Shanghai: Wahrt Toyota beim Halbfinale seine Titelchance?

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Schließt Toyota in Shanghai auf Porsches Tabellenführer auf? | © Toyota Motorsport GmbH

Gelingt es Toyota, seine Titelchance in der Fahrerwertung der Langstrecken-WM zu wahren? Die Mannschaft selbst richtet den Fokus auf ein weiteres Podiumsresultat. Währenddessen ist Porsche imstande, eine Vorentscheidung in der Markenweltmeisterschaft herbeizuführen – sofern Audi nicht ausreichend punktet.

Nach dem Junialbtraum in Le Mans hat Toyota ein Musterbeispiel für Sportgeist erbracht. Nach zwei Bronzeergebnissen hievte sich die TMG-Abordnung beim Heimspiel am Fuji zurück auf die Siegerstraße. Zugleich kletterten Kamui Kobayashi, Mike Conway und Stéphane Sarrazin in der Tabelle empor auf den zweiten Rang. Ist das Dreigespann auch in der Lage, beim Halbfinale in Shanghai seine – obschon minimalen – Titelchancen zu wahren?

Um dem Porsche-Ensemble Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas die Führungsposition schon an diesem Wochenende zu entwinden, genügt dem TMG-Trio bei einem Rückstand von dreiundzwanzig Zählern theoretisch der Tagessieg. Im Idealfall. Normalerweise ist eine Zielankunft jedoch ein Garant für eine einstellige Punktzahl, womit die Weissacher Mannschaft höchstwahrscheinlich die Tabellenspitze verteidigt.

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Die Toyota-Equipe diskutiert ihre Aussichten auf den Gewinn der Weltmeisterschaft allerdings nicht – zumindest nicht öffentlich. Gleichwohl erhebt der Konstrukteur aus Nippon nach dem Erfolg am heiligen Berg dennoch den Anspruch, weiterhin an der Siegerehrung teilzunehmen. „Nun wollen wir dieses Momentum nutzen und die Saison solide beenden“, meint Teamchef Toshio Sato. „Wir sind höchstmotiviert, unsere Fahrten auf das Podium fortzusetzen.“

Allerdings vergegenwärtigt Sato zugleich, inwieweit dies ein schwieriges Unterfangen darstellt. „Das Wettbewerbsniveau in der Langstrecken-WM ist im Moment unglaublich“, bekräftigt Sato. „Insbesondere die letzten beiden Rennen waren schlicht und ergreifend Sprintrennen. Deshalb wissen wir, dass wir uns erneut ans Limit begeben müssen, sofern wir unsere Ziele erreichen wollen. Wir freuen uns auf die Herausforderung in Shanghai.“

Fritz Enzinger: „Herausforderung ist und bleibt, problemlos über die Distanz zu kommen“

Falls Audi ebenfalls noch seine Anwartschaft aufrechterhält, um den Titel zu ringen, müssen Loïc Duval, Lucas di Grassi und Oliver Jarvis günstigstenfalls maximal punkten. Denn deren Rückstand beträgt mittlerweile achtundzwanzig und einen halben Punkt. „Wer in dieser hart umkämpften Serie gewinnen will, darf sich nicht die geringste Schwäche erlauben“, meint Motorsportchef Wolfgang Ullrich. „Deshalb setzen wir alles daran, in China noch einen Schritt nach vorn zu machen.“

Porsche beabsichtigt wiederum, mit einer „fehlerfreien Teamleistung“ um vordere Ränge zu fahren. „Tendenziell kommt die Streckenführung in Shanghai der Charakteristik unseres 919 eher entgegen als jene des Fuji Speedway, dem Austragungsort des letzten Rennens“, erklärt Teamchef Andreas Seidel. „Es kommt aber auf sehr viele Faktoren an, und wir haben in den zurückliegenden beiden Rennen gesehen, dass die Konkurrenz mindestens aufgeschlossen hat.“

Derweil deklariert der Traditionshersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen wiederum ein anderes Tagesziel: die Vorentscheidung in der Markenwertung. Im Augenblick verbucht Porsche einen Vorsprung von neunundfünfzig Zählern – achtundachtzig sind noch zu vergeben. Verkürzt Audi den Abstand daher nicht um minimum fünfzehn Punkte, wäre Porsche beim Finale in der Arabischen Wüste uneinholbar.

Porsche-Einsatzleiter Fritz Enzinger äußert sich allerdings skeptisch und gemahnt an die letztjährige Endrunde, als Porsche mit Ach und Krach den Fahrertitel davontrug. „In einem Sechs-Stunden-Rennen kann alles passieren – ob in der ersten Kurve nach dem Start oder auf den letzten Metern wie dieses Jahr in Le Mans“, bemerkt Enzinger. „Die zentrale Herausforderung ist und bleibt, problemlos über die Distanz zu kommen.“