Lakeville: Graf und Luhr drehen das Rennen

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Die beiden Muscle-Milk-HPD-Piloten Lucas Luhr und Klaus Graf traten während des Northeast Grand Prix eine Rundreise durch das gesamte Klassement an und gewannen schlussendlich doch. Flying Lizard obsiegte in der GT-Klasse beim 100. ALMS-Rennen für Jörg Bergmeister.

„Ich hätte nicht noch schneller fahren können“, so Klaus Graf nach dem atemberaubenden Rennen. „Solang ich die Führung noch nicht hatte, war meine Position nicht sicher. Ich habe wie verrückt im Verkehr gepusht und bin viel Risiko eingegangen. Ich habe anscheinend ausgeblendet, dass ich so hart gepusht habe. Guy Smith war auf der Gerade ein bisschen schneller, aber wenn du hier Verkehr hast, brauchst du Glück. Guy ist ein Weltklasse-Fahrer also war es nicht einfach an ihm vorbei zu kommen.“

Wovon der deutsche Muscle-Milk-Pilot hier spricht sind seine Eindrücke der letzten halben Stunde des ALMS-Laufes in Lime Rock. Für ihn und sein Team war das Rennen im Lime Rock Park ein Auf und Ab. Obwohl das Team hinter dem Dyson-Lola ins Rennen ging, konnte Lucas Luhr kurz nach dem Start in einem Windschattenmanöver die Führung übernehmen. Ab diesem Zeitpunkt baute Luhr seine Führung kontinuierlich aus – bis zur verhängnisvollen 45. Rennminute.

Unerwartet steuerte der HPD-Kutscher seine Boxencrew an. Grund war, dass er nicht mehr hochschalten konnte. Das Team untersuchte fieberhaft das Getriebe, bis der Verdacht auf die elektronische Steuerung der Schalteinheit fiel. Mit einem simplen Neustart – bei modernen Rennwagen ein Reboot des Computersystems – konnte das Problem behoben werden. Bis dahin hatte das Muscle-Milk-Team fünf Runden verloren.

„Ich dachte schon jetzt ist es vorbei“, sagte Lucas Luhr. „Ich dachte, jetzt können wir nicht noch mehr verlieren und packte im Verkehr den Hammer aus. Egal wo, ich pushte einfach. Am Ende meines Stints waren wir nur noch eine Runde zurück.“

Durch die vielen Überrundungen und Glück während der drei Safety-Car-Phasen arbeiteten sich Luhr und Graf bis eine halbe Stunde vor Rennende wieder nach vorn. Nach der letzten Safety-Car-Phase, in der das Duo ein „wave-around“ bekam, war der HPD plötzlich am Heck des Dyson-Renners. Graf fuhr nun geradezu um sein Leben und konnte der Dyson-Mannschaft noch den sicher geglaubten Sieg entreißen.

Porsche ist zurück

Während dem Northeast Grand Prix musste sich Corvette bei den GT zunehmend einem neuen Hauptgegner erwehren. Nicht mehr BMW – die im Rennen viel Pech hatten – sondern Porsche in Form des 997 GT3 RSR von Flying Lizard Motorsports wollte den US-Brummern ihre Grenzen aufzeigen. Dazu schalteten sich beide Extreme-Speed-Ferrari in den Kampf um die Führung ein.

„Die Corvette waren in den Kurven eins und zwei wirklich gut, aber auf dem Rest der Strecke waren wir schneller“, sagte Jörg Bergmeister, der sein 100. Rennen fuhr, im Siegerinterview. „Ich hatte ein paar wirklich gute Restarts und konnte dadurch wegziehen. Wir haben ein paar Reifenschäden heute gesehen, wir hatten zum Glück keinen. Das Auto war perfekt, die Reifen waren perfekt und die Fahrer waren auch perfekt.“

In den letzten 15 Minuten des Rennens fuhren die ersten vier Wagen innerhalb von 0,8 Sekunden. Vorne weg der Porsche von Bergmeister und Patrick Long, verfolgt von beiden Corvette-Boliden und Guy Cosmo im Ferrari. Er war es, der in der letzten Kurve noch mit der Mauer kollidierte und dadurch die letzte Safety-Car-Phase auslöste – hinter dem Porsche Panamera in Führung wurde dann auch das Rennen beendet.

„Wir mussten einfach herausgehen und es uns holen“, fügte Long hinzu. „Der Kampf in der GT-Klasse ist so hart, man bekommt nichts geschenkt. An einem schlechten Tag wird man Achter, an einem guten kann es auch nur zum vierten Platz reichen. Wir hatten viel Pech in dieser Saison, daher fühlt es sich umso besser an, zurück zu sein.“

Level 5 Motorsports: vier Rennen – vier Siege

In einem spannenden LMP2-Rennen waren die Hauptprotagonisten Scott Tucker im Level-5-HPD und Martin Plowman im Conquest-Morgan-Judd. Tucker konnte am Ende die Nase vorn behalten. Am Start war dies jedoch noch nicht zu erwarten, da der HPD vom letzten Platz losfuhr. Nach 22 Runden konnte Tuckers Teamkollege Christophe Bouchut erstmals die Führung übernehmen, später führte der Wagen mit der Startnummer 055 sogar zeitweise im Gesamtklassement.

Plowman belegte am Ende Rang zwei gemeinsam mit seinem Teamkollegen David Heinemeier-Hansson. Der in Indianapolis geborene Plowman schaffte es gegen Ende des Rennens bis auf eine Sekunde an Tucker heranzukommen, seine Aufholjagd wurde jedoch durch die letzte Safety-Car-Phase beendet. Den dritten Rang sicherten sich Patrick Dempsey und Joe Foster.

Für CORE Autosports wurde es in der LMPC am Ende ein Doppelsieg. 55 Minuten vor dem Fallen der Zielflagge übernahmen Colin Braun und Jon Bennett die Führung und gaben diese nicht mehr ab. Dieses Überholmanöver war wohl das waghalsigste des Rennens, denn Braun schob sich in der letzten Kurve, die mit Vollgas gefahren wird, an Butch Leitzinger vorbei.

Den CORE-Doppelsieg rundeten Tom Kimber-Smith und Alex Popow ab. Mit dem zweiten Platz nahm das Wochenende für dieses Duo noch einen versöhnlichen Abschluss, da Kimber-Smith im Training den Wagen beschädigte und somit dem Team zusätzliche Arbeit machte. Die niedrigste Stufe des Podestes durften Duncan Ende und Henri Richard für das Team Dempsey Racing besteigen.

Von der Poleposition gestartet holten sich Cooper MacNeil und Leh Keen den Rennsieg. Insgesamt führten vier Cup-Porsche das Klassement der GTC an, bevor Keen vom JDX-Piloten Chris Cumming den ersten Platz übernehmen konnte. Zweite wurden Damien Faulkner und Peter LeSaffre im Green-Hornets-Porsche, die hart kämpften, vor Alex Welch und James Sofronas vom Team GMG Racing.

Das nächste Rennen ist der Grand Prix of Mosport, das einzige Auslandsgastspiel der ALMS, am 22. Juli.