Estoril: Jani staubt Last-Minute-Pole ab

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Geheimtipp düpiert Titelaspiranten: Die letzte LMP1-Poleposition der Geschichte geht an Rebellion-Toyota. Pescarolo-Routinier Julien Jousse und Sportwagen-Altmeister Jean-Christophe Boullion wähnten sich bereits in Startreihe eins, als Neel Jani im Finale seinen Trumpf ausspielte.

Lange Zeit musste er die Finger stillhalten, dann schlug der Rebell aus dem Hinterhalt zu. Sein Kalkül ging durch und durch auf: In der Meisterschaft bereits abgeschrieben, verharrte Neel Jani zunächst in der Box und schlug dann eiskalt zu. Im ersten Anlauf knackte der Schweizer die bisherigen Bestzeiten seiner Rivalen. Somit ergatterte Rebellion-Toyota in Estoril die letzte LMP1-Poleposition der LMS-Geschichte.

Die Schallmauer von Anderthalbminuten wurde dennoch nicht gebrochen, 118 Tausendstelsekunden hastete Jani zu langsam über den Zielstrich. Als Zweiter sortierte sich Julien Jousse (Pescarolo-Judd) in der ersten Startreihe ein, welcher sich zuvor an der Spitze des Klassements festgesetzt hatte. Letztendlich lag der Franzose zwei Zehntelsekunden hinter dem Pole-Mann. Mittitelanwärter Jean-Christophe (Rebellion-Toyota) reihte sich an dritter Stelle ein.

Ein ähnliches Szenario spielte sich um die LMP2-Poleposition ab. Danny Watts (Strakka-HPD) legte die Messlatte mit 1:32,072 Minuten hoch, doch der designierte Titelträger Tim Kimber-Smith (Greaves-Zytek-Nissan) konterte souverän und ergatterte den wertvollen Punkt zum Meisterschaftsgewinn. In der finalen Phase fiel schlussendlich die Marke von einer Minute und 32 Sekunden – um exakt zwei Zehntel. Dritter wurde Matias Beche (TDS-Oreca-Nissan) mit einem Umlauf in 1:32,347 Minuten.

Dahinter wuchsen die Abstände zwischen den Wettstreitern. Thor-Christian Ebbesvik (Boutsen-Oreca-Nissan) hielt mit einer halben Sekunde Rückstand noch den Anschluss zur Spitzengruppe, Jonathan Hirschi (Race-Performance-Oreca-Judd) fehlten wiederum schon weitere sechs Zehntel einer Sekunde. Im Klassementkeller landeten wiederum Pierre Kaffer (Pecom-Lola-Judd), Warren Hughs (RLR-MG-Lola) und Fabian Rosier (Extrême-Limite-Norma).

Alex Kapadia (Neil Garner Motorsport) errang in der Formula Le Mans mit einer Rundenzeit von 1:36,044 Minuten; rund eine halbe Sekunde von Nicolas Marroc (JMB Racing). Pegasus Racing machte neuerlich keinen Hehl aus seiner Apathie gegenüber der Qualifikation, weshalb Patrick Simon die rote Laterne in Empfang nahm.

Zweimal Ferrari vor zweimal Porsche

Zum Saisonabschluss rasselten im ewig währenden Duell „Porsche versus Ferrari“ nochmals die Säbel. Letztendlich packten die Roten ihre letzten Reserven aus und sicherten sich im Westen Lissabons die Doppelpoleposition: JMW Motorsport vor AF Corse, dahinter Felbermayr-Proton vor ProSpeed Competition.

Anfangs bestimmten noch Richard Lietz (Felbermayr-Porsche) und Marco Holzer (ProSpeed-Porsche) das Tempo auf der Piste, bis sich die Thermik zugunsten des italienischen Pferdes änderte. Gianmaria Bruni (AF-Corse-Ferrari) brannte eine 1:39,233 Minuten in den Asphalt, anschließend packte GT-Haudegen Robert Bell den Hammer aus: 1:39,176 Minuten. Poleposition. Die Topfünf machte Dominik Farnbacher (Hankook-Farnbacher-Ferrari) komplett.

„Wir haben unser Bestes gegeben und sind mit dem dritten Startplatz wirklich zufrieden“, zog Lietz Bilanz. „Meine Runde war gut, der dritte Platz ist das beste Saisonresultat bislang. Vor allem freut mich, dass wir nun so nah an den Zeiten der Spitze dran sind. Jetzt schauen wir mal, was das Rennen uns bringt.“

„Das war ein super Qualifying“, pflichtete Holzer seinem Markenkollegen bei. „Uns hat das erste freie Training gefehlt, weil wir am Getriebe etwas ändern mussten. Von daher waren wir etwas im Rückstand mit den Abstimmungsarbeiten. Umso mehr freut uns die zweite Startreihe. So weit vorne sind wir in dieser Saison noch nicht losgefahren. Außerdem hoffen wir, dass wir morgen früh im Warm-Up das Fahrverhalten unseres Elfers noch weiter verbessern können und dann sollte das Rennen echt gut werden. Die Strecke ist anspruchsvoll, macht mir aber großen Spaß.“

Eine dröge Darbietung zeichnete sich bei den Amateuren ab, denn Nicolas Armindo (IMSA-Porsche) sorgte im Mach der Gewohnheit frühzeitig für klare Verhältnisse. Der Franzose manövrierte sich in 1:40,014 Minuten um den über vier Kilometer messenden Kurs. Marco Cioci (AF-Corse-Ferrari) wusste nicht die passende Antwort auf diese Duftmarke – dem Italiener drückte das Weissacher Pferd eine halbe Sekunde aufs Auge.

Das letzte Rennen der Saison – über die Routinedistanz von sechs Stunden – startet morgen um 13 Uhr westeuropäischer Zeit.