Langstrecken-WM: Etliche Fragezeichen, fehlende Antworten

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Nach dem Audi-Rückzug schweben viele Fragen im Raum | © Porsche

Nach dem Audi-Rückzug aus der Langstrecken-WM drängen sich etliche Fragen auf. Wie gestaltet sich die Zukunft der LMP1-Klasse? Existiert die Weltmeisterschaft fort? Inwieweit beeinflusst dies die 24 Stunden von Le Mans? Warum Formel E und DTM? Der ACO weicht diesen Fragen jedoch aus.

Ein Gutteil bewitzelte die Unkenrufe derjenigen, die bereits mahnten, der ACO errichte seine Weltmeisterschaft auf schwankendem Boden. Schließlich sei die Spitzenklasse des Langstreckensports im Begriff, der Formel 1 den Status als Königsklasse abspenstig zu machen. Der Weggang Audis hat jedoch illustriert: Das Konstrukt, welches sich auf das tönerne Fundament kostenträchtiger Werksbeteiligung stützt, ist fragil.

Man könnte gar die provokante These formulieren, die vielzitierte Endurance-Pyramide sei einsturzgefährdet. Obwohl seit geraumer Weile die Sorge um sich griff, Audi bereite seinen Ausstieg aus der Langstrecken-WM vor, löste die Hiobsbotschaft am vergangenen Mittwoch vielerorten dennoch Konsternation aus. Derweil offenbart die ACO-Stellungnahme abermals: Die Verantwortlichen sind ihrem eigenen Utopismus anheimgefallen.

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Man kann sich zuweilen des Eindrucks nicht verschließen, der Automobilklub aus dem Nordwesten Frankreichs operiere vorwiegend in einer fiktiven Zukunft, ignoriert zugleich aber die realen Probleme der Gegenwart. Der Fortgang Audis nötigt etliche Fragen auf. Anstatt sich mit diesen drängenden Fragen zu befassen, bemüht sich die ACO-Führungsriege, einen dritten Konstrukteur herbeizureden. Dabei sind jene Probleme unübersehbar.

> Wer ist der angekündigte, ominöse dritte Hersteller? Peugeot? Offensichtlich nicht. Denn der Pariser Autobauer trat derlei Spekulation sogleich entgegen. Die Marke mit dem Löwen schrickt seit Anbeginn der Einstiegsdiskussion vor den horrenden Kosten zurück und fordert nach wie vor eine Eindämmung ebenjener. BMW? Deren Fokus liegt zunächst auf der GTE-Entwicklung, ein LMP1-Programm steht allenfalls als Zukunftsaufgabe auf der Pendenzenliste.

> Wie gestaltet sich die Zukunft der LMP1-Klasse? Aufgrund des Audi-Ausstiegs fahren nurmehr noch zwei unterschiedliche Hybridprototypen gegeneinander – günstigenfalls starten in Le Mans fünf Besatzungen, sofern Toyota aufstockt. Indes hat Rebellion Racing gleichsam das Schicksal der privaten LMP1-Wertung besiegelt. Denn die stoischen Allüren von ByKolles Racing genügen nicht, um die Division der Privatiers am Leben zu erhalten.

> Besteht die Langstrecken-WM fort? Wollte man das Forfait Audis zynisch kommentieren, könnte man behaupten, das sieggewohnte Werksgespann des vergangenen Jahrzehnts habe der Weltmeisterschaft den Todesstoß versetzt. Denn das FIA-Regularium schreibt fest: Beansprucht ein Wettbewerb das WM-Prädikat, erfordert dies die Teilnahme dreier Hersteller. Diese Voraussetzung ist hinfort nicht mehr erfüllt.