Lehrgang mit Daniel Keilwitz: Regen, Schnee und Sonne

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Im Januar dieses Jahres startete Daniel Keilwitz mit der Möbelhauskette Roller die Suche nach talentierten Nachwuchsrennfahrern. Zehn Wochen später stehen die Gewinner fest: Max Koch und Marc Ehret gehen in der kommenden VLN-Saison im BMW M235i Racing Cup an den Start. Ein Sichtungslehrgang markierte den Beginn des Programms.

In vier verschiedenen Roller-Märkten Deutschlands wurden im Januar Raceroom-Rennsimulatoren aufgestellt. Der Andrang war groß. Fans waren angereist, um auf der virtuellen Rennstrecke Bestzeiten zu jagen. Wer am Ende des Tages der Schnellste war, hatte die erste Bewerbungshürde bereits hinter sich gelassen.

Einer der glücklichen Gewinner ist Christian Zielke. Der Zwanzigjährige war bei drei Castings, ehe es endlich geklappt hat. „Ich habe durch Zufall von dem Casting erfahren“, sagt der Student des Wirtschaftsingenieurwesens. „Dann bin ich erstmal Just for fun nach Köln gefahren. Das lief gar nicht gut. Beim zweiten Casting habe ich dann festgestellt, dass es einen Trick bei der Ideallinie gibt. Beim dritten Mal hat es dann geklappt“. Der ehrgeizige, angehende Ingenieur wurde daraufhin zum Sichtungslehrgang nach Hockenheim geladen. Dort traf er auf die anderen drei Casting-Gewinner sowie Kamil Franczak, der sich beim Online-Casting für die Sichtung qualifizierte.

Zum Sichtungslehrgang auf dem Hockenheimring waren jedoch nicht nur die fünf Casting-Teilnehmer, sondern auch zehn weitere, bereits erfahrene Jungrennfahrer geladen. „Ich bin letztes Jahr Dacia Logan Cup Meister geworden“, erzählt Marcel Pabst. „Ein Freund hat mir von dem Casting erzählt, und dann habe ich direkt bei Thomas Keilwitz angerufen, der mich sofort nach Hockenheim eingeladen hat“. Eine direkte Teilnahme am Rennsimulator in einem der Roller-Märkte war somit nicht – wie gedacht – die eigentliche Voraussetzung für die Einladung zum Sichtungslehrgang.

Weitere Anwärter mit Nordschleifen-Erfahrung eingeladen

Vielmehr hatte es den Anschein, dass bereits Nordschleifen-erfahrene Piloten gesucht wurden. So auch Fabian Grosse, der seit seinem fünften Lebensjahr im Kart sitzt. „Ich habe vor ein paar Jahren an einer Tourenwagen-Sichtung teilgenommen. Und Nordschleifen-Erfahrung habe ich auch schon: Im Rahmen der Touristenfahrten bin ich schon fünfzehn Runden gefahren. Auf dem PC unzählige Male. Die Strecke kenne ich blind.“

Am ersten der beiden Sichtungstage auf dem Hockenheimring herrschten gleichsam Nürburgring-Wetterbedingungen – vom Regen bis zum Schneefall und kurzzeitigen Sonnenschein. Kein Problem für Teilnehmer Max Koch, der im letzten Winter auf dem Sachsenring Winter-Cup fuhr: „Schnee, Eis und Regen liegen mir eigentlich ganz gut“, sagte er mit Vorfreude. Zum Motorsport kam er durch seinen Vater. „Mein Vati baut die Auspuffe für Rennautos. Daher hatte ich immer eine Bindung zum Rennsport. Jetzt bin ich selbst schon im Minicup gefahren und vier Rennen auf der Nordschleife im 997 Cup Porsche.“

Fünf Runden zur Eingewöhnung

Nach einer kurzen Begrüßung durch Profi-Rennfahrer Daniel Keilwitz ging es für die Teilnehmer zum ersten Mal mit dem BMW M235i Cup, der auch in der VLN zum Einsatz kommen soll, auf die nasse Strecke. „Ich habe einen Vorteil gegenüber den anderen“, sagte der selbstbewusste Marc Ehret, der bereits letztes Jahr Meister der BMW-Challenge Deutschland wurde. „Es regnet heute und ich bin schon immer gerne im Regen gefahren.“ 

Mit Daniel Keilwitz auf dem Beifahrersitz ging es für die fünfzehn Teilnehmer auf die Strecke. In insgesamt fünf Runden konnten sich die Jungrennfahrer ein erstes Bild vom Hecktriebler machen und sich an das neue Spielzeug gewöhnen. Dass die Teilnehmer, die bereits Motorsporterfahrung haben, besser abschnitten, war nicht verwunderlich. Das Resümee der Teilnehmer nach der ersten Fahrt war bei fast allen positiv. „Meine erste Fahrt im BMW war super“, sagte Enrico Schöpping. „Die Strecke ist sehr rutschig, und man muss sich auch erstmal ein bisschen an das Auto gewöhnen. Aber Daniel hat mir gute Tipps fürs Fahren im Regen gegeben.“ Auch er hat bereits Rennerfahrung: In den letzten Jahren war Enrico in der RCN und der VLN dabei.

Die alten Fotostrecken sind leider nicht mehr verfügbar.

Nach der Mittagspause und einer kurzen Stärkung hatten die Teilnehmer die Chance, im Eins-zu-Eins Gespräch mit Daniel Keilwitz eine Rückmeldung vom Profi zu bekommen. „Besonders die Datenauswertung und auch das Feedback von Daniel hat mit sehr geholfen, um das letzte Zehntel auf der Strecke zu finden“, sagte Kevin Rohrscheidt, der ebenfalls kein Neuling im Rennsport ist. „Das Fahren im M235i hat so unfassbar viel Spaß gemacht, dass man den Pit-in-Schild-wedelnden Techniker an der Boxenmauer am liebsten ignorieren möchte.“

Keilwitz: „Die schnellste Rundenzeit ist gar nicht so wichtig“

Auch Online-Gewinner Kamil Franczak, der extra aus Polen angereist war, konnte vom ADAC GT Masters Piloten lernen: „Meine erste Fahrt im BMW war super. Leider aber bei sehr schlechtem Wetter. Ich habe die Erfahrung sehr genossen, mich durch die Tipps von Daniel zu verbessern.“ Für den Online-Racer war es nicht der erste Sichtungslehrgang. „Dank Raceroom wurde ich schon mehrmals zu einem Talentwettbewerb an die Strecke eingeladen. Ich bin online sehr gut. So hab ich beispielsweise einmal einen Reifensatz von Falken Motorsport gewonnen.“ 

Am zweiten Tag hatten die Teilnehmer noch einmal die Chance zu zeigen, was in ihnen steckt. Nach dem Sichtungslehrgang resümierte Daniel Keilwitz: „Das Fazit ist sehr gut. Ich bin überrascht, wie gut sich die Teilnehmer anstellen. Nach den internen Auswertungen wird sich jetzt herauskristallisieren, wer für das Projekt geeignet ist.“ Wichtig für ihn war vor allem die Entwicklung der Teilnehmer. „Für uns ist die schnellste Rundenzeit gar nicht so wichtig. Wir wollen vor allem sehen, wie sich der Fahrer entwickelt, ob er dazulernen kann und schneller werden kann und nicht nur auf einem Level bleibt.“

Neben Koch und Ehret rekrutiert das Nachwuchsprogramm noch einen dritten Piloten für die VLN-Langstreckenmeisterschaft, der zusammen mit Keilwitz auf der Nordschleife antritt. Um die Förderung weiter auszubauen hat sich das Team zudem entschieden, weitere drei Fahrer für einen Einsatz in RCN-Läufen auszuwählen. Wer die glücklichen Gewinner sind, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.