Estoril: Dreikampf um den letzten Titel

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LMP1 ade: Im Westen Lissabons wird dem Oberhaus die letzte Ehre erwiesen. Dennoch raffen sich lediglich drei Mannschaften auf, um die großen Prototypen in der Le Mans Series zu verabschieden. Rebellion und Pescarolo duellieren sich in Estoril um den letzten LMP1-Titel.

Eine Ära neigt sich dem Ende. Doch Umbruchstimmung herrscht im LMS-Lager definitiv nicht. Denn zum letzten Gefecht der LMP1-Boliden wird nicht gerade eine Eruption erwartet, eher ein Abschied in geselliger Runde. Zum Finale im portugiesischen Estoril haben sich lediglich drei Gespanne eingetragen – von ehemals sieben Saisonmeldungen, eine Absprungrate von mehr als fünfzig Prozent.

Aber Zahlen und Statistiken sind bekanntlich nur Schall und Rauch. Wenn die arrivierten Ensembles von Pescarolo und Rebellion im Westen Lissabons zur letzten Offensive blasen, dürfen sich sämtliche Piloten noch Hoffnungen auf den Titel machen. Bis dato haben Henri Pescarolos Schützlinge Christophe Tinseau, Emmanuel Collard und Julien Jousse seit dem Aufgalopp erfolgreich die Tabellenspitze verteidigt. Allerdings wurde die Luft am Gipfel des Klassements dünner und dünner.

Die italienisch-französische Rebellion um Andrea Belicchi und Jean-Christophe Boullion setzten in Imola und Silverstone zum Schlussspurt an und verkürzte den Abstand auf das führende Trio immens. Vor dem letzten Rennen auf der iberischen Halbinsel trennt die Kontrahenten lediglich ein Zähler. Die zweite Fahrerpaarung aus dem Lager der Rebellen geriet dagegen zuletzt ins Hintertreffen.

Nicolas Prost und Neel Jani landeten in der Grafschaft Northamptonshire eine Nullnummer, weshalb dem Duo vor der Endrunde zehn Punkte auf die Sarthe-Delegation fehlt. Auf dem Papier ist der Meisterschaftsgewinn also noch in Reichweite, allerdings müssten sich die Rivalen schon einen Totalausfall leisten, damit sich die Rebellen realistische Erfolgschancen ausrechnen dürfen.

Ojjeh und Kimber-Smith mit einem Fuß auf dem Podium

Der LMP2-Privatier Karim Ojjeh und sein Kumpan Tom Kimber-Smith haben die Hand indes bereits an der Schale. Eine tendenziell konservative Strategie wurde bisweilen mit drei Klassensiegen belohnt. Ergo verzeichnet die Greaves-Equipe zum Saisonende einen Vorsprung von 14 Punkten und braucht den Sack folglich bloß zuzuschnüren. Während die Devise bei der Zytek-Nissan-Mannschaft dementsprechend „Ankommen“ heißt, müssen die Verfolger ihr Heil in der Flucht suchen.

Das britische Dreigestirn Jonny Kane, Danny Watts und Nick Leventis (Strakka-HPD) sowie Jungspund Dominik Kraihamer (Boutsen-Oreca-Nissan) reisen punktgleich in den Süden Europas. Falls die Spitzenreiter gar leer ausgehen, könnte einer der Kontrahenten letztlich den Titel auf der Zielgeraden abstauben. Strakka trat bei den letzten Läufen allerdings durchwachsen auf.

In der Formula Le Mans sind die Würfel hingegen bereits gefallen. Mirco Schultis, Patrick Simon und Julien Schnell (dress-for-less) tüteten den Fahrertitel bereits souverän in Großbritannien ein. Zudem treten neben dem Wiesbadener Team lediglich zwei weitere Mannschaften in Estoril an: Neil Garner Motorsport und JMB Racing.

AF Corse und Ferrari bereits durch

Eine ähnliche Konstellation ergibt sich in der Profiwertung der Gran-Turismo-Akteure. Giancarlo Fisichella und Gianmaria Bruni (AF-Corse-Ferrari) führen die Punktewertung mit 80 Punkten an und sind somit uneinholbar. Die Markenkollegen Dominik Farnbacher und Allan Simonsen (Hankook-Farnbacher) haben lediglich 32 Punkte gesammelt.

Die Porsche-Speerspitze tummelt sich wiederum auf Rang drei, demnach konnten die Weissacher kein Kapital aus dem Streichresultat anlässlich des Eklats zum Saisonauftaktes ziehen. Marc Lieb und Richard Lietz (Felbermayr-Porsche) sind mit 29 Zählern in der Lage, noch die Hankook-Rivalen abzufangen.

„Der Podiumsplatz in Silverstone hat uns gut getan“, konstatiert Lietz. „Vielleicht haben wir in Estoril die Möglichkeit, mit der Konkurrenz gleichzuziehen. Ich hoffe, der Kurs kommt uns mit den langsamen Kurven besser entgegen als Silverstone. Hinter uns liegt wirklich eine schwierige Saison. Sie mit einer weiteren Podiumsplatzierung abzuschließen, wäre schön.“

In Amateurwertung fechten Nicolas Armindo/Raymond Narac (IMSA-Porsche/58 Punkte) und Marco Cioci/Piergiuseppe Perazzini/Stéphane Lemeret (AF-Corse-Ferrari). In Summe nehmen an diesem Wochenenden 28 Autos das Rennen in Angriff. Start ist 13 Uhr westeuropäischer Zeit.