LMP1-Vorschau: Löwen wollen ihr Territorium zurückerobern

Ist Audi wirklich derart gut aufgestellt, wie der Testtag vermuten lässt oder hadert es neuerlich an der Konstanz? Spielt Peugeot bisweilen mit verdeckten Karten, um ein Ass aus dem Ärmel zu schütteln? Der Stichtag rückt Stück für Stück näher, aber das Kräfteverhältnis der Dieselelite wirft nach wie vor Fragen auf.

Ist Audi wirklich derart gut aufgestellt, wie der Testtag vermuten lässt oder hadert es neuerlich an der Konstanz? Spielt Peugeot bisweilen mit verdeckten Karten, um ein Ass aus dem Ärmel zu schütteln? Der Stichtag rückt Stück für Stück näher, aber das Kräfteverhältnis der Dieselelite wirft nach wie vor Fragen auf.

Es artete wahrlich in eine Hetzjagd aus, die Peugeot in 2010 am längsten Tag des Jahres veranstaltete. Im Eiltempo hasteten die Löwen Stunde für Stunde um die Sarthe, doch stießen letztlich an die Grenzen der Technik und kehrten erfolglos von ihrem Beutezug zurück. Keiner der vier Selbstzünder erreichte das Ziel. Bis auf die Knochen gedemütigt, im eigenen Revier. Denn diese Traumvorlage wandelte Erzrivale Audi in Ingolstädter Fasson in eine triumphalen Dreifachsieg um.

Um die Schmach des letzten Jahres zu rehabilitieren, wurde an dem Peugeot 908 über den Winter gemäß der Regeländerungen eine Rundumerneuerung vorgenommen. Die Herren der Ringe haben dagegen zu Saisonbeginn einen brandneuen, geschlossenen Prototyp aus dem Hut gezaubert: den Audi R18. Und obwohl die Erbfeinde bereits beim Testtag und in Spa-Francorchamps bereits aufeinandertrafen, schwebt nichtsdestotrotz ein fettes Fragezeichen über dem deutsch-französischen Kräfteverhältnis.

Zwar erweckte Audi während des Le-Mans-Tests den Eindruck, Peugeots Grande Armée im Griff zu haben, doch musste in den Ardennen einen kräftigen Dämpfer einstecken. Obwohl die Ringträger zunächst die Poleposition ergatterten, nachdem sich Peugeot in der Qualifikation einen strategischen Schnitzer erlaubt hatte und vom Feldende starten musste, wurde Audi im Rennen schließlich de facto deklassiert. Obendrein rundeten die Ingolstädter den desolaten Auftritt mit zahlreichen Patzern ab. Haben die Löwen lediglich geblufft?

Akribische Vorbereitung bei Audi, Skepsis bei Peugeot

„Le Mans ist eine Legende, ein Mythos. Es ist das größte und wichtigste Rennen im Langstreckensport – ganz besonders für uns als französische Marke“, konstatiert Olivier Quesnel, Direktor von Peugeot Sport. „Man muss dort mit allem rechnen. Daher ist ein Sieg dort so etwas Besonderes und eine Niederlage so schmerzlich. Unser gesamtes Programm ist auf dieses eine Rennen ausgerichtet. Um am Sonntag die Zielflagge als Erste sehen zu können, darf man sich keine Fehler erlauben.“

Besagte Fehler hoffen auch die Audianer bis zum nächsten Wochenende aussortiert zu haben. Zuletzt spulte die Ingolstädter Truppe mit ihrem Heizölrenner 6.000 Testkilometer in Le Castellet und Monza reibungslos ab. Sollte Audi auch in Le Mans von derartigen Intermezzi verschont bleiben, könnte der deutsche Hersteller wiederum den bereits zehnten Gesamtsieg davontragen. Vorausgesetzt, die Herren der Ringe können Schritt halten.

„Le Mans ist jedes Jahr eine ganz neue Herausforderung und jedes Mal ein ganz anderes Rennen“, erläutert Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. „Das gilt 2011 insbesondere aufgrund des neuen Reglements. Das Downsizing der Motoren stellt neue technische Anforderungen, die gut zum roten Faden passen, der sich durch unser Motorsport-Engagement zieht: nämlich dass wir bei den 24 Stunden von Le Mans zukunftsorientierte Technik im Rennsport erproben, die wir später unseren Kunden zugänglich machen können.“

Wie auch in den letzten beiden Jahren hat Peugeot allerdings ein Ass im Ärmel. Kunde Oreca hält mit seinem 908-Jahreswagen der französischen Speerspitze den Rücken frei und kann faktisch ein Wörtchen in puncto Gesamtsieg mitreden. Das entsprechende Potenzial stellte die Equipe bereits auf dem Flughafengelände von Sebring unter Beweis, wo der kleine Löwe den Pokal beim Zwölf-Stunden-Rennen absahnte.

Initialzündung bei Aston Martin?

Als Dritter im Kreise der Werksmannschaften reist Aston Martin Racing mit einem Zwei-Wagen-Aufgebot ins Département Sarthe. Allerdings plagen den nagelneuen AMR-One aus der britischen Sportwagen-Schmiede noch massenhaft Kinderkrankheiten, welche zumindest bis zum ILMC-Wertungslauf in Spa-Francorchamps nicht sondiert werden konnte, weshalb zu diesem Zeitpunkt eine Absage unumgänglich war. Zuvor legte der neue Bolide eine katastrophalen Darbietung beim LMS-Aufgalopp in Le Castellet hin und trat beim Le-Mans-Testtag vorzeitig die Heimreise an. Bleibt abzuwarten, wie sich die Inselsportler am Stichtag schlagen.

Des Weiteren setzt Kronos Racing einen Vorjahreswagen von Aston Martin mit Lola-Verkleidung ein, den Vanina Ickx, Maxime Martin und Bas Leinders kutschieren. Da die ehemalige Signature-Truppe jedoch bis dato keinen Renneinsatz verzeichnet, fällt es schwer, den Aston-Martin-Kunden in die Hackordnung einzusortieren. Der Kreis der Favoriten im Benzinsektor dürfte dagegen eindeutig zu ermitteln sein.

Pescarolo, Favorit der konservativen Antriebe

Nachdem Henri Pescarolo mit seinem Dreigestirn Emmanuel Collard, Christophe Tinseau und Julien Jousse zum LMS-Auftakt mit einen Triumphmarsch durch die Provence vollführte überzeugte sich auch in den Ardennen ärgster Dieseljäger entpuppte, wird die Mannschaft mit dem Pescarolo-Judd als glasklarer Favorit gehandelt. Ebenfalls mit besagtem Renner unterwegs und nicht zu unterschätzen: Oak Racing mit den Pilotentrios Guillaume Moreau/Pierre Ragues/Tiago Monteiro und Richard Hein/Jacques Nicolet/Jean-François Yvon.

Zu guter Letzt werden die LMS-Stammteams sich bemühen, dem Pescarolo-Lager das Leben schwer zu machen. Rebellion-Toyota tritt wie gewohnt mit zwei Lola-Coupés des Modells B10/16 an. Für den Schlager an Sarthe egänzen die Rebellen ihren Kader mit Jeroen Bleekemolen , der Neel Jani und Nicolas Prost unter die Arme greift, und Guy Smith, welcher Andrea Belicchi und Jean-Christophe Boullion zur Hand geht.

Vierter Akteur aus dem LMS-Sektor ist das Quifel-ASM Team, welches Warren Hughes als dritten Fahrer neben dem Duo Miguel Amaral und Olivier Pla engagiert wurde. Überdies experimentiert Hope Racing mit der Hybrid-Technologie und schickt in Le Mans einen in Eigenregie entwickelten Oreca-Swiss-Hytech-Hybrid ins Rennen. Gesteuert wird das Rennlabor von Jan Lammers, Steve Zacchia und Casper Elgaard.


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