VLN-Markenpokale: Monotonie oder Unterhaltungsgarant?

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Bewirken die VLN-Markenpokale Monotonie im Teilnehmerfeld der Langstreckenmeisterschaft? Oder garantieren die herstellerinternen Wertungen kurzweilige Wettbewerbe um Klassensiege? Die SportsCar-Info-Redaktion hat diese Frage diskutiert, wobei die Autoren gegenläufige Meinungen äußerten.

Sind Markenpokale innerhalb der VLN-Langstreckenmeisterschaft ein Garant für Unterhaltung und kurzweilige Kämpfe um Klassensiege? Oder bewirken die markeninternen Wettbewerbe von Toyota, Opel und BMW eine gewisse Monotonie im Teilnehmerfeld? Unsere Autoren äußern widerstreitende Meinungen. Spannung im Mittelfeld oder fades Einerlei? Die SportsCar-Info-Redaktion hat diese Frage diskutiert.

Maximilian Graf: Fraglos ermöglichen die VLN-Markenpokale einen halbwegs erschwinglichen Renneinsatz auf der Nürburgring-Nordschleife. Zugleich garantieren die identischen Fahrzeuge einen kurzweiligen Wettbewerb um den Klassensieg. Dennoch: Bereits die GT3-Dominanz durch die SP9-Spitenzklasse bewirkt eine gewisse Eintönigkeit im Teilnehmerfeld der Langstreckenmeisterschaft. Nun auch noch zunehmende Konformität im Mittelfeld? 

Selbstverständlich sind Chancengleichheit und ein gedeckeltes Budget gute Argumente für den Breitensport. Aber sind ein vielgestaltiges Fahrerlager mit Eigenbauten nicht ebenfalls Attribute des Breitensports? Macht es nicht den Reiz aus, das Fahrzeug selbst auf den Renneinsatz vorzubereiten, anstatt vom Hersteller gleichsam ein schlüsselfertiges Fahrzeug zur Verfügung gestellt zu bekommen?

Mittlerweile fügt sich das VLN-Starterfeld zur Hälfte aus Markenpokalen von Toyota, Opel und BMW, Cup-Elfern sowie GT3- und GT4-Sportwagen zusammen. Wirkliche Blickfänger sind eine Rarität geworden. Es muss zwar nicht unbedingt wieder ein Opel Astra Caravan oder gar ein VW Touran über die Nürburgring-Nordschleife rollen, aber gegenwärtig stellt sich am Fuße der Nürburg definitiv eine gewisse Monotonie ein.

Ralf Kieven: Markenpokale gehören seit geraumer Zeit zum Gesamtbild der VLN. Schon die Vorgängerversion des derzeit in der Cup 3 eingesetzten Renault Clio hatte im Veedol-Langstreckenpokal seine eigene Klasse. Damals wie heute bilden die kleinen Franzosen einen bezahlbaren Einstieg in den Motorsport. Honda zog nach und heute ziehen sich die Cup-Klassen mit Renault, Toyota, Opel, BMW und Porsche von Klein bis Groß. 

Meiner Meinung nach sind diese Klassen eine Bereicherung des ohnehin vielfältigen Starterfeldes. Besonders in den Klassen mit einem eigenen Reglement gibt es enge und spannende Kämpfe zu sehen. Ganz wie es sich für Markenpokale gehört. Aber sogar bei den Clios, die unter dem sportlichen Regelwerk der SP3 fahren und daher größere technischen Freiheiten genießen, gehören enge Klassenkämpfe zum guten Ton.

Aber die Pokale sind noch ausbaufähig. Gerade der BMW-Cup mit dem M235i Racing schien Anfang der Saison etwas mit der heißen Nadel gestrickt. Die Auslieferung der Wagen geschah auf den allerletzten Drücker und prompt entpuppten sich die Bayern-Renner als unausgereift und defektanfällig. Trotzdem erfreut sich der Zweier großer Beliebtheit und wird ähnlich den anderen Pokalen seine Erfolgsgeschichte schreiben. 

Daniel Stauche: Motorsport ist Leidenschaft, die Lust zum Siegen, die Faszination „Auto“ – das bestreitet niemand. Motorsport ist aber auch: ein Verlustgeschäft. Man investiert eine Menge Geld in das Auto mit allem Drum und Dran sowie in die Mannschaft, die dieses Auto einsetzt. Doch man kann diese Investition nicht am Return on Investment messen. Sie wird sich finanziell nicht rentieren. 

Es braucht also jemanden, der bereit ist in dieses Geschäftsmodell Geld zu pumpen. Jemanden, für den ein anderer Faktor als die Rendite zählt. Namentlich sind dies entweder Herrenfahrer, die Spaß am Rennfahren haben, oder Firmen, die sich eine Werbefläche auf dem Fahrzeug mieten. Für sie zählt einzig der Erfolg.

Dieser stellt sich jedoch nur ein wenn das Fahrzeug konkurrenzfähig ist – je garantierter, desto besser. An dieser Stelle betreten die Markenpokale die Bühne. Alle Mannschaften setzen auf ein Auto, das ausgereift ist und von der Stange beim Hersteller gekauft werden kann. Kurzum: Alle haben dieselben Chancen auf den Erfolg ohne Entwicklungsarbeit leisten zu müssen. Es reduzieren sich die Kosten also auf das Auto selbst und die Selbstkosten für die Einsätze.

