LMP2-Vorschau: Das Feld der Kleinwagen in Le Mans

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Auch in diesem Jahr stellt die Klasse LMP2 wieder die zweitschnellste Kategorie nach den LMP1. Bei den kleineren Prototypen scheint mehr denn je der Motor ausschlaggebend für den Sieg zu sein. In den vorangegangenen LMS- und ILMC-Läufen zeichnete sich in dieser Hinsicht ein Vorteil für Nissan ab.

Die diesjährige Ausgabe des 24-Stunden-Klassikers wird, wie auch im letzten Jahr, von elf Prototypen der kleineren Kategorie in Angriff genommen. Auch die LMP2-Klasse wurde, ähnlich den restlichen Klassen, in Hinblick auf das Rennen in Le Mans 2011 einigen Reglementänderungen unterzogen. So brachte eine Anhebung des Mindestgewichtes um 200 auf 950 Kilogramm Ersparnisse bei der Anschaffung und niedrigere Geschwindigkeiten mit sich. Analog zu den anderen Klassen werden sich auch in der LMP2 wieder drei Fahrer abwechseln, wie auch in den Vorjahren bestehend aus zwei professionellen Rennfahrern und einem so genannten „Gentleman“-Fahrer.

Auf ihrer 24-Stunden dauernden Reise rund um den 13,629 Kilometer langen Circuit de la Sarthe werden die elf Protagonisten von Nissan, Judd-BMW oder HPD (Honda Performance Development) –Triebwerken befeuert. Alle Motoren sollen rund 460 PS auf die Antriebsräder schicken. Auf der Starterliste finden sich sowohl alteingesessene Teams als auch Mannschaften, die zum ersten Mal den Weg nach Le Mans gegangen sind.

Drei Starter aus dem ILMC mit von der Partie

Demgemäß ist das Team Signatech (Startnummer 26) bereits mit Le-Mans-Erfahrung gesegnet. Die französische Mannschaft ist jedoch besser als das Team Signature (auch Formel 3) bekannt, welches im letzten Jahr noch mit einem Lola-Aston Martin in der LMP1 startete. In diesem Jahr wagt man einen Neuanfang in der LMP2-Klasse, mit einem neu von Oreca entwickelten Oreca 03, angetrieben von einem Nissan-Motor. Mit diesem Fahrzeug startet das Team im ILMC und bekommt daher auch für das Rennen in Le Mans Punkte. Steuern werden den Oreca 03 die Stammfahrer Soheil Ayari, Franck Mailleux und Lucas Ordoñez.

Zum ersten Mal in Le Mans ist hingegen das Team Level 5 Motorsports (#33) aus den USA. Es tauchte zwar schon im vorigen Jahr auf der Starterliste auf, war jedoch lediglich Co-Partner des Teams Kolles, das zwei veraltete Audi R10 TDI, unter anderem für den Level 5-Teambesitzer Scott Tucker, einsetzte. In diesem Jahr startet die amerikanische Mannschaft mit einem eigenen Fahrzeug, dem aus der ALMS bekannten Lola Coupé mit HPD-Antrieb. Gefahren wird er, wie auch in der Heimat, von Scott Tucker, Christophe Bouchut und João Barbosa. Auch dieses Fahrzeug wird für seine Platzierung für den ILMC Punkte erhalten.

Selbiges gilt auch für den Oak Racing-Wagen mit der Startnummer 35. Neben zwei weiteren LMP1-Pescarolo und einem weiteren LMP2-Modell (# 49) ist dieser, von einem Judd-BMW angetriebene, Prototyp einer von vier Wagen, die das Team von Jacques Nicolet einsetzt. Jener Nicolet ermöglichte erst zu Beginn des Jahres den Neuanfang des Teams von Henri Pescarolo, indem er bei einer Auktion das Inventar und die Autos des alten Pescarolo Teams zurückkaufte und an das Le-Mans-Urgestein übergab. Hinter dem Lenkrad der Dunlop-bereiften LMP2 werden sich Frédéric da Rocha, Andrea Barlesi und Patrice Lafargue (#35) abwechseln. Im zweiten Fahrzeug sind es Shinji Nakano, Nicolas de Crem und Jan Charouz (#49).

Sieger des Vorjahres mit neuem Markenkollegen

Ebenfalls mit Le-Mans-Erfahrung kommt das Meisterteam der vorangegangenen LMS-Saison, RML (#36) an die Sarthe. Das Team ist besser bekannt als das Chevrolet-Einsatzteam in der WTCC. Aber auch im Langstreckensport ist die Equipe von Ray Mallock aktiv und reist mit einem HPD ARX 01-d im Gepäck an, nachdem man noch im Vorjahr mit einem Lola B08/80 startete. Am Volant werden Mike Newton, Tommy Erdos und Ben Collins Platz nehmen. Die Saison begann für das Team, wie auch für die zweite Mannschaft, die auf den HPD setzt (Strakka Racing), jedoch nicht so rosig, wie die letzte geendet hatte. Beide Fahrzeuge wiesen zum Teil gravierende Leistungsunterschiede zu den Konkurrenten auf, was unter anderem am Motor lag. Daher wurden nach den Wintertests von Seiten des ACO Zugeständnisse an beide Teams gemacht, die mehr Leistung liefern sollten. Denn die zweite Mannschaft, die mit einem HPD an den Start geht sind die Titelverteidiger in der LMP2-Klasse. Im Vorjahr konnte nach langem Kampf mit dem Markenkollegen von Highcroft (in diesem Jahr nicht am Start) aus den USA, bis zu dessen Ausfall, der Sieg gesichert werden. Auch in diesem Jahr werden wieder die siegreichen Fahrer Nick Leventis, Danny Watts und Jonny Kane hinter dem Steuer sitzen.

Einen weiteren Wagen setzt das unter argentinischer Flagge fahrende Team Pecom Racing ein. Das Team hat bereits reichlich Erfahrung, da es vom italienischen Ferrari-Rennstall AF Corse gestellt wird. Somit startet für das Team neben den Ferrari 458 Italia in der GTE auch ein Lola B11/40 mit Judd-BMW-Motor. Auch diesem Triebwerk wurde kürzlich erst mehr Leistung ermöglicht. Gefahren wird der nagelneue Lola von den Argentiniern Luís Pérez Companc, Matias Russo und dem Deutschen Sportwagen-Ass Pierre Kaffer.

Weiterer Neuankömmling in Le Mans

Das erste Mal in Le Mans ist das Team Extrême Limite AM Paris, das einen Norma M200P mit einem Judd-BMW-Triebwerk einsetzt. Pilotiert wird der Wagen von den Franzosen Fabien Rosier, Philippe Haezbrouck und Jean-René de Fournoux. Die Mannschaft konnte in der diesjährigen Saison jedoch noch nicht großartig in Erscheinung treten.

Die alten Hasen an der Sarthe

Dazu gehört unter anderem das Team Race Performance aus der Schweiz. Noch im letzten Jahr stand man mit einem Radical 09 in der Startaufstellung. Für die Saison 2011 kaufte man einen Oreca 03 und spendierte ihm einen BMW-Judd-Motor. Über die Runden gebracht wird das Fahrzeug von Michel Frey, Ralph Meichtry und Marc Rostan.

Die verbliebenen Vertreter der LMP2-Klasse sind Greaves Motorsport und das Team Oreca Matmut. Beide konnten bereits in Le Mans starten. Das Team Greaves trat jedoch noch letztes Jahr unter dem Namen Bruichladdich, einem schottischen Whiskey-Hersteller, an. In der diesjährigen Saison konnte das Team in der LMS bereits einige Ausrufezeichen setzen. Die Grundlage dazu bildet der von einem Nissan-Motor befeuerte Bolide aus dem Hause Zytek in Verbindung mit den Fahrern Karim Ojjeh, Thomas Kimber-Smith und Olivier Lombard.

Mit dem Team Oreca Matmut tritt der Entwickler und Hersteller des Oreca 03 höchstpersönlich mit einem Exemplar an. Auch dieser Wagen hat einen Nissan-Motor im Heck. Die Fahrer sind ebenfalls keine Unbekannten. Mit Alexendre Prémat wird ein ehemaliger Audi-Werksfahrer im Wagen Platz nehmen und auch David Hallyday und Dominik Kraihamer sind nicht unerfahren.

Erfolge der Protagonisten in den bisherigen Rennen

Somit ist dieses Gespann, wie auch einige andere, ein heißer Anwärter auf den Klassensieg. Glänzen konnten in der Saison 2011 der LMS bereits die Teams Greaves Motorsport mit dem Klassensieg in Le Castellet, Pecom Racing mit dem zweiten Platz ebenfalls beim Saisonbeginn in Südfrankreich und das Team Strakka Racing mit jeweils einem dritten Platz in der Provence und in Spa. In der ALMS beziehungsweise dem ILMC konnte Level 5 Motorsports bereits den Klassensieg in Sebring erringen, vor dem Signatech-Oreca, der in Spa Fünfter wurde und damit bester ILMC-Vertreter war.