Spa 24: AMG-Kunden weisen Schuld von sich

745
Haben die Organisatoren Mercedes-AMG bei den Spa 24 zu drastisch bestraft | © Ralf Kieven

Ließ Mercedes-AMG seine Einsatzmannschaften bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps in Unwissenheit über die Modifikationen am Motor-Mapping? Ein Teammitglied äußert sich zu der präzedenzlosen Bestrafung beim Ardennen-Klassiker – und richtet Kritik an den Umgang mit Turbomotoren.

Bei der diesjährigen Auflage des 24-Stunden-Rennens von Spa-Francorchamps statuierten die Regelwächter ein Exempel an den Einsatzmannschaften von Mercedes-AMG. Aufgrund einer illegalen Modifikation am Motor-Mapping erkannten die Sportkommissare die Superpole-Bestzeit ab und rückversetzten HTP Motorsport, Team AKKA-ASP und Black Falcon in der Startaufstellung ans Ende der besten Zwanzig.

Obendrein erlegten die Regelaufseher den AMG-Gespannen eine fünfminütige Stop-and-Go-Strafe auf. Ein Monat nach den aufsehenerregenden Vorkommnissen bezieht eine der Kundenmannschaften Stellung und beteuert, die Manipulationen nicht selbst durchgeführt zu haben. „Die Rennställe wurden hart bestraft“, meint ein Teammitglied gegenüber Endurance-Info. „Wir sind Kunden, und wir haben keinerlei Zugang zu den Motordaten.“

- Anzeige -

Überdies legt der Mitarbeiter klar, inwieweit die Anpassungen am Motor-Mapping nur marginalen Einfluss auf die Bestzeiten genommen hätte. „Die ersten sechs Positionen in der Superpole zu erzielen, wirft durchaus Fragen auf, aber falls man einen genauen Blick auf den Leistungsunterschied wirft, spielt dies keine wichtige Rolle“, lautet die Rechtfertigung. „Wir haben es schlichtweg geschafft, das Arbeitsfenster im richtigen Augenblick optimal auszunutzen.“

Angesichts dieser Gegebenheiten sei die Bestrafung unverhältnismäßig gewesen. „Hätte es zu Beginn keine Full Course Yellow gegeben, hätten wir zweieinhalb Runden verloren beim Antreten der Strafe“, hebt die Teamquelle hervor. „Dies ist eine schwere Strafe, die man unmöglich kompensieren kann. Wir sind die Opfer dieses Problems.“ Mercedes-AMG kündigte in einem Kommuniqué zwar an, Einspruch zu erheben, versäumte aber das Protestfenster.

Ferner moniert der Gewährsmann die Vorgehensweise der Ingenieure von Sportwagen mit Turbomotoren, die sich ebenfalls Freiräume verschaffen. „Wie können wir erklären, dass Fahrzeuge mit Turbomotoren bei der Überschreitung des Ladedrucklimits niemals mit einer Stop-and-Go-Strafe belegt werden?“, fragt das AMG-Teammitglied vorwurfsvoll. „Wer von Overboost spricht, spricht auch von Motor-Mapping.“