Olaf Manthey: „Die Sitten verrohen – zusehends“

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Olaf Manthey missfällt das gegenwärtige Miteinander auf der Nordschleife | © Julian Schmidt

Olaf Manthey beanstandet die gegenwärtigen Umgangsformen auf der Nordschleife des Nürburgrings. „Die Sitten verrohen – zusehends“, urteilt der ehemalige Teamchef in seiner VLN-Kolumne. Um dem „Bullshit“ ein Ende zu bereiten, fordert er dreifachen „Respekt“.

Mit harschen Worten übt Olaf Manthey scharfe Kritik an den derzeitigen Umgangsformen auf der Nordschleife des Nürburgrings. Die Fahrweise mancher Athleten widersetze sich mitunter den „Formen und Normen“, die ein „fairer Rennsport“ gebiete. „Die angewandten Methoden pendeln zwischen diskret und effizient bis schmutzig und brutal“, moniert der ehemalige Teamchef und Pilot in seiner Kolumne Zwischengas in den racing news.

Demnach gebe es mannigfaltige Vorgangsweisen, um sich gegenüber seinen Mitstreitern durchzusetzen. „Da gibt es Fahrer, die absichtlich einen schnelleren Konkurrenten blockieren“, beobachtet Manthey. „Fahrer, die den langsameren Konkurrenten von der Piste bugsieren. Fahrer, die kurzen Prozess machen und den Konkurrenten einfach abschießen.“ Seine Erkenntnis angesichts dieses Übelstandes: „Die Sitten verrohen – zusehends.“

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Gleichwohl kehrt Manthey hervor, inwieweit der Gründer des Rennstalls Manthey-Racing einen harten, aber sportlichen Wettbewerb befürwortet. Zumal Manthey während seiner Fahrerkarriere selbst den Kontrahenten die „Aufkleber vom Auto geschrubbt“ habe. „Damit kein Missverständnis aufkommt: Zweikämpfe, Kämpfe zu dritt, zu viert … gehören ins Repertoire des Motorsports; die wollen alle sehen, die Fans und die Aktiven. Ich auch“, bekräftigt Manthey.

Manthey: „Wir haben Konkurrenten nicht absichtlich aus dem Rennen befördert“

Insbesondere verurteilt Manthey eine Form von Unfällen: Kollisionen mit Vorsatz. „Wir haben gedrängelt, geschubst, gerempelt, geschoben; wir sind uns, wenn’s ganz heiß zuging, in die Autos gefahren“, erinnert Manthey, welcher hinsichtlich des Miteinanders auf die Goldene Regel rekurriert. „Aber eines haben wir, bei aller Härte und bei allem Druck, nicht gemacht: Wir haben die Konkurrenten nicht absichtlich aus dem Rennen befördert.“

Dazumal habe der Leitsatz „Leben und leben lassen“ gegolten, wenngleich dieser dann und wann ebenfalls zu Zusammenstößen geführt habe. „Aber das war bei uns die Ausnahme, nicht die Regel“, betont Manthey. „Doch heutzutage gehört es offensichtlich, bei gewissen Fahrern, zur bevorzugten gängigen Praxis, in Lücken reinzustechen, die keine sind, das vorausfahrende Auto dort in die Wiese zu schicken, wo keine ist.“

Daher fordert Manthey dreifachen „Respekt“, um dem „Bullshit“ (Anm. d. Red.: Referenz auf das Sprichwort „When the flag drops, the bullshit stops“) ein Ende zu bereiten. „Jeder Rennfahrer in der VLN muss Respekt vor dem Gegner aufbringen, Respekt vor der Nordschleife, Respekt vor dem Motorsport.“ Ebenjener Respekt sei ein Garant für „vernünftigen und fairen“ Motorsport. „Auch in der VLN. Gerade auf der Nordschleife“, meint Manthey.