Auch wenn es für den Fan an der Nordschleife etwas langweilig sein mag, zwanzig oder dreißig Modelle desselben Typs zu sehen: Die Markenpokale retten den Breitensport in der VLN. Sie geben Fahrern mit einem kleineren Budget, die sich nicht ein Cockpit in der BES oder ELMS leisten können, die Chance Motorsport zu betreiben.

Daniel Schnichels: Meine Meinung zu den Markenpokalen in der VLN ist sehr gespalten. Für die Fahrer und Aktiven in der Meisterschaft bieten die diversen Markenpokale sicherlich eine gute Alternative, um auf einen relativ gutem Niveau in den Motorsport einzusteigen. Die Teams kaufen sich quasi ein komplett aufgebautes Fahrzeug und bekommen im besten Fall auch noch werksseitige Unterstützung.

Für mich persönlich wird die Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring dadurch zu eintönig. Vor allem der Toyota-Markenpokal ist mir ein Dorn im Auge. Nun gut, dies mag vielleicht damit zu tun haben, dass ich den Toyota GT86 nicht wirklich mag und mir in dieser Klasse das gewisse Etwas fehlt. Einzig der neue BMW-Markenpokal macht mir persönlich sehr viel Spaß, da es auf dem Eifelkurs in der neuen Wertung interessante Duelle gibt.

Die Vielfalt geht somit verloren, die Autos kommen vorwiegend von der Stange und sind direkt einsatzbereit. Somit ist weniger Platz für Unikate, wie zum Beispiel der Manta. Dadurch fehlt mir auch ein eigen entwickeltes Auto, wie der Dicke von Manthey-Racing. Resümierend muss ich sagen, dass die vielen Markenpokale mich persönlich stören, da mir dadurch eine gewisse Breite im Teilnehmerfeld abhanden kommt. 

Tim Keuler: Die Markenpokale und die VLN. Ein Thema, das oft diskutiert wird. Die Frage, ob die Markenpokale der VLN ein einseitiges Teilnehmerfeld oder einen Mehrwert in Hinsicht auf spannende Rennen bringen, kann man meiner Meinung nach nur gespalten beantworten. Denn beides hat sein Für und Wider. Für mich als Zuschauer sind spektakuläre Fahrzeuge, die von guten Fahrern in spannenden Kämpfen am Limit bewegt werden die Idealvorstellung. Bringen Markenpokale die VLN näher an dieses Optimum?

Einerseits schon: In dieser Saison gab es bereits einige Beispiele für spannende Positionskämpfe innerhalb der Markenpokale, die teilweise sogar um die Führungsposition in der Klasse ging. Beispielsweise die Duelle in der neuen Cup-5-Klasse für die BMW M235i Racing, die seit diesem Jahr eingerichtet wurde. In dieser Wertung gab es bisher bei fast jedem VLN-Lauf interessant Kämpfe um die Spitze. Zumal stets mehrere Teams involviert waren. Auch für mich als Beobachter waren diese unterhaltsam anzuschauen.

Auch die Opel-Astra-Klasse ist meiner Auffassung nach eine Bereicherung für die VLN. Gerade für weniger erfahrene Piloten sind diese als gutmütig geltenden Fahrzeuge ein toller Einstieg in den Rennsport auf der Nordschleife. Das hemmt den Wettbewerb allerdings in meinen Augen überhaupt nicht. Auf die über Jahre hinweg kurzweiligen Rangeleien innerhalb des ältesten Markenpokals der VLN, der Cup-Klasse für Porsche-Neunelfer, braucht man, glaube ich, gar nicht näher eingehen.

Es gibt für mich allerdings auch ein schwarzes Schaaf. Der Toyota-GT86-Markenpokal ist für mich völlig emotionslos und unspektakulär. Es fehlt für mich vor allem die Würze. Die Autos sind alles andere als spannend zu beobachten, wenn sie ihre Runden auf dem Eifelkurs drehen. Wenn die Markenpokale also wie die zuerst genannten Beispiele aussehen und durchgeführt werden, bilden die Markenpokale einen schönen Mehrwert für das Renngeschehen in der VLN. Andernfalls tun sie der VLN sicherlich nicht gut.

Nick Preylowski: In der VLN sind in dieser Saison drei Markenpokale vertreten. Doch handelt es sich bei den Cup-Klassen um Monotonie oder einen Stimmungsgarant, der die Langstrecken-Meisterschaft Nürburgring am Leben hält?

Meiner Meinung nach sind die Markenpokale wichtig für die VLN. Durch die Cup-Klassen ist eine höhere Starterzahl in den Rennen gewährleistet. Denn ohne die stark besetzten Opel- und BMW-Markenpokale oder auch die Porsche-Cup-Wertungen würde das Starterfeld um dreißig bis vierzig Fahrzeuge schrumpfen. Durch die gegebene Chancengleichheit in den unterschiedlichen Cup-Klassen sind Rad-an-Radduelle vorprogrammiert und die anhaltende Spannung verleiht der Langstreckenmeisterschaft ihre Würze. 

Des Weiteren ermöglichen die Markenpokalen preiswerten Motorsport zu betreiben. Außerdem verbinden die meisten Leute Breitensport mit Rennfahrern, die ihr Geld nicht im Motorsport verdienen und so zu den „ Samstagsfahrern“ werden und um Siege in den jeweiligen Klassen der VLN kämpfen. Schlussendlich kann ich sagen, dass die Markenpokale nicht mehr aus der VLN wegzudenken sind, da sie die VLN durch die Chancengleichheit ausmachen.