Qualifikation, Teil eins: Es wird ernst in Le Mans

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Für die Teilnehmer der 79. Auflage des 24 Stunden-Rennens im Département Sarthe hat mit dem ersten Qualifikationstraining die heiße Phase vor dem Rennen begonnen. Die 56 Protagonisten trafen sich zu nächtlicher Stunde, um den Kampf um die besten Startplätze zu beginnen.

In der ersten von drei jeweils zweistündigen Quali-Sitzungen konterte Peugeot seinem Erzrivalen Audi, die im freien Training am Nachmittag die Bestzeit markierten. Jener Umlauf, der für die Spitze des Zeitenmonitors reichte, dauerte 3:27.033 Minuten und wurde vom Fahrzeug mit der Nummer acht getätigt.

Geprägt war die erste Qualifikation jedoch von zwei roten Flaggen. Die erste wurde ausgelöst von zwei Startern aus der „größten“ und der „kleinsten“ Klasse. Dies waren zum einen die Titelverteidiger im Audi R18 mit der Nummer eins und der Gulf-Aston Martin aus der Amateur-Unterteilung der GTE-Klasse. Zum Unfall der beiden Fahrzeuge kam es nach einer Stunde in der Mulsanne-Kurve am Ende der Hunaudières-Geraden. Dem Crash ging ein Dreher von Michael Wainwright voraus, welcher in seinem Aston Martin im Kurvenausgang zum Stehen kam. Romain Dumas im Audi konnte im Folgenden trotz einer Vollbremsung die Kollision nicht vermeiden. Beide Fahrzeuge blieben schwer beschädigt liegen, die Fahrer sind jedoch unverletzt. Ein weiterer Einsatz der Wagen, vor allem des Aston Martin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, ist daher fraglich.

Die zweite rote Flagge der Session wurde von Nick Leventis, Teameigner und Fahrer im britischen Rennstall Strakka Racing, ausgelöst. 40 Sekunden vor Trainingsende drehte sich der Brite in seinem HPD-LMP2-Prototyp am Ende der Start-Ziel-Geraden beim Anbremsen in die Dunlop-Schikane, wobei der Bolide stark beschädigt wurde.

Für die meisten Teams galt das erste Qualifying dem erfüllen der Regularien. Der ACO legte im Reglement fest, dass jeder Fahrer mindestens drei Runden im Dunklen absolvieren muss. Des Weiteren arbeiteten die Mannschaften an ihren Rennsetups weiter, da für alle das Hauptaugenmerk auf dem Rennen, nicht auf der Startposition liegt.

Dies gilt auch für die Werksteams von Audi und Peugeot. Trotzdem fuhr oben genannter Löwen-Schützling die vorerst schnellste Zeit in diesem Jahr. Gefolgt wird er im Klassement von drei Audi-Gespannen und den restlichen Werks-Peugeot. Dahinter reihte sich der Vorjahres-Oreca-Peugeot ein. Die LMP1-Klasse zeigt sich an der Spitze, wie erwartet, dicht gedrängt, denn die ersten fünf Fahrzeuge liegen in unter zwei Sekunden. Als bester der Benziner konnte sich die Equipe des Le-Mans-Rückkehrers Henri Pescarolo etablieren und damit der Favoritenrolle gerecht werden. Jedoch fehlen ihm auf den schlechtesten Diesel-Renner fünf Sekunden. Das rollende Hybrid-Labor von Hope Racing aus der Schweiz schaffte es auf Gesamtrang 21 und liegt damit im Mittelfeld der LMP2-Starter. Die Probleme des AMR-One sind ebenfalls nicht ausgemerzt. Die nagelneuen Fahrzeuge der englischen Sportwagenschmiede liegen lediglich auf den Rängen 25 und 26, damit den letzten Rängen der LMP1-Klasse und ebenfalls am Ende der LMP2-Kategorie.

Trotz des Unfalls zum Trainingsende halten Nick Leventis und seine Mitstreiter die schnellste Zeit in der LMP2-Klasse. Damit liegen die Vorjahressieger vor den hoch eingeschätzten Oreca 03 mit Nissan-Motoren der Teams Signatech und Oreca.

Die erwartete Ausgeglichenheit, wie in der „Diesel-LMP1“, herrscht auch in der Pro-Abteilung der GTE-Kategorie. Dort liegen innerhalb besagter zwei Sekunden neun Renner von vier Herstellern, dicht gefolgt von der fünften Marke Aston Martin, repräsentiert durch das Team Jota. Die Nase vorn im GT-Kampf hat derzeit das BMW-Gespann rund um Andy Priaulx. Dicht auf den Fersen des M3 sind der von AF Corse eingesetzte Ferrari 458 Italia, unter anderem pilotiert von Giancarlo Fisichella und das Schwesterfahrzeug des Klassenführenden. Auf den weiteren Plätzen tummeln sich die beiden Corvettes, ein weiterer Ferrari von Luxury Racing, die Porsche-Speerspitzen von Prospeed und Felbermayr-Proton und schlussendlich der aus dem bayrischen Lichtenau angereiste Farnbacher-Ferrari.

Von zwei Porsche wird das Geschehen bei den Amateuren in der GTE bestimmt. Die führende Position hat der vom französischen Larbre-Team eingesetzte Weissacher Brummer. Auf die Plätze verwiesen wurden der Porsche 911 RSR des Typs 997 vom amerikanischen Flying Lizard-Team und der verunfallte Gulf-Aston Martin.

Die beiden weiteren Qualifikationstrainings finden am morgigen Tag ab 19:00 Uhr und 22:00 Uhr statt. Nach dem dritten Qualifying steht die endgültige Startaufstellung fest.