LMP-Reglement: Neuerliches Handicap für den Dieselsektor

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Die Le-Mans-Organisatoren ACO und FIA haben einige Anpassungen im Reglement abgesegnet. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand zum wiederholten Male die Balance zwischen Benzin- und Dieselmotoren. Darüber hinaus wurden erneut Sicherheitsmaßnahmen getroffen und das Hybrid-Konzept angeschnitten.

Die laufende Saison neigt sich dem Ende, und die Le-Mans-Veranstalter haben sich einmal wieder zu einigen Regeländerung durchgerungen. In Abstimmung mit seinem neuen Kollegium aus den Reihen der FIA tagte der ACO, um drei zentrale Themen zu diskutieren: das Kräfteverhältnis zwischen Diesel- und Benzinfahrzeugen, Sicherheitsaspekte und Hybrid-Antriebe. Heute Nacht veröffentlichten die Verantwortlichen einige Eckdaten des überarbeiteten Reglements. 

An oberster Stelle der Tagesordnung stand die Diesel-Benzin-Debatte. Mithilfe der Auswertung von etlichen Daten aus Le Mans und Spa-Francorchamps ergreift der Automobilklub des Westens zum x-ten Mal Maßnahmen, um das lang ersehnte Gleichgewicht zwischen Selbstzündern und den konservativen Aggregaten herzustellen. Demzufolge bleiben die Durchflussmengen beim Tanken zunächst bei den beiden konkurrierenden Konzepten identisch.

Ansonsten trifft es primär die Heizölrenner, während die Regularien der Benzinmotoren in diesem Zusammenhang unberührt bleiben. Die Leistung der Dieselantriebe wird um ungefähr sieben Prozent gedrosselt, indem der Luftmengenbegrenzer und der Ladedruck verringert wird. Das heißt im Umkehrschluss: Der Durchmesser des Restriktors wird von 47,4 auf 45,8 Millimeter verkleinert. Verwendet ein Fahrzeug zwei Restriktoren wird der Durchmesser jeweils von 33,5 auf 32,4 Millimeter beschnitten.

Überdies wird der Ladedruck bei Turboladern von 3.000 auf 2.800 Millibar gedämpft. Obendrein wird das Tankvolumen aller Selbstzünder um fünf Liter vermindert. Statt maximalen 65 sind fortan lediglich 60 Liter erlaubt. Zur entsprechenden Analyse wurden zudem Ingenieure kontaktiert, um unter strengster Geheimhaltung Informationen ihrer Motoren für die Betrachtung heranzuziehen. Ein weiterer Indikator war ein Messsystem von Rundenzeiten, das nicht ausschließlich in den Ardennen und an der Sarthe installiert wurde.

Haifischflosse wird Pflicht

Ein anderer Dauerbrenner im Nordwesten Frankreich sind Sicherheitsbedenken. Die Haifischflosse – eine Errungenschaft jüngster Regeländerungen, die Unterluft-Abflüge unterbinden soll – trug bereits Früchte. Dennoch blieben selbst bei der diesjährigen Auflage der 24 Stunden von Le Mans fatale Unfälle nicht aus. Allein Audi wurde Opfer von zwei Intermezzi. Deshalb sehen sich ACO und FIA auch unter diesem Aspekt gezwungen, Anpassungen im Reglement vorzunehmen. 

In Absprache mit den Herstellern und Konstrukteuren kamen die FIA-Sicherheitskommissare zu folgendem Entschluss: Die Haifischflosse wird zukünftig obligatorisches Bauelement in sämtlichen Prototypen-Divisionen LMP1, LMP2 und FLM. Ein Novum sind Öffnungen auf den Vorder- und Hinterradabdeckungen.

Um die Sicht nach hinten zu optimieren, werden die Rückspiegel vergrößert und müssen mit einem Nachtmodus ausgestattet werden. Hiervon sind die LMP1-Akteure logischerweise ausgenommen, da sie im Normalfall seltener überholt oder überrundet werden. Zudem muss der Rückspiegel mit einem elektrischem Schieberegler versehen werden, damit der Pilot auch während der Fahrt den Spiegel individuell nach seinen Wünschen anpassen kann.

Details für Hybrid-Modell festgelegt

Zu guter Letzt verlor der ACO in seiner Pressemeldung noch einige Worte über das Hybrid-Konzept. Demnach darf Bremsenergie über die Fronträder gewonnen werden, jedoch nur oberhalb von 120 km/h. Darüber hinaus wurden Sicherheitsmaßnahme im Bezug auf Bremsen für Hybrid-Antriebe definiert. 

Hierbei handelt es sich selbstverständlich nur um einen Ausschnitt aus dem neuen Regelwerk für die FIA World Endurance Championship 2012, das vollständige Dokument erscheint nicht vor dem 30. November. ACO und FIA haben zuvor noch am 21. November ein Treffen vereinbart, um dem Reglement endgültig den Stempel aufzudrücken. Die Änderungen treten ab dem ersten Rennen unter ACO-Regularien im nächsten Jahr in Kraft.