze, denn Peugeot errang beim vierten ILMC-Wertungslauf einen souveränen Doppelerfolg. Sébastien Bourdais und Anthony Davidson schlugen ihre Stallgefährten Franck Montagny und Stéphane Sarrazin letzten Endes mit einem Vorsprung von einer Minute.

Dabei schickte sich Bourdais in der ersten Rennhälfte an, seine Führungsposition zu vertändeln. Der Peugeot-Werksfahrer verpasste beim zweiten Boxenstopp seine Mechanikertruppe, welche ihren Schützling folglich zu seinem Stellplatz schieben musste. Damit verloren Bourdais und Davidson Position eins. Zu allem Übel steuerte der ehemalige Champ-Car-Pilot bei kaum mehr als einer Stunde Restzeit die Box mit einem Plattfuß an und verlor neuerlich massig Zeit.

Aber letztlich war das Glück dem Duo trotzdem hold. Zum Leidwesen ihrer Kumpanen im Schwesterauto. Die Intermezzi brachten Montagny zwar in Front, aber dem zeitweiligen Spitzenreiter entwich anschließend ebenfalls Luft aus dem Reifen. Bourdais und Davidson eroberten somit den Platz am Gipfel des Klassements wieder und verwiesen ihre Stallgefährten Sarrazin und Montagny auf Rang zwei.

Überdies schüttelten die Pariser Techniker ein weiteres Ass aus dem Ärmel. Denn die Peugeot-Selbstzünder fuhren im Spritsparmodus. Diese Einbuße tat dem Auftritt allerdings keinen Abbruch, denn der französische Konstrukteur führte seinen Rivalen aus Ingolstadt hüben wie drüben vor. Das Audi-Ensemble wirkte dagegen wie paralysiert. Einzig in der Startphase zeigte sich Marcel Fässler – gestartet von Platz zwei – dem Löwen die Krallen zu stutzen.

Doch Widerstand war zwecklos. Nach dem zweiten Boxenstopp hatte Branchenprimus Peugeot die Hackordnung festgelegt. Das Löwenrudel führte vor der Audi-Armada. Demgemäß waren die Positionen im Großen und Ganzen bezogen. Die Bronzemedaille staubten ergo Marcel Fässler und Timo Bernhard ab. Le-Mans-Legende Tom Kristensen und der schottischen Routinier Allan McNish mussten wiederum mit Rang vier Vorlieb nehmen.

Rebellion-Toyota schlägt Pescarolo und Konsorten

An der Benzinerfront formierten sich die Rebellen zu einer geschlossenen Einheit. Rebellion-Toyota lieferte eine beinahe lupenreine Vorstellung ab und belegte die Plätze fünf und sechs. Jean-Christophe Boullion und Andrea Belicchi reüssierten damit nicht ausschließlich im konservativen Lager, sondern staubten zudem die meisten Punkte unter den LMS-Stammpiloten ab. Somit ist die französisch-italienische Fahrerpaarung fortan gleichauf mit den Kollegen Neel Jani und Nicolas Prost, welche das Rennen an sechster Stelle beendeten.

Hauptkonkurrent Pescarolo rollte hingegen in der letzten Rennstunde mit einer defekten Bremse an die Box. Emanuel Collard, Christophe Tinseau und Julien Jousse erreichten das Ziel demnach nur als Siebente, verteidigten aber nichtsdestotrotz ihre Meisterschaftsführung. Derzeit hat das Trio 28 Punkte auf dem Konto. Die Markenkollegen von Oak Racing erwischte unterdessen die Defekthexe. Jacques Nicolet und Alexandre Prémat erreichten das Zielt auf dem zwölften Platz im Gesamtklassement.

Maximo Cortes, Ferdinando Geri und Giacomo Picchini (MIK-Corse-Zytek) tummelten sich indes nach technischen Ungereimtheiten im Mittelfeld. Zwischenzeitlich steckte der LMP1-Bolide außerdem im Kies fest, wodurch die italienische Mannschaft drei Umläufe verlor. Letztlich erreichte die Zytek-Mannschaft das Ziel auf Position 40 in der Gesamtwertung.

Greaves mogelt sich zum Klassensieg

Weitaus mehr Abwechslung bot der Schlagabtausch der kleinen Prototypen. Obwohl sich neuerlich eine Nissan-Dominanz abzeichnete, blieb der Ausgang bis in die Schlussphase offen. Letztendlich waren es Karim Ojjeh, Olivier Lombard und Tom Kimber-Smith (Greaves-Zytek-Nissan), die auf die oberste Stufe des Stockerls kletterten. Allerdings schlug das dreiköpfige Gespann Kapital aus dem Pech der Konkurrenz.

Mathias Beche, Pierre Thiriet und Jody Firth (TDS-Oreca-Nissan) gewannen bereits in der Startphase Oberwasser und setzten sich am Kopf des Klassements fest. Zeitweise erarbeitete sich die Nissan-Equipe einen Vorsprung von einem Umlauf, bis das Nissan-Aggregat ungefähr Anderthalbstunden vor Schluss in der Boxenstraße den Geist aufgab. Die Problemortung kostete den Sieg und degradierte die Mannschaft auf Klassenrang sieben

Damit erbten Scott Tucker, Christophe Bouchut und João Barbosa (Level-5-Lola-HPD) den Platz an der Sonne, doch ein technischer Defekt beim letzten Boxenstopp vereitelte einen reibungslosen Service. Dieser Zwischenfall spülte Ojjeh, Lombard und Kimber-Smith in Front und verhalfen dem Trio zum Sieg. Für die Level-5-Truppe blieb lediglich der letzte Podestplatz. Zweite wurden Franck Mailleux, Lucas Ordoñez und Soheil Ayari (Signatech-Oreca-Nissan).

Dominik Kraihamer und Nicolas de Crem (Boutsen-Oreca-Nissan) stellten sich bereits zu Beginn des Rennens selbst ein Bein. Nachdem Kraihamer zunächst zweimal ins Abseits gesegelt war – dabei einer Kollision denkbar knapp entrann – kassierte de Crem für das Überschreiten der Boxengeschwindigkeit eine Stop-and-Go-Strafe. Damit verlor das österreichisch-belgische Duo den Anschluss und landete irgendwo in der Nirwana.

Ferrari brilliert vor heimischen Publikum

AF Corse hatte den Ferrari-Haussegen in der Tat auf seiner Seite. Jaime Melo und Toni Vilander triumphierte vor ihren Teamkollegen Giancarlo Fisichella und Gianmaria Bruni. Einzig BMW bot dem italienischen Pferd Paroli. Doch technische Gebrechen machten den Bayern einen Strich durch die Rechnung. Zunächst erwischte es den M3-Brummer von Dirk Werner und Pedro Lamy, der erst beim Boxenstopp haderte, dann über die Piste schlich und schlussendlich mit einer kaputten Klimaanlage in die Garage geschoben werden musste.

Beim Schwesterfahrzeug in den Händen von Augusto Farfus und Jörg Müller war es demgegenüber menschliches Versagen, das den Sieg verschenkte. Bei einem der Boxenstopps gingen zu viele Mechaniker zu Werke, weshalb dem Fahrzeug mit der Startnummer 55 eine Stop-and-Go-Strafe aufgebrummt wurde. Im Umkehrschluss: Müller und Farfus mussten sich mit der untersten Stufe des Podiums begnügen.

Marc Lieb und Richard Lietz (Felbermayr-Porsche) wurden vor ihren Markenkollegen Patrick Pilet und Wolf Henzler (IMSA-Porsche) an vierter Stelle abgewinkt. In der Amateurliga jubelten die französischen Teamkollegen Nicolas Armindo und Raymond Narac (IMSA-Porsche) in der Podestmitte.

Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Formula Le Mans: In der kleinsten Division der Prototypen triumphierten Nicolas Marroc, Chapman Cupote und Kyle Marcelli (JMB Racing). Zweite wurden Mirco Schultis, Patrick Simon und Julian Schell (Pegasus Racing).

Die nächste Runde der Le Mans Series sowie des Intercontinental Le Mans Cup steht im Herbst auf der Agenda. Am zweiten Septemberwochenende reisen die Akteure auf die Insel, um das traditionelle 1.000-Kilometer-Rennen in Silverstone zu bestreiten.