Silverstone: Steht Toyota unter Erfolgszwang?

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Wo ordnet sich Toyota nach Le Mans ein? | © Toyota Motorsport GmbH

Le-Mans-Sieg ist wichtiger als der Weltmeistertitel

In der Tat. Allerdings nicht, weil Gazoo Racing zu Saisonbeginn unter Zugzwang steht, sondern weil das japanisch-kölnische Tandem alles für die Kraftprobe an der Sarthe in die Waagschale wirft. Denn faktisch befindet sich das 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Fokus, wohingegen dem etwaigen Weltmeistertitel nur nachrangige Relevanz zukommt. Hauptziel der Wettbewerber ist unzweifelhaft der Le-Mans-Erfolg – allein aus medialer Perspektive.

Ebenso ist fraglich, inwieweit Porsche tatsächlich mit „vollem Risiko“ agiert. Im Gegenteil. Schließlich besteht für Porsche die Möglichkeit, die Le-Mans-Aerodynamik bereits unter Wettkampfbedingungen auf die Probe zu stellen. „Wir haben unsere Ressourcen so eingeteilt, dass wir bis zum dritten WM-Lauf den Fokus auf die Entwicklung und Erprobung der Le-Mans-Aerodynamik legen“, erklärt Teamchef Andreas Seidl in einer Pressemitteilung. „Das bedeutet wenig Abtrieb zugunsten eines geringen Luftwiderstands und wird sich in England negativ auswirken.“

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Inwiefern sich nach dem 24-Stunden-Langstreckenrennen in Le Mans letztlich ein Ungleichgewicht zwischen Porsche und Toyota einpendelt, vermag im Augenblick niemand zu prognostizieren. Umgekehrt auch an diesem Wochenende in Silverstone. Überdies nimmt die Station in Spa-Francorchamps nochmals eine Sonderstellung ein. Unter dem Gesichtspunkt des Titelkampfes befindet sich tendenziell sogar Porsche in einer günstigeren Lage, da die Zuffenhausener letzten Endes nur in Silverstone im Nachteil sind.

Höchstwahrscheinlich erwartet die Langstrecken-WM somit ein kurzweiliger Saisonglanzpunkt in Le Mans, ein durchwachsenes Titelrennen sowie ein monotoner Saisonstart in der Grafschaft Northamptonshire. „Es könnte schwierig werden, wenn wir mit wenig Abtrieb gegen Toyota fahren“, räumte Porsche-Werksfahrer Neel Jani bereits gegenüber Motorsport.com ein. „Wir könnten um Platz drei oder vier kämpfen. Ich hoffe, dass das nicht eintrifft, das wäre schade.“

Ob die Einschränkungen in puncto Aerodynamik die WM-Rennen schlussendlich aber „ruinieren“, wie Motorsport.com spekuliert, ist fraglich. Auch die Risikobelastung der gegensinnigen Strategien, die Motorsport-Total.com hervorkehrt, sollte man relativieren. Schließlich fußte die Vorgehensweise der Werke in der Langstrecken-WM zumeist auf einem wohlerwogenen Kalkül. Darüber hinaus operieren Porsche und Toyota mit unterschiedlichen Budgets, wodurch sich ein Hinauszögern der High-Down-Force-Homologation für TMG vermutlich nur bedingt rentiert hätte.