Zakspeed: Giftschlange in der Grauzone

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Kultstatus: die Dodge Viper von Zakspeed Racing | © Manfred Muhr

Die Zakspeed-Historie ist facettenreich. Ein ereignisreiches Kapitel: die Ära der Viper auf der Nordschleife – erfolgreiche Anfangsjahre, Kontroverse um den Wechseltank und das Ende der Giftschlange. Mittlerweile engagiert sich die Traditionsmannschaft im ADAC GT Masters. Ein Porträt mit Anekdoten aus der Eifel.

Eigentlich gleicht das Empfangszimmer des Sitzes in Niederzissen einem profanen Büroraum: spartanisch, zweckmäßig. Als Blickfang erweist sich jedoch eine Vitrine, die sich quer durch den Raum erstreckt, eingebettet in den Fußboden. Aufgereiht sind zahlreiche Modellbauten von Monoposto-Einsitzern, Tourenwagen und GT-Fahrzeugen. Freilich ein Blickfang für jedermann, der automobilaffin ist.

Ein zweiter Blick offenbart jedoch gleichsam eine Chronologie: die Zakspeed-Historie en miniature. Gegründet im Jahr 1968, gilt der Eifelaner Rennstall ohne jeden Zweifel als Traditionsmannschaft im Motorsport. Leitete zu Anfang Erich Zakowski die Geschäfte, bekleidet mittlerweile sein Sohn Peter Zakowski die Position des Teamchefs. Die Betätigungsfelder der vergangenen vier Dekaden sind gleichermaßen mannigfaltig wie die unterschiedlichen Einsatzfahrzeuge.

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Ihren Ursprung hat die Unternehmung allerdings in der Wehrer Straße, dem ehemaligen Standort des Autohauses Zakowski. Die Geschäfte leitete Erich Zakowski selbst, der alsbald den Anspruch hatte, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Nachdem sich der Inhaber des Fahrzeughändlers in der Anfangszeit noch dem Tuning-Geschäft widmete, wuchs sein Interesse für den Motorsport stetig.

Als ersten Boliden legte sich der Neuling einen Ford Escort 1300 GT zu – ein Unfallwagen. Den heutigen Namen verdankt der Rennstall einer Plauderei zwischen Zakowski selbst und einem Griechen namens Venieres. 1970 entstand somit der heutige Name. Angelehnt war die Namensgebung an den damaligen englischen Tuningbetrieb von Ralph Broad, dessen Mannschaft sich Broadspeed nannte. Vorher schrieb der Teamchef seine Rennwagen immer auf den Namen „Autohaus Zakowski“ ein.

„Die Zeiten der VLN waren richtig gut“

Während der siebziger Jahre engagierte sich Zakspeed vorwiegend in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft. Fünfmal errang die Equipe aus Niederzissen mit ihrem Ford Escort den Meistertitel, ein weiteres Mal mit dem Ford Capri. Einer Teilnahme in der Interserie folgte ein kurzzeitiges Intermezzo in der Formel 1. Sodann wandte sich Zakspeed jedoch der Sportwagen-WM sowie Projekten in den Vereinigten Staaten zu – und entwickelte mit dem Ford Probe GTP den ersten Gruppe-C-Prototyp mit Kohlefaser-Monocoque.

Ein vielgestaltige Phase markierten wiederum die neunziger Jahre. Parallel zur DTM bestritt Zakspeed nämlich die Formel-3-Meisterschaft, die Formel Renault, den ITC-Wettbewerb und gründete ein Rennfahrschule am Nürburgring. Ein Start in der FIA-GT-Meisterschaft kennzeichnete letztlich den Einstieg in den GT-Sport. Als Porsche-Kunde betreute Zakspeed den Einsatz eines 911-GT1-Sportwagens.

Zur Jahrtausendwende begann schließlich ebenjener Abschnitt der Zakspeed-Annalen, die Freunde der Nordschleife mit dem Gespann aus Niederzissen assoziieren. Im Jahr 1999 trat das Ensemble um Zakowski erstmals mit der Chrysler Viper GTS-R beim 24-Stunden-Langstreckenrennen auf dem Traditionskurs am Fuße der Nürburg an. Und gewann. Souverän. Der Hintergrund: Die Veranstalter adaptierten stellenweise das Regularium der VLN-Langstreckenmeisterschaft, wodurch fortan auch leistungsstärkere Gefährte eine Startberechtigung erlangten.

„Die Zeiten der VLN waren richtig gut“, erinnert sich Zakowski. „Dort konnte sich ein Team noch profilieren, indem man Reglement-Analysen gemacht hat. Mittlerweile ist dies völlig out. Das Reglement schließt dies heutzutage auch aus. Zudem ist dies auch nicht mehr finanzierbar.“ Angesichts des Kantersieges beim Eifel-Marathon bestraften die Regelhüter die Raffinesse der Zakspeed-Truppe jedoch mit Zusatzgewicht für das Folgejahr.