Langstrecken-WM: Was wird aus Joest Racing?

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Reinhold Joest (l.) steht eine schwere Aufgabe bevor | © Audi

Die Entscheidung Audis aus der WEC auszusteigen, hat auch die Partnermannschaft Joest Racing in Schwierigkeiten gebracht. Reinhold Joest und Ralf Jüttner müssen nun in kürzester Zeit ein Programm samt Finanzierung für die kommende Saison zusammenstellen, um das Team und die Mitarbeiter zu retten. Ein privates LMP1-Engagement ist in der Überlegung.

Nachdem Audi seinen Rückzug aus der Langstrecken-WM verkündet hat, steht Joest Racing ab Saisonende ohne Auftraggeber da. Noch hat sich die Traditionsmannschaft aus dem Odenwald noch nicht für ein Programm ab dem kommenden Jahr entschieden. Offenbar hat die Entscheidung aus Ingolstadt auch Reinhold Joest kalt erwischt, wie SportsCar365 berichtet.

Am logischsten scheint derzeit der Umstieg auf einen markenneutralen LMP1-Prototypen und damit der Umstieg in die Privatwertung. Als Chassis kommt der bereits fast fertiggestellte neue R18 in Frage, aus dem jedoch sowohl Dieselmotor und die Hybrideinheit entfernt werden müssten. Gleichzeitig bräuchte man einen neuen Motor – Audi würde ein privates Vorhaben nicht unterstützen.

Die technische Schwierigkeit hierbei ist jedoch, dass der Wagen bereits für eine Diesel-Hybrid-Kombination ausgelegt ist und somit nur schwer umgebaut werden kann. Darüber hinaus fehlt es dem Team um den ehemaligen Piloten Joest und seinen Teammanager Ralf Jüttner derzeit an der monetären Ausstattung. Ein LMP1-Werkeprogramm, beispielsweise mit Peugeot, dessen Technikpartner Oreca mit Toyota angebandelt hat, wäre erst ab 2018 vorstellbar.

Daneben gäbe es auch die zweite Option, ein DPi-Programm in der IMSA-Serie gemeinsam mit einem Hersteller zu starten, auch wenn ein solcher Kandidat derzeit nicht am Horizont steht. Die Interessenten Corvette, Cadillac und Mazda haben bereits ihre Einsatzmannschaften benannt. Somit blieben als weitere Optionen Umstiege in die LMP2-Klasse oder die GT-Szene.

Joest Racing stehen unruhige Wochen bevor. Neben der Abwicklung des derzeitigen Programms mit dem WEC-Saisonfinale in Bahrain, müssen Technik- und Finanzpartner für das Jahr 2017 gefunden werden. Ziel sei es die 45 Vollzeitangestellten nicht entlassen zu müssen. Allerdings hat sich Joest bereits Ende der 90er-Jahre einfallsreich bewiesen, als es nach dem Ende des Engagements mit Porsche die 24 Stunden von Le Mans im Alleingang gewinnen konnte